Geldscheine versus Banknoten

Hardy, der Student, Mittwoch, 07.10.2020, 11:53 (vor 1296 Tagen) @ BerndBorchert3561 Views

Dir ist klar, dass Münzen ganz anders in die Welt kommen als Scheine? (bei CHF, EUR, etc.)

Geld (konkret natürlich immer CHF, USD, EUR, Yen usw.) wird produziert und steht danach zur Auszahlung bereit. Nach Abschluss der Produktion ist das Geld "in der Welt".
Dabei ist es völlig unerheblich, ob Geldscheine oder Geldmünzen produziert werden.
Das gleiche gilt für die evtl. kommenden eCoins.

(Das gilt übrigens auch für Bitcoin, es wird geschürft und geschürft, und plötzlich hat einer einen Bitcoin. Jetzt ist die Bitcoinproduktion abgeschlossen, und der Glückliche ist sofort zahlungsfähig in Bitcoin. Genauere Details bitte bei den Bitcoinspezialisten erfragen, ich bin hier kein Fachmann.)

Bei den Münzen erlaubt es sich der Staat, diese direkt für Zahlungen zu verwenden, der Staat zahlt die Münzen bei der Zentralbank ein und erhält dafür ein entsprechendes Giroguthaben.
Quasi "Sofortliquidität" für den Finanzminister.
Dabei geht es nur um relativ kleine Beträge.

Den großen Batzen bekommt der Finanzminister nicht in die Hände, der große Batzen wird ausschließlich verwendet, um der Zentralbank Kredit, und zwar Bar-Kredit, zu gewähren.

Deshalb hat eine Zentralbank nach der Auszahlung von Geldscheinen auch immer entsprechende Schulden, es handelt sich um Schulden beim Staat.
Ich schrieb es Dir bereits mehrfach.

Dir ist klar, dass ein 100 Euro Geldschein unten im Tresorgeschoß der EZB keinen Wert hat? man könnte ihn ohne Schaden z.B. einfach verbrennen.

Der 100-Euro-Geldschein im Tresor der Zentralbank ist exakt einhundert Euro wert und ist gemeinsames Eigentum der Euro-Staaten. Man kann ihn verbrennen, der Schaden hält sich in Grenzen, der Schaden entspricht dem Herstellungsaufwand für einen neuen 100-Euro-Geldschein.

Warum immer wieder das Märchen von den wertlosen Geldscheinen im Tresor der Zentralbank?
Wenn Dir die Zentralbank gestatten würde, einmal im Monat 100.000 Talerchen dem Tresor zu entnehmen, würdest Du Dich dann gelangweilt abwenden und sagen:
"Nö, lasst mal gut sein, an wertlosen, bunt bedruckten Papier bin ich nicht interessiert."?

Ich für meinen Teil würde bei so einem Angebot Freudensprünge machen.
Ich weiß nämlich, dass dort keine wertlosen Zettel liegen, sondern echte Geldscheine.

Das ist so ähnlich wie ein Schuldschein "Ich, Hardy, schulde dem Besitzer dieses Zettels 10 Euro" keinen Wert hat, wenn er in Deiner Schublade liegt, aber wenn ihn ein Kumpel von Dir hat, dann könnte er ihm was wert sein: er könnte ihn für eine Pizza einem anderen Kumpel geben.

Inzwischen stehen meine Haare senkrecht, lieber Bernd. [[freude]]

So so, Ähnlichkeiten entdeckst Du, na, dann analysieren wir doch mal.

Fall eins:
Du hast den von Dir genannten 10-Euro-Schuldschein, der mich zur entsprechenden Zahlung verpflichtet (sozusagen eine Hardy-Note). Den knallst Du mir auf den Tresen und sagst:
"Zahlen!"

Was würdest Du sagen, wenn ich den Schein nehme und Dir lächelnd zwei Fünf-Euro-Hardynoten auf den Tresen legen würde?
Ich nehme mal an, Du wärst not amused, Du würdest auf die Zahlung von zehn Euro bestehen und Du wärst im Recht, ich müsste schweren Herzens die zehn Euro zahlen.

Fall zwei:
Du bist glücklicher Eigentümer eines 10-Euro-Scheines und begibst Dich zur Zentralbank.
Peng, Du knallst den 10-Euro-Schein auf den Tresen und verlangst, wie bei mir:
"Zahlen!"

Tja, lieber Bernd, und jetzt erlebst Du ein blaues Wunder: Die zahlen nicht.
Die müssen auch nicht zahlen, denn Du hast keine Banknote der Zentralbank, Du hast vielmehr einen 10-Euro-Geldschein, ein Geldschein, der ursprünglich aus der gemeinsamen "Geldkiste" der Euro-Staaten kommt, den die Zentralbank dort per Kredit entnommen und an jemanden ausgezahlt hat.

Die Zentralbank hat keine Schulden bei Dir, die Zentralbank schuldet die Rückzahlung des Geldscheines an die gemeinsame "Geldkiste" der Euro-Staaten.
Mit Dir hat die Zentralbank nicht das geringste zu tun.

Als die hübsche Angestellte der Zentralbank Dein trauriges Gesicht Gesicht sieht, greift sie in die Kasse und legt Dir zwei Fünf-Euro-Geldscheine auf den Tresen und legt Deinen Zehner in
ihre Kasse.
"Ist es das, was Sie wollten?", als weiteren Trost gibt sie Dir noch ein bezauberndes Lächeln.

Gemeinsamkeiten?
Sorry, ich sehe da elementare Unterschiede.

Keine Zentralbank der Welt emittiert Banknoten, alle zahlen staatliche Geldscheine aus.

Banknoten früherer Notenbanken waren kein Geld.
Heutige Geldscheine sind Geld, sie können deshalb unmöglich gleichzeitig Banknoten sein.


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