die ferne Zukunft des Staates ist weiblich

Weiner, Sonntag, 17.01.2021, 17:43 (vor 1193 Tagen) @ Talleyrand2297 Views

Hallo Talleyrand, ich versuche noch schnell eine Antwort, bevor ich mich aus der Diskussion zurückziehen muss (immer ist die Zeit knapp ...). Die Zitate aus Deinem Beitrag sind etwas aus dem Zusammenhang gerissen, aber Du wirst den Kontext erkennen. Nochmals Dank und Grüße! Weiner.

Jemand könnte ein grosses Buch führen, in dem alle einzelnen Lebensgeschichten aller Menschen einer Zeit, oder aller Menschen, die jemals gelebt haben, aus der Sicht des jeweiligen Menschen, erzählt werden. Das Buch des Lebens. Ein sehr umfangreiches Buch.

Diese Buch existiert bereits. Ich habe hier einmal geschrieben, dass die Elektronen, die wir in uns haben, so alt sind wie das Universum. Alle ihre Bewegungen seither sowie alle Berührungen, die sie mit anderen Teilchen hatten, sind im elektrostatischen, im magnetostatischen Feld sowie in den elektromagnetischen Feldern aufgezeichnet, die die Elektronen seither (also seit dem 'Urknall') abgestrahlt haben. Diese Felder mögen aus physikalischer Sicht ultraschwach sein, jedoch sind sie immer noch vorhanden (teilweise auch sekundär abgespeichert in absorptiven Materialien). Menschen mit fortentwickelten 'Bewußtseins'-Fähigkeiten können diese Felder 'lesen', doch hüten sie sich, das zu tun - denn es wäre eine Zeit- und Energieverschwendung (Ausnahmen: etwa wenn es therapeutisch oder pädagogisch angezeigt wäre).

Ich habe gerade einen historischen Roman fertig (und suche einen Verlag), in dem auch der Kampf der Heeresoffiziere gegen die Parteifunktionäre (Gestapo, SS) in Paris beschrieben wird. Werde wohl demnächst im Selbstverlag veröffentlichen, weil den Verlagen die Sache zu heikel ist (Der Roman könnte den Eindruck erwecken, dass grössere Teile des Offizierskorps keine Nazis waren. Das passt nicht zur heutigen Sichtweise, ist 'politisch nicht korrekt.')

Es gibt genug Verlage, die auch politisch weniger korrekte Dinge drucken. Wenn Du in diesem Bereich nicht fündig wirst, wende Dich an einen Literaturagenten. Da musst Du 10-20% Deines Honorars am Ende hergeben, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass die Agentur für Dich einen Verlag findet (engl. als 'Literary Agency').

Ich empfinde (kommt das Wort nicht von Eckhart? emporfinden!)

Die Frage ist so interessant, das ich nachgeschaut habe: kommt aber eher von (ahd.) int-findan, also ent = heraus-finden. Frage bleibt, immer noch sehr interessant ..., wie diese (heute?) eher intellektuell eingeschätzte Fähigkeit des Herausfindens in den Bereich der Gefühle gerutscht ist. Oder findet man mit (den richtigen) Gefühlen die Wahrheit schneller und besser?

Ich empfinde gegenüber Mystagogen wie Eckhart eine scheue Faszination und Ehrfurcht, ohne ihn ganz zu verstehen (verstehen zu wollen.)

Man muß diese Leute nicht allgemein verstehen oder verstehen wollen. Sie sind nur wichtig für Menschen, die auf dem Weg zum Sprungbrett sind. Denn in ihren Werken findet man Fortbewegungsmittel, Verkehrsschilder und Straßenkarten für 'den Weg'.

Letztlich bin ich Psychologe und Geschichtenerzähler, und nicht am Jenseits orientiert, sondern am Diesseits.

