Von Nationalismus zu Globalismus

Miesepeter, Freitag, 22.01.2021, 11:30 (vor 1152 Tagen) @ trosinette3478 Views
bearbeitet von Miesepeter, Freitag, 22.01.2021, 11:41

Hallo Schneider,

Frage mir nur weiterhin, was die obermächtigen Herrscher aller Herrscher davon haben, wenn das, was sie beherrschen abgewrackt wird. Und haben sich Herrscher in der Vergangenheit nicht immer eher gegen neue Weltbilder gewehrt, weil mit dem Wechsel des Weltbildes auch die Herrscher wechseln?

Ein Gedankenspiel, um diesen kognitiven Kreis rund zu machen, wäre, dass die Herrscher bereits gewechselt haben, aber das Weltbild noch nicht (überall), und dies nun schrittweise nachgeholt wird.

Globalismus - anders ausgedrückt vielleicht: Ausweitung des Debitismus über das gesamte globale Verschuldungs- und Leistungspotential - unterscheidet sich in einigen Punkten radikal von dem national orientierten Volkswirtschaften des 20. Jahrhunderts. Globale Konzerne und globale Eliten sind verständlicherweise nationalen Einheiten nicht mehr verpflichtet: ihr Potential, ihre Märkte, ihre Mit- & Zuarbeiter, ihre Gewinne: alle sind global. Da ihre Interessen global sind, handeln sie in globaler Perspektive, sowohl wirtschaftlich als auch politisch.

Der grosse Verlierer dabei sind die alten nationalen Mittelschichten, die in national orientierten Wirtschaftsstrukturen Monopolgewinne realisieren konnten, da sie vor billiger internationaler Konkurrenz geschützt wurden. Durch globales Outsourcing, Einwanderung und Automatisierung ist das Monopol der (weissen, männlichen) nationalen Mittelschicht weitgehend zerstört, sie stehen jetzt zunehmend in jeder Hinsicht im globalen Wettbewerb, und das bedeutet Abstieg für viele im Westen (ebenso aber Aufstieg für viele ausserhalb des Westens).

Gefördert wird all das von den global orientierten Eliten. Diese - ehemals national oder kontinentalen "Herrscher" - sind ihren Volkswirtschaften entwachsen, entsprechend wächst zwischen ihnen und national verhafteten Akteuren überall die "inequality", einen Begriff, den sie jedoch in ihrem Sinne zu besetzen versuchen, indem sie ihn stattdessen auf die Ungleichheit zwischen den alten Mittelständlern und dem Rest der Bevölkerung umlenken. Da sich die Medien in ihrem Eigentum befinden, funktioniert das recht erfolgreich.

Es macht also durchaus Sinn, wenn die Herrscher die Grenzen und Gedankengebäude, und die daraus entstandenen gesellschaftlichen Regeln, welche das 20.Jahrhundert definiert haben, zugunsten eines grenzenlosen, national-blinden Wirtschaftsraums, in welchem die Privilegien, welche die (weisse) Mittelschicht in den westlichen Ländern aufgrund der sie protegierenden Grenzen hatten, abwracken wollen.

Gruss,
mp


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