Lüste und Leiden

Talleyrand ⌂, Freitag, 23.10.2020, 16:12 (vor 1281 Tagen) @ NST9482 Views

diese Vorgänge sichtbar machen kann - und die Abläufe versteht, dann kann man diese Person auch sterben lassen, wenn man will.

Auf diese verrückte Idee kommen aber nur wenige, denn die 6 Sinne sind selbstverständlich auch die Quelle der Lüste .... sowohl der körperlichen als auch der geistigen Genüsse. Stirbt die Person, trocknet die Quelle aus - die Realität wird sichtbar und zwar, dass Lust und Genuss immer die Ursache von Leiden sind.

Richtig. Lust und Leid gehören zusammen, und bestimmen das Leben. Die Haltung des Buddhismus ist, mit der individuellen Persönlichkeit auch Lust und Leid absterben zu lassen. Ähnlich der antiken Stoa. Kann man machen, wird immer ein Elitenprogramm für Wenige sein, hat den Preis, daß man das Leben eben nicht mehr genießen kann. Genuß, das ist Erotik, aber auch Musik, alle Künste, gutes Essen, Freundschaften usw. usf. Darauf verzichtet man, um auch das Leid nicht durchleben zu müssen.

Interessant in dem Zusammenhang: das Christentum bekämpfte ja auch die Lust, wo es nur konnte, hat aber das Leiden verherrlicht.
Ich habe nichts gegen Letzteres, es ist nobel, beispielsweise die Leidenden aufzusuchen und ihnen beizustehen. Aber die Verdammung der Lust im Christentum halte ich für verderblich. Aus demselben Grund hat Goethe sich als Heiden bezeichnet.

Womöglich spielt der eigene Charakter die entscheidende Rolle, welche Religion/Weisheitslehre man am ehesten akzeptiert.
Für mich als Sanguiniker kämen dann weder Christentum noch Buddhismus in Frage, eher noch der Islam (der zumal dem Mann erheblichen Spielräume der Genußentfaltung einräumt) oder - das Judentum? Nein, das ist mir zu exotisch.
Tja, am Ende stünde man ohne Religion da, wenn man nicht bereits in eine hineingeboren worden wäre.

Es gibt 2 Richtungen auf die man Denken fokussieren kann - Richtung Aussenwelt oder Richtung Innenwelt ... Richtung Aussenwelt, bleiben die Wahrnehmungen der Sinne im Fokus, Richtung Innenwelt verlieren die Wahrnehmungen der Sinne ihre Bedeutung und nehmen stetig ab.

Welche Innenwelt soll das denn sein? Das wäre ja wieder der geistige Raum einer Persönlichkeit, mit ihren Erinnerungen, Phantasien und Einfällen. Nein, es handelt sich um die "Leere", also nicht das, was wir als Innenwelt des Subjekts bezeichnen.

Gruß
T

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https://talleyrandssudelbuch.art.blog


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