Das 'Jenseits' ist 10.000 Male interessanter und aufregender als das Diesseits. Die Weltgeschichte wie auch die individuellen Biographien mögen vielfältig sein - am Ende sind sie (wenigstens in meinem Kopf und bei allem Respekt und Mitgefühl ...) sehr langweilig - die gleichen Fehler werden immer und immer wiederholt. Das Buch der Natur ist sehr viel wunderbarer, aber wird immer noch übertroffen vom Buch der Möglichkeiten in der Transzendenz. Einen winzigen Vorgeschmack auf dieses eminent kreative transzendete Reservoir gibt uns die menschliche Kunst - doch wie gesagt ist sie nur ein winziger Ausschnitt, nicht mehr als ein Blick durchs Schlüsselloch. Begriffe wie Jenseits oder Himmelreich oder Hölle oder Gott oder was immer auch - die stammen aus der religiösen Sphäre und haben mit der Praxis des Weges zum Spungbrett nichts zu tun bzw. sie führen eher in Sackgassen und stellen daher Zeitverschwendungen dar.

Ich vermute aber, dass die neue Macht weitaus subtilere Mittel verwenden wird. Die Lenkung der Meinungen wird einen Grad der Perfektion erreichen, der einen harmonischen Gesamteindruck erzeugen wird. Wenn man sich einmal vor Augen führt, dass bereits jetzt die Daten, die Google über jeden Einzelnen sammelt, alle psychologischen Erkenntnisse aller Zeiten übertreffen, sowohl was die verschiedenen auftretenden Psychogramme als auch ihre statistische Häufigkeit anbetrifft... Vermutlich kann man Amokläufer und jegliche anderen Abweichler bereits jetzt im Vorfeld erkennen, an ihrem Suchverhalten.

Ein früherer Präsident des BKA (Herold, bis Anfang 1980er) hat den Wert der damals (!!) schon in den kriminologischen Datenbanken und Akten vorhandenen Informationen erkannt und wollte der Politik vorschlagen, sie für sozialpolitische Prophylaxe zu nutzen (Früherkennung von Tätern, korrespondierend gibt es im pädagogischen und psychologischen Bereich eine Früherkennung von 'positiven' Begabungen). Das wurde seinerzeit abgelehnt. 'Andere' Eliten werden dieses Material (heute unendlich vermehrt, aber in der Sammelausrichtung noch ziemlich 'schräg' ...) künftig verwenden wollen bzw. beginnen gerade damit. Am Ende wird es zu einer genetischen Selektion und zu systematischer Sozialpädagogik (mal vorsichtig ausgedrückt ...) führen. Einfach nur mal ins 20. Jahrhundert zurückblicken, denn dort sind, ebenfalls sehr schräg, die ersten Keime erkennbar. Die Elite betreibt für sich selbst schon seit jeher eine solche Selektion. Hat ja auch genug Zeit dafür, d.h. steht nicht so unter Stress wie die Hamster im debitistischen Rad ...

Falls Du damit auf Schau und Sprung abzielst, das wäre vermutlich ein zu anspruchsvolles Programm.

Ich sagte in meinem ersten Beitrag zu diesem Thema: einer/eine von 10 Millionen, der/die sich auf den Weg zum Sprungbrett macht. Ist aber keine Frage der Quantität. Die ersten Cro Magnons waren eine winzige Gruppe.

Ich stelle mir Containersiedlungen vor, die wie Bienenstöcke die nicht mehr gebrauchten Drohnen in kleinen Waben einschließen, wo sie, mit Nahrung, Wasser und Niederspannung versorgt, zeitlebens dahindämmern dürfen. Früher Opiumhöhlen, heute die virtuelle Welt der Spiele.

Sehr passende Vorstellung. Das Stichwort DROHNEN sehr treffend überdies. Ich hatte immer mal wieder in meinen Beiträgen Staatenbildungen im Tierreich hingewiesen. Bei Ernst Jünger gibt es ebenfalls viele Blicke in die Biologie (naheliegend für den Käfersammler). Die Imker schneiden im Frühjahr die DROHNEN aus, weil die überflüssige Fresser sind. In naturnahen Bienenvölkern wird ein Gleichgewicht gehalten zwischen (vorerst) Lebenlassen und zum geeigneten Zeitpunkt Rauswerfen - denn die Drohnen werden ja für die Fortpflanzung gebraucht. Die Rausgeworfenen sammeln sich dann an so genannten Drohnenplätzen, wo ihre Lebensuhr schnell abläuft, während sie auf vorbeifliegende Bienen'prinzessinnen' warten. Die Begattung geschieht im Fluge ...

