Absolute Werthaltigkeit des Geldes ist kontraproduktiv für Wirtschaftswachstum, Politik und Kohesion

Miesepeter, Dienstag, 28.12.2021, 12:35 (vor 1066 Tagen) @ Eugen A. Tagpfau2573 Views
bearbeitet von Miesepeter, Dienstag, 28.12.2021, 12:46

Ich denke, die Crux liegt schon in der Überschrift. Werthaltiges Geld. Was ist das?

Und noch mehr: was bedeutet "werthaltig"? Welche Folgen hat das? Warum soll man das wollen?

Natürlich möchte als Individuum jeder, dass das Zahlungsmittel, welches man heute erhält, übermorgen noch genauso viel kaufen kann wie gestern (am liebsten sogar noch mehr). Das bedeutet, dass ich mir nicht mehr überlegen muss, wie ich spare, wie ich Geld anlege, sondern ich kann es einfach zur Seite legen kann, für ein paar Jahre oder Jahrzehnte, und dann wieder rauskramen, wenn ich es ausgeben will oder muss.

Das heutige Geldsystem bzw Bankensystem wurde explizit entwickelt, um genau das nicht attaktiv zu machen, sondern die Guthabenbesitzer dazu zu motivieren (modern: "nudgen"), das Geld produktiv zu investieren oder gleich auszugeben - da beides die Wirtschaftstätigkeit stimuliert, anders als gehortetes, werthaltiges Geld.

Werthaltiges Geld hingegen verringert die Wirtschaftstätigkeit, erhöht aber den Wert des Geldes (Zurückhaltung des werthaltigen Geldes führt zu allgemeinen Geldmangel, der Preis/Wert des Geldes steigt, dann Deflation)

Was für das Individuum wünschenswert ist, führt ïm Gesamtaggregat zu erheblichen Schwierigkeiten.


Wir werden wohl ein digitales bedingungsloses-Grundeinkommen-geschöpftes Geld mit eigebautem schnellen wertverlust bekommen. Schneller Konsum ist dann gefragt. So soll es wohl sein.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen fördert nicht den Konsum.
Zunächst einmal verringert es den Leistungszwang -> weniger Konsumgüter werden hergestellt
Dann wird es mit Sicherheit digital sein -> es wird zweckgebunden, und der Zweck wird sicherlich auf Grundbedarf beschränkt sein.

Werthaltig ist vernünftig infestieren. Mit den bekannten Risiken. So ist Leben.

Sehr richtig. Geld ist (gesetzliches) Zahlungsmittel. Nicht Wertaufbewahrungsmittel. Davon gibt es haufenweise, es gibt keinen Grund, ausgerechnet aus dem Zahlungsmittel auch noch ein Wertaufbewahrungsmittel machen zu wollen.

Jetzt muss ich zum Schluss allerdings noch darauf hinweisen, dass der Vorschlag von Weiner, ein demokratisches, genossenschaftliches Geldsystem ja nicht zwangsweise zu werthaltigem und sicherem Geld führen müsste - um es mal euphemistisch zu sagen.[[zwinker]] Das ist halt so ein Slogan, den man nutzt, weil die Leute es gerne hören und man sie mit ihrer Perspektive abholen muss - schliesslich denken sie aus der Perspektive des Individuums und nicht aus der Sicht des Gesamtaggregats.

Gruss,
mp


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