Die Mittelschicht wird nicht versklavt, sie wird nur nicht mehr protegiert

Miesepeter, Freitag, 22.01.2021, 14:50 (vor 1152 Tagen) @ Olivia2795 Views
bearbeitet von Miesepeter, Freitag, 22.01.2021, 14:57

Hallo Olivia,

Ich gehe auch nicht davon aus, dass Trump einen "nationalen" Ansatz hatte - auch nicht die Gruppierungen, de ihn unterstützen. Alle (selbst Trump) gehören zu den Globalisten. Auch von seinen mittelständischen Unterstützern und den Intellektuellen, die ihn unterstützen, sind sehr viele international, global orientiert.
Der Ansatz "globalistisch" vs "national" greift also zu kurz.

Sehe ich nicht ganz so. Trump ist zwar kein überzeugter Nationalist, aber er versteht was von Marketing, und hat sich entsprechend für die Zielgruppe hübsch gemacht. Das geht sicherlich einfacher, wenn man nicht fanatisch vom Gegenteil überzeugt ist. Aber sicher, im Zweifelsfall ist er globalistisch abgebogen, auch wenn er national geblinkt hat. Er hatte da auch gar keine andere Wahl, denn er war bis zum letzten Mann von Globalisten umgeben (Washington DC Wahlergebnis: 93% für Biden).

Das bedeutet aber nicht, dass der zentrale Konflikt nicht "globalistisch" vs "national" ist, neue Weltgesellschaft des 21 Jahrhunderts vs nationale Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Beim letzten Mal an ähnlicher Weggabelung obsiegten die Nationalisten noch, diesmal ist es umgekehrt.

Der "Kampf" der Mittelschicht geht gegen Ausbeutung und Sklaverei. Die wird derzeit im geschichtlich höchsten Ausmaße weltweit praktiziert - bisher hat sie den Westen nur marginal erreicht.

Die Mittelschicht ist kein statisches Gebilde. Es wird auch eine globale Mittelschicht geben (siehe zb unseren DT). Manche mögen meinen, er sei ein Sklave der Globalisierung, aber ich glaube nicht, dass er das so empfindet.
Solange Mercedes Benz, BMW, Audi, Porsche, Tesla usw keine massiven Absatzeinbrüche aufgrund mangelnder Kaufkraft erleiden, würde ich mir eher keine Sorgen um die Existenz der globalen Mittelschicht machen. Die wächst, nur eben vermehrt woanders, und allein mit einem Abschluss als Rechtsanwalt oder Elektroingenieur aus Deutschland gehört man nicht mehr automatisch mit dazu.

Die Frage ist also, ob sich die Mittelschichten der westlichen Staaten soweit "organisieren" können, dass sie dem selbstzerstörerischen (Umweltkatastrophen, Vermüllung) Globalismus der WENIGEN Multis ein Gegenmodell entgegen setzen können. Das beginnt bei den Schulsystemen und endet bei der Übernahme von Selbstverantwortung.

Das ist ein bunter Strauss, der nicht notwendigerweise zusammengehört. Es ist doch jetzt bereits mehr als ersichtlich, dass in den westlichen Gesellschaften der Umweltschutz eine ganz zentrale Rolle, vielleicht sogar die zentralste Rolle der übergeordneten gesellschaftlichen Klammer erhalten wird. Allerdings dann womöglich auch in den Schulsystemen und Medien mit der Inbrunst des Christentums der spanischen Inquisition propagiert wird, und man sich auf Selbstverantwortung in zentralen Bereichen vielleicht nicht verlassen wird.

Wenn ich nach China schaue, dann graust es mich vor dem System, nicht vor den Menschen. Die USA stehen derzeit kurz davor, ein chinesisches System mit US-Prägung übergestülpt zu bekommen. Was das in Bezug auf das "Konstrukt Mensch" bedeutet sollte jeder genau analysieren. NST beschreibt ja seine Lösungs - die innere Emigration in die "Religion". Die innere Emigration war für viele Personen im "drixtenreich" die einzige Möglichkeit, zu überleben.

Ich halte es für schwierig, wenn Westler mit ihrer Geschichte die Qualität oder Erstrebenswürdigkeit des chinesischen Systems beurteilen. Die Chinesen haben in den letzten 100 Jahren eine völlig andere Geschichte durchlebt, mit bitterer agrarischer Massenarmut, mit Kriegen, Bürgerkriegen, Revolutionen, Verfolgungen, u.v.a.. Ich weiss nicht, ob man sich als Westler da angemessen hineinversetzen kann. Jedenfalls erstreckten sich diese totalitären Verhältnisse und Umwälzungen über gute 50 Jahre, ich halte es da nicht für ausgeschlossen, dass der überwältigenden Mehrheit der Chinesen die heutigen Verhältnisse dagegen (= gegen ihren Referenzrahmen) wie das reine Paradies vorkommen, und am Ende müssen die Chinesen mit ihrem System zufrieden oder unzufrieden sein, nicht wir Westler.

Im gleichen Sinne kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Änderungen, die der amerikanischen oder europäischen Gesellschaft bevorstehen, und die sicherlich für einige/viele Einschränkungen der individuellen Freiheiten mit sich bringen werden (im Vergleich zu den 70ern oder 80ern in diesen Ländern), ihren inneren Bezug in der Geschichte der letzten 100 Jahre (und darüber hinaus) in den USA oder Europa haben werden und nicht im heutigen China.

Die Auswirkungen der Technik haben die meisten Menschen sowieso noch nicht auf dem Radar.

Die benutzten Technologien werden sich natürlich gleichen, zumindest wenn die Chinesen uns daran noch teilhaben lassen [[zwinker]] . Das bedeutet aber noch nicht, dass sie zwangsläufig auch identisch eingesetzt werden.

Gruss,
mp


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