Aus ökologischer Hinsicht ein grosser Schritt nach vorne. Freilich steigt die Gefahr, dass ein Machthaber aus Ersparnisgründen den Drohnen, die politisch keinerlei Rolle spielen, den Saft abdreht.

Man wird in der Zukunft den Saft nicht nur elektrisch bzw. energiemäßig sondern auch biologische dem Manne abdrehen. Auf diesem Forum der 'älteren' und wei'ß'en Männer wird eine Weltanschauung präferiert, die den Realitäten und Möglichkeiten der Geschichte und der Biologie nicht standhält. Hier wird immer wieder auf Hierarchie und Führung und auf das SCHWERT verwiesen, im Hauptsatz, und im Nebensatz kommen dann noch so Floskeln wie "das ist die menschliche Natur" oder "das geht nicht anders" oder "das war schon immer so".

Empirische Tatsache ist, dass es nicht immer so war und nicht immer so bleiben muss. Es gibt mehr als genug Beispiele von matrilinealen bzw. durch starke Frauen mitbestimmten Sozialverbänden. Die Dominanz des Mannes in den gegenwärtigen Sozialstrukturen ist erstens bedingt durch die territorialen Konflikte, die durch die Vermehrung der Menschen (bei in etwa gleichbleibender Fläche) entstanden sind. Ferner durch den parallel zunehmenden inneren Ordnungsdruck in den zahlenmäßig wachsenden Verbänden, wofür wiederum Männer biologisch effektiver gerüstet sind. Das gleiche gilt für den Bereich der technischen Innovation. Die geschichtlichen Herausforderungen der letzten 5000 Jahre konnten von Männern leichter beantwortet werden und resultierten in einer höheren Bewertung der Rolle des Mannes. Es ist absolut nicht zwingend, dass das so weitergeht.

Wer sich für alternative Optionen interessiert, möge sich im Tierreich umschauen. Neben Insektenstaaten (Bienen, Termiten, Ameisen) gibt es auch Beispiele im Bereich der Säuger, etwa die Nacktmulle. Kennzeichen stabiler Sozialverbände ist eine deutlichere Ausprägung weiblicher (mütterlicher) Verhaltensweisen, auch die Mulle haben eine Königin. Kennzeichen ist ferner (auch @Kaltmeister weist darauf gelegentlich hin) die Stabilisierung von Gruppen durch Verwandtschaft bzw. Ähnlichkeit (einer der Gründe, in der Vorzeit, für die 'Ahnenverehrung'). Eine weitere Quelle für Recherchen (natürlich nur für die, die das Thema interessiert ...) wäre ethnologisches Material. Von den etwa 1000-1500 Völkern, die in den letzten 200 Jahren untersucht wurden, sind mehr als 10% matrilineal (bekanntes Beispiel etwa die Irokesen), weniger als die Hälfte sind rein patriarchal bzw. -lineal (der Rest Mischformen und Anderes). Das ist ein klarer Fingerzeig, dass entsprechende Anlagen vorhanden sind und sich im entsprechenden geschichtlichen Rahmen dann auch entfalten können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eusozialit%C3%A4t

https://www.humanecology.ch

Es ist mir klar, dass solche Bemerkungen einen Sturm der Entrüstung und Häme hier auslösen können. Wie gesagt schreibe ich nicht zum Diskutieren, sondern um Anregungen für das Nachdenken zu geben.

Mit ungerührten und abgebrühten Grüßen,
Weiner

*) die Nacktmulle sind außer von der Sozialbiologie her außerdem medizinisch interessant wegen ihrer hohen durchschnittlichen Lebenserwartung (hier läuft gerade ein Wettbewerb im Bereich Pharma), wegen ihrer niederigen Krebsrate sowie wegen ihrer reduzierten Schmerzempfindlichkeit. Einführend etwa:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nacktmull

https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/das-geheimnis-der-skurrilen-nackedeis/


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