Putin hat mich in Bezug auf den Kriegsgrund enttäuscht - Er bedient das westliche Narrativ vom Aggressor.
Als Carlson gleich zu Beginn nach dem Grund für den Einmarsch in die Ukraine fragt, hält Putin einen ellenlangen Vortrag über die Geschichte Russlands, beginnend 862, aus der er einen Anspruch Russlands auf die Ukraine - und zwar die ganze Ukraine ableitet.
Ich bitte um Verlaub, das ist ein wahrlich dümmlicher Kriegsgrund, mit dem er das westliche Narrativ vom Aggressor bedient, der territoriale Gelüste nach alter feudaler Art hegt. Damit hat sich Putin ein riesiges Eigentor geschossen.
Was soll das? Hat er etwa vergessen, dass sich im Verlauf der letzten 1000 Jahre die Grenzen vielfach geändert haben, es Wanderungsbewegungen gegeben hat, sich neue Identitäten gebildet haben? Wenn man der Putinschen Logik folgt, dann müsste gerade Europa in Kriegen nur so ersticken.
Wo und wann soll man denn anfangen, wer wo irgendwelche territorialen Ansprüche geltend macht?
Sollen die Deutschen Neapel und Palermo einfordern, weil sich das Heilige Römische Reich vor 1000 Jahren bis nach Sizilien erstreckte und die Staufer in Sizilien residierten?
Soll etwa Österreich Ansprüche gegen Ungarn, Rumänien, Tschechien, Slowakei, Italien, Kroatien geltend machen?
Ich hätte Putins Argumentation verstanden, wenn er den Rubikon mit einem NATO-Beitritt der Ukraine und einer möglichen Stationierung von NATO-Raketen dort als überschritten gesehen hätte und Russland das auf keinen Fall toleriert. Auch die Bedrohung des russischen Kernlands und das Vorschieben der russischen Westgrenze gen Westen hätte ich als plausiblen Kriegsgrund gelten lassen, um so die Verteidigungslinie einzudampfen und die Vorwarnzeiten bei Bedrohungen des russischen Kernlands zu verlängern.
Aber hier die Geschichte hervorzukramen und daraus territoriale Ansprüche abzuleiten, das ist Denke von vorvorgestern.
Tut mir leid Herr Putin, mit Ihrer Argumentation haben Sie sich ins Abseits geschossen.
Gruß Plancius
--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER