Die große Rezession von .. Jahresdatum darf selbst eingetragen werden. ;-)

nereus, Sonntag, 19.06.2022, 17:57 (vor 890 Tagen) @ Ashitaka6848 Views

Hallo Ashitaka!

Du schreibst: Der Satz "Schulden sind Geldvernichtung und Verschuldung ist Geld-Herstellung" ist, da gebe ich dir Recht, auf den ersten Blick für jeden debitistischen Laien etwas irreführend.

Na gut, dann riskieren wir jetzt einen zweiten Blick. [[zwinker]]

Dennoch: Als Debitist muss man beim Gedanken an Schulden in Summen & deren Laufzeiten denken. Es ist deshalb schon richtig, dass jede Schuld (Schuldsumme) eine systematische Geldvernichtung mit deflationärem Impuls in sich birgt (Nix mit Geldmenge im Topf).
Eben weil sich niemand den vertraglichen Laufzeiten und den dadurch während seiner Schuldhaftigkeit drückenden Terminen entziehen kann, weil sich jede Schuldsumme dem System selbst entzieht! Der Gedanke an Refinanzierungen führt bekanntlich nur zu einer zeitlich aufschiebenden Verschärfung dieser Laufzeitenproblematik.
Den Akt der Verschuldung als Geldentstehung mit inflationärem Impuls zu denken, ist aufgrund des Entstehungsmoments der für die geldpolitischen Operationen notwendigen, notenbankfähigen Sicherheiten (Kredittitels) ebenfalls richtig.

Denken kann man sehr viel, aber man muß irgendwann auch auf den Punkt kommen, wenn man sich verständlich machen will.
Nichtsdestoweniger stimme ich Deinen „Impulsen“ zu.

Sei es drum. Der Fahrplan steht.
Bevor die große Welle 3 mit ihren sich nun langsam offenbarenden Kreditstandards (CO2-Neutralität, Social Scoreing etc.) das System über die kommenden Jahrzehnte wieder summentechnisch nach oben schlägt, wird es mit der Welle 2 schrecklich werden. Nicht die aktuelle Kosteninflation ist das Problem, sondern die von jetzt auf gleich völlig unerwartet sich entfaltende Dynamik der deflationären Spiralen.

Das ist ein sehr guter Hinweis!
Ich kann es zwar nicht so herleiten wie Du, aber mir schwant, daß die reinen Inflationserwartungen ein ganz anderes brisantes Thema – den nie gelösten Deflationsdruck – überlagern.

Die große Deflationswelle, gemäß Kondratjew wäre Ende der Achtziger dran gewesen.
Ich habe das Buch von Ravi Batra (Die große Rezession von 1990) in meinem Bücherregal immer in Sichtweite.

[image]

Er hatte damals die US-Wirtschaft bis 1780 zurückverfolgt, um wiederkehrende Muster zu erkennen, was im Prinzip auch Kondratjew untersucht hatte.
Der Zusammenbruch des Ostblocks ließ diesen Einbruch jedoch ausfallen, was meiner Meinung nach aber nicht das strukturelle Problem an sich löste.
Es wurde nur maskiert.

Er litt mit seiner Fehlprognose unter dem gleichen Problem wie alle anderen Crash-Propheten auch.
Er hatte den Erfindungsreichtum und die Manipulationsgewalt der Eliten unterschätzt.

Das werden, sobald sich die ersten Sogkräfte der deflationären der Spiralen entfalten, neben dem ganzen Angst- und Aufmerksamkeitsthemen wieder wahnsinnig spannende Zeiten für theoretische Diskussionen im Gelben Forum!

Es stellt sich allerdings die Frage, ob wir dann überhaupt noch Zeit haben, um diese Probleme zu erörtern oder ob wir uns dann um unser Überleben (was kommt morgen auf den Tisch) kümmern müssen.

mfG
nereus


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