Es geht doch! auch mal sachlich ..!
-> Gehandelt bzw. getauscht wurde praktisch mit allem, was irgendwie von allgemeinem Nutzen war, so z.B. ...
Gehandelt wurde, getauscht dagegen - eine wirtschaftstheoretische Betrachtungsweise vorausgesetzt - wurde nicht. Für ersteres gibt es reichlich historische Belege, zweiteres konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Der Tauschhandel war und ist - nach meinem Wissenstand und meiner Recherche wohlgemerkt - die ursprüngliche, archaische Form des Warenhandels, die immer wieder in Notzeiten zum Tragen kam und kommt .. nämlich immer dann, wenn das bis dahin verwendete GELD die wichtigste seiner Hauptfunktionen verliert, nämlich ein Tauschmittel für Güter aller Art sowie Dienstleistungen bzw. Arbeitsleistungen zu sein.
Gewiss kam es auch dann zum Tragen, wenn GELD noch unbekannt war .. wie z.B. bei zahlreichen germanischen Stämme in Mittel- und Nordeuropa, die den reinen Tauschhandel u.a. auch mit den römischen Legionären betrieben haben. Die Römer "zahlten" zwar mit Gold- und Silbermünzen, aber für die Germanen waren es einfach nur Gold- und Silberstücke (= sog. "Warengeld"), die sie umgehend eingeschmolzen haben, um mit diesem Edelmetall ihre Waffen, Rüstungen und ihre Frauen zu schmücken. Sie machten daraus also Schmuck i.w.S.. Für sie war es Ware wie jede andere.
Wenn das GELD (etwa durch Hyperinflation) das Vertrauen der Bevölkerung verliert, besinnen sich die Menschen auch heute noch auf den direkten Tauschhandel "Ware gegen Ware" - so z.B. in Kriegszeiten oder unmittelbar danach ...
Zuletzt geschah dies in Europa in ganz großem Stil in den 90-er Jahren in Russland: Viele selbst große Unternehmen tauschten untereinander ihre Produkte und bezahlten damit (d.h. mit den eigenen und/oder den eingetauschten), zumindest anteilig, auch ihre Beschäftigten und ihr Management. Die so entlohnten Menschen gingen dann mit dem "Naturallohn" zu kleinen Marktplätzen und tauschten dort diesen Lohn direkt gegen andere Ware wie z.B. Schuhe gegen Lebensmittel etc.. In DE blühte der direkte Tauschhandel "Ware gegen Ware" nach dem Ende des WK-II.
In der Sozialpsychologie bezeichnet man solche Phänomene als "Regression auf ältere oder frühere Verhaltensweisen", die sich in einer früheren Entwicklungsphase des Individuums (oder der Gesellschaft) einigermaßen bewährt haben .. bis hin zu den frühkindlichen oder rein instinktgesteuerten.
Der Tauschhandel kommt aber auch ohne größere Not zur Anwendung: In DE gab es in den letzten 20 Jahren mindestens 500 sog. lokaler Tauschringe und Tauschkreise. Ich war Mitglied in einem solchen und saß zeitlang im Vorstand. Es kam keinerlei gZM (DM bzw. Euro) zur Verwendung. Zur Anwendung kamen in den TR/TK gewisse Punktesysteme, die unterschiedliche Namen trugen. Besonders interessante Lösungen gab es für den "Außenhandel", also für das Tauschen von Leistungen zwischen benachbarten und weit entfernten TR/TK. Das war clever und klappte gut (mit einer Art von Target2) .. sogar mit einem Deckel auf Handelsdefizite.
Die Menschen waren auch im Altertum keineswegs dumm: Sie produzierten fleißig Überschüsse - einmal für die eigene Bevorratung natürlich - und tauschten diese gegen die Überschüsse anderer Gemeinschaften/Stämme, die man selbst eben gar nicht oder nicht in gleich hoher Qualität herstellen konnte. Und das war lange Zeit vor der Erfindung von Geldmünzen .. und auch lange Zeit vor der Bildung oder abseits von großen Stadtstaaten (Königreichen).
Wenn aber gehandelt wurde, wurde auch gewirtschaftet, ...
Ganz meine Rede.
... und wenn gewirtschaftet wurde, existierten bereits staatliche, oder staatenähnliche (vorstaatliche) gesellschaftlich organisierte Machtkonstrukte.
Nein, eigene Überschüsse können direkt - d.h. ohne GELD - auch ohne Beteiligung oder Existenz "staatlicher Machtkonstrukte" getauscht werden. Dies zeigt sich gerade dann in der verstärkten Anwendung, wenn solche Machtkonstrukte zusammenbrechen oder bisher gar nicht vorhanden waren.
Deren Entwicklung setzt allerdings Abgabe- oder Tributpflichtigkeit(en) voraus - die Urform der heutigen Besteuerung.
Nein, Steuer- und Tributabgaben kamen erst später und nicht überall zum Einsatz - sondern erst nach der Bildung der ersten Königreiche und Stadtstaaten, was ja nicht überall gleichzeitig stattfand. Es gab daneben weiterhin freie, solidarisch lebende Völker - wie z.B. auch in Nordamerika bis in die Neuzeit (und anderswo). Die nordamerikanischen Indianer z.B. betrieben ebenfalls Tauschhandel mit den weißen Eindringlingen.
Im Detail, samt Belegen, Herleitungen und Verweisen, kannst Du das alles bei @dottore nachlesen, zu großen Teilen im hiesigen Forumsarchiv. Viel Spaß bei Lesen!
Ich zeige Dir nun gerne mein Archiv, aus dem ich die Grundlagen für meine Thesen und Konzepte schöpfe und stricke ...
Hier zunächst mein Fundus zum Thema "Tauschhandel":
+ https://www.google.com/search?q=tauschhandel
Das sind schlappe 510.000 Beiträge. Mein Fundus zum Thema "Sklaverei" ist dieser:
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Du musst einfach neidisch anerkennen, dass ich äußerst gut mit Studiumsmaterial versorgt bin. Mein Arbeitstisch ist reichlich gedeckt! Aber ich bin trotzdem auch weiterhin auf DEINE sachlichen Wissens- oder Glaubensergüsse gespannt.
Mit Gruß, Beo2