Rubel und Rheingold

Rheingold, Samstag, 30.04.2022, 11:49 (vor 725 Tagen)5729 Views

Ich hab die Diskussion verfolgt, wie es hier ein großes Rätselraten gibt, wie nun das Gas bezahlt wird. Die Info, jetzt mit Rubel statt mit Euro, ist die offizielle Erklärung, nur erklärt sie in keinster Weise, wie dies technisch vonstatten geht.

Vielleicht können meine praktischen Erfahrung bei einer Implementierung eines komplementären Zahlungsmittels zusätzlich zum Euro eine Hilfe sein.

Das Rheingold verfolgt einen dezentralen, herrschaftsfreien Ansatz. Beim Rheingold wird jeder einzelne Herausgeber zu seiner eigenen Zentralbank, der seine eigenen herausgegebenen Rheingold durch sein spezifisches Leistungsspektrum deckt (leistungsgedecktes Geld). Da wir die Leistungskraft unserer Mitherausgeber durch Akzeptanz mitdecken, erhalten wir so eine sehr diverse belastungsfähige Deckung unseres Geldes. Sofern ein Goldhändler beim Rheingold mitmacht, ist es auch durch Gold gedeckt. Wir sind also ein Verbund von De-Zentralbanken.

Damit müssen wir uns aber allen "Problemen" stellen, die eine Zentralbank lösen muß, wenn sie das Geldsystem steuern will. Leider sind die Infos, die wir über die Gebahren der Zentralbanken erhalten, entweder offensichtlich falsch, vorsätzlich verfälscht oder dreist verschwiegen.

Die Herausgabe war mit erst 100 Rheingold, dann 200 Rheingold je Leisungsträger extrem gering.

Hintergrund ist der: Da Rheingold immer an erster Stelle vor dem Euro zum Einkaufen genutzt wird, räumt es potentiell gegenüber dem Euro wesentlich mehr Waren vom Markt, ergo braucht man wesentlich geringere Mengen davon.

Mir war es als Kurator wichtig, dass ich nicht der Diktator des Rheingolds bin, also mich nicht zur "unabhängigen" obersten Zentralbank erkläre und nach Gusto Kaufkraft und Bedingungen bestimme.

Deswegen erkannte ich bald, dass ein fester von oben verordneter Wechselkurs von 2 Rheingold gleich 1 Euro ein unzulässiger Systemeingriff sein würde. Dies solle der Markt entscheiden. Dabei wurde mir klar, dass das garantiert bedeuten würde, dass Rheingold im Devisenwechselgeschäft nur mit Abschlägen gehandelt werden wird, schmerzhaften Abschlägen, solange der Staat für seine Abgaben Euro verlangt und Rheingold nicht akzeptiert. Soweit so schlecht. Und soweit auch kongruent mit der debitistischen Machttheorie.

Weiter, dass Rheingold keine Eigenständigkeit in der Preisfindung und damit Kaufkraftstabilität finden kann, solange die Rheingolder ausschließlich in Euro ihre Preise auszeichnen. Erst wenn die Rheingolder ihre Preise in Rheingold auszeichnen, können sich stabile oder zumindest verläßliche Preise in Rheingold ausbilden.

Als Düsseldorfer wußte ich, daß in Grenzregionen eine multiple Preisauszeichnung in Gulden, D-Mark, Franc problemlos umgesetzt werden konnte. Also geht das auch mit Rheingold.

Weiter dachte ich mir, wenn sich die Schar der Akzeptanten ausweitet, wird auch ein Bedürfnis nach Wechselgeschäften zwischen den zwei Währungen entstehen, insbesondere, wenn sich durch Abschläge daran Geld verdienen läßt. Dabei wurde mir folgendes klar:

Solange unsere Rheingold Menge dermaßen begrenzt ist, kann es mangels Volumina gar keine Wechselgeschäfte geben. Das Rheingold Geld ist ja gleichmäßig unter den Rheingoldern verteilt und jeder hat nur Mengen, die für professionelles Wechseln a la Wechselstube gar nicht taugen.

Wie machen das dann die zentralen Notenbanken? Die haben keinen Geldspeicher, sondern nur Verbindlichkeiten und Forderungen. Sie können bei der Hereinnahme von Devisen nur mehr fordern und mehr schulden, also die Bilanz verlängern, also schlicht frech noch mal Geld drucken. (die Doofis dann für Gelddinger mit innerem Wert halten)

Also wie geht das jetzt mit dem Putin-Dekret, alle Bezahlungen der Gaslieferungen müssen in Rubel gewechselt werden, heisst es.


Wie gesagt, noch viel mehr als beim Rheingold (das man durchaus auch als Dinggeld ansehen könnte) gibt es in den herkömmlichen Zentralbanken kein Ding-Geld. Die russische Zentralbank hat also kein Rubel-Dinggeld, das Sparer einst mal eingezahlt hatten, weil es irgendwie sowieso schon immer in der Welt war (=Dinggeld).

Die einzige Möglichkeit ist, dass die russische Zentralbank die Euroforderungen, die ihr übertragen werden (denn auch das ist kein Dinggeld) zum Anlass (!) nimmt, um ihrerseits frech in beliebigen (beliebig, weil wer bestimmt den Wechselkurs?) Mengen Rubel zu drucken.

Wir erfahren durch diesen Vorgang schlicht erst einmal eine Verdoppelung "des Geldes" in den Mengen. Kein Wunder, dass sich die Zentralbank beeilt, irgendwas von gaga Golddeckung zu faseln, falls jemand der Zentralbank auf die Schliche kommt. :-)

Da die Euroherausgeber sich verschworen haben, alle Euro Im "Besitz" der russischen Zentralbank zu rauben oder wenigstens kaufkrafttechnisch crashen zu lassen, bucht die Zentralbank auch noch wider jeder kaufmännischen Grundsätze uneinbringliche Forderungen als "Vermögen" und begründet damit den beliebigen Druck von eigenen Rubeln. Ist das nicht erstaunlich?

Das hätte ich als Kurator niemals den einzelnen Rheingoldern zulassen wollen, selbst wenn die gebuchten Forderungen an irgendwelche ausländischen Geldemittenten einbringlich gewesen wären. Schon weil es bedeutet, dass man fremde undurchschaute in fremden Rechtssystemen liegende Geldemissionen zu seiner eigenen macht.

Wobei noch mal, wie soll sich eine Einbringlichkeit der Forderungen herstellen, wenn der Käufer gar keine Produkte kauft? Denn der Halter der Forderungen an Euro ist eine Zentralbank, die keine Produkte kauft. 

Es würde sich schlicht ein einzelner Rheingolder erdreisten, seine persönliche Emission auszuweiten, um irgendwie an Euro zu gelangen. Er würde Forderungen an Euro aufbauen, ohne dafür zu leisten. Nichts anderes macht doch jetzt die Zentralbank Russlands.

Kann mir da einer folgen?


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