Jeder Herausgeber macht genau das, was die Banken machten, bevor es Zentralbankgeld gab

Morpheus ⌂, Sonntag, 01.05.2022, 14:15 (vor 733 Tagen) @ Rheingold3622 Views
bearbeitet von Morpheus, Sonntag, 01.05.2022, 14:25

Hallo Rheingold,

jetzt habe ich endlich verstanden, wie das funktionieren soll.

Da mußt Du eigentlich McDonald oder andere Gutschein-Emittenten fragen, weshalb die Gutscheine verschenken und dann für diese umsonst leisten. Wir Rheingolder haben das nicht nötig.

Meinst Du, dass dies Formulierung angemessen ist? Klingt für mich nach aufplustern und wichtig machen.


McDonald gibt dafür sogar richtig Geld aus. Da sind teure Marketing-Experten und Werbe-Strategen für diesen Zweck unterwegs, die das kostenträchtig umständlich planen und umsetzen. Ganze Stäbe von Designern machen sich den Kopf, wie diese farbenprächtigen Gutscheine gestaltet werden sollten, Druckereien müssen die dann umständlich drucken, umständlich, weil sie diese Gutscheine nach einmaligen Gebrauch entweder wegschmeißen oder aus steuerlichen Gründen auch noch von Buchhaltern verbuchen und abheften lassen müssen. Ganze Kolonnen von Niedriglöhnern müssen diese Gutscheine dann Zeitungen und Prospekten beilegen oder in Briefkästen werfen.

Ja, die haben da offensichtlich ein Konzept was funktioniert.


Der Grund, weshalb die diesen Aufwand treiben? A) Sie haben Rheingold nicht verstanden oder kennen es nicht. B) Sie versprechen sich mit diesen kostspieligen Aktionen zum einen Neukundengewinnung und zum anderen Kundenbindung, außerdem mehr allgemeine Bekanntheit.

Genau.


Wir Rheingolder machen das schlauer. Wir geben unsere Rheingold-Gutscheine EINKAUFEND in Umlauf.

Tolle Idee!


McDonald hat ja inzwischen Konkurrenz. Das sind dann Start-ups, die üblicherweise eine bessere Qualität anbieten. Wenn ein solches startup Rheingolder ist, gibt es auch Gutscheine für seine Pommes und Hamburger heraus. Statt seine eigenen Gutscheine durch Verschenken in Umlauf zu bringen, geht der start-up-Inhaber natürlich clever mit diesen seinen Gutscheinen einkaufen, beispielsweise in einem 5-Sterne-Restaurant, wo er gerne seine Geschäftspartner bewirtet. Er zahlt dort mit seinen Pommes-Gutscheinen, hat die Leistung des 5-Sterne-Kochs erhalten und bezahlt. Nun muß er nur noch warten, bis der 5-Sterne-Restaurant-Betreiber seiner Edelküche mal überdrüssig wird und Hunger auf Pommes und Hamburger hat und schon kommen die Scheine wieder zu ihm zurück. Bis dahin hat er die Seignorage seines Geldes genossen.

Man du formulierst immer so etwas von großspurig und magst damit ja vielleicht ein paar Dumme einfangen, aber ein fortschrittliches Geld wird so etwas nie. Das ist ein Rückschritt auf uralte Zeiten.

Wie schon weiter oben geschrieben, ist jeder Gutschein eine Note des Herausgebers auf eine zukünftige Leistung. Genau so, wie das früher auch bei den Banknoten (nicht Zentralbanknoten) der Banken war. Du hast bei Deinem Rheingold noch ein paar zusätzliche Nachteile eingebaut.
Aber betrachten wir die in dem verlinkten Beitrag aufgeführten Nachteile einzeln:

Erster Nachteil, jede Bank gab ihre eigenen Noten heraus und sie konnten nur bei dieser Bank gegen Münzgeld eingetauscht werden.
Zweiter Nachteil, die Bank konnte Pleite gehen (einfachste Form: Banküberfall) und dann waren die Noten wertlos, weil der Halter konnte nirgendwo mehr hingehen und seine Banknote in Münzgeld tauschen.
Dritter und entscheidender Nachteil (der aber im Zeitverlauf erst später entstand), weil er die Banker und nicht die Kunden betraf: Die Noten mussten fälschungssicher sein. Wenn die Bank auf eine gefälschte Note hereinfiel, wurde sie ihr eigenes Münzgeld los. Weil Fälschungssicherheit bei kleinen Serien sehr teuer ist, waren die Banken da zunehmendem Betrug und damit starken Risiken/Verlusten ausgesetzt.

Der erste Nachteil ist bei Dir auch gegeben. Diese Banknoten liefen später auch um, wenn die Annehmenden Vertrauen in die herausgebende Bank hatten. Dafür muss aber bei jedem Kaufvorgang stets jede Note einzeln bewertet werden und das ist ein irrer Aufwand. Das mutet ihr jedem zu, der Eure Rheingold als Zahlungsmittel akzeptieren soll. Das mag bisher immer gut gegangen sein, weil es nur die Größenordnung von Spielerei hat, kann aber im großen Stil nicht funktionieren. Weil die Zentralbanknoten, wo eine Einzel-Notenprüfung eben nicht mehr erforderlich ist, hat man nicht ohne Grund eingeführt.
Der zweite Nachteil bleibt unverändert bestehen.
Der dritte Nachteil wird wahrscheinlich erst relevant, wenn der Umlauf über das Spielerei-Niveau hinausgeht.

Bei den ersten Banknoten wurde stets staatliches Münzgeld geschuldet. Beim Rheingold ist die geschuldete Leistung völlig unterschiedlich. Allerdings bindet sich der Herausgeber bei der Ausgabe des Gutscheins und kann dann keine Anpassungen mehr vornehmen, weil z.B. seine Einkaufspreise massiv ansteigen. Das kann in der Zeit von Inflation richtig problematisch werden, wenn man denn das Volumen von Spielgeld verlassen würde.


Im alten Schuld-Geld-Denken hat er sich beim 5-Sterne-Restaurant verschuldet (Gutschein als Schuldschein mißverstanden) und danach hat der 5-Sterne-Koch sich beim Burger-Mann seine "Gegen-Leistung" geholt also seine Forderung getilgt. Ist aber falsch gedacht.

So ist es richtig und so erwartet das auch das Finanzamt (denn es hat viele steuerliche Konsequenzen, die dem Finanzamt wichtig sind):
Im ersten Schritt hat der Burger-Mann beim 5-Sterne-Koch sehr lecker gegessen UND bezahlt und ist ihm nichts mehr schuldig. (So buchen das auch die zwei), im zweiten Schritt hat der 5-Sterne-Koch seine Pommes bezahlt und ist ihm auch nichts mehr schuldig (im übrigen egal, ob er seine eigenen Gutscheine, die des Pommes-Mannes oder die Gutscheine eines fremden Dritten dafür verwendet hat).

Alles immer viele schöne Worte, um wie ein Zauberer vom eigentlich problematischen Teil abzulenken.

Grüße
Morpheus

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