Der Debitismus war ein guter Anfang, aber da fehlt noch viel, um eine saubere theoretische Grundlage zu haben

Morpheus ⌂, Samstag, 23.10.2021, 16:57 (vor 1129 Tagen) @ Mephistopheles3911 Views

Hallo Mephistopheles

danke dafür, dass du hier konkrete Sachargumente bringst und dottore gezielt zitierst. Dann kann ich darauf eingehen und versuchen zu erklären warum ich eine Menge von Dingen inzwischen anders sehe als er das tat.

Denn nicht der Staat "Der Staat mit seinen Steuern ist die Ursache allen Wirtschaftens." ist das Übel, sondern er ist lediglich die zwingende Folge des Einsatzes von mittels Gewalt sich Ausdruck verschaffender Macht(ausübung) zur Erzwingung von Abgaben, die zum Zeitpunkt ihrer terminierten Forderung noch nicht geschaffen sind.

Leider lag dottore damit mMn falsch, denn es ist eben keine reine Gewalt sondern beruht auf demselben Handel "Sicherheit gegen Freiheit", der auch heute noch so existiert und bei Corona auf die Spitze getrieben wurde. Du willst mir doch nicht erzählen, dass Steuern überall nur mit brutaler Gewalt eingetrieben wurden und werden. Die Leute zahlen sie, zähneknirschend, aber sie zahlen auch mit einer Einsicht in eine gewisse Notwendigkeit. Nämlich die Notwendigkeit, keine Alternative zu haben. Jede Alternative ohne Regierung ist eine völlige Unsicherheit, die schwer auszuhalten ist. Und genau dort setzt das gesamtes Konzept der unbeschränkbaren Freiheit an.


blablabla...

Leider fliegen einem hier auf der Erde die gebratenen Tauben nicht ins Maul. Die Menschen müssen also wirtschaften, um zu überleben. Damit hat dottore sich sehr wohl beschäftigt, im Unterschied zu dir.
Um wirtschaften zu können, benötigt man, sobald die Bevölkerung die Reviergröße überschreitet, es also keine freien Reviere mehr gibt, ein Recht.

Dazu eine Rückblende: Der Mensch ist von Natur aus ein Beutegreifer und organisiert sich in Rudeln. Jedes Rudel besetzt ein bestimmtes Revier, das für seine Existenz ausreichend ist und verteidigt es gegen Eindringlinge der eigenen Art, also Rivalen, mit Gewalt.

Irgendwann waren alle Reviere besetzt, so dass eine Möglichkeit gefunden werden musste, um durch Intensivierung der Ausnutzung der Natur das Überleben aller zu gewährleisten. Es begannen Ackerbau und Viehzucht, der Mensch begann also zu wirtschaften.

Das sehe ich anders. Es gab damals Räuber und Friedliche, die beraubt wurden. Die Räuber nahmen zu und es gab nichts mehr zu rauben. Dann fingen sie an sich mit den zu Beraubenden zu einigen. Die Starken schützen die Schwachen. Schutz gegen Abgaben. Das war die Entstehung von Geld und das führte zur Zivilisation. Aber es war Teil des Deals, dass die Leute ihre Freiheit behielten.

Um wirtschaften zu können, also in einem Zustand, in dem alle Reviere besetzt sind, zu überleben, benötigt der Mensch ein Recht. Dieses Recht kann nur durch eine staatliche Struktur umgesetzt werden, der Rechtsstaat ist geboren. Insbesondere an der römischen Geschichte können wir gut nachvollziehen, wie sich ein Rechtsstaat entwickelt.

Also von Rechtsstaat redet man ab der Zeit der Römer. Aber diese Zusammenarbeit in Gruppen zwischen Starken und Schwachen gibt es schon viele tausend Jahre länger.

Recht setzte der Herrscher. Der Rechtsstaat ist nur das Mittel um den Herrscher-Willen zu kommunizieren, primär an die Schergen. Es muss aufgeschrieben werden, damit selbige wussten, welche Abgaben sie denn einfordern müssen. Dass es primär an die Schergen gerichtet ist, sieht man daran, dass das Aufgeschriebene von den Untertanen oder den Tributpflichtigen nämlich gar nicht gelesen werden konnte. Auch in Europa gab es das Recht lange bevor es die Untertanen überhaupt lesen konnten. Auch heute lesen die Untertanen die Gesetze fast überhaupt nicht. Auch die Schergen lesen die Gesetze nicht mehr, weil sie viel zu kompliziert sind. Sie werden in entsprechenden Schnellkursen auf das Wesentliche gedrillt. Nur Richter, Rechtsanwälte und betroffene Spezialisten beschäftigen sich mit dem Recht.

Ein Rechtsstaat benötigt Steuern. Nur der, der wirtschaftet, also über Eigentum verfügt und sich zum Erwerb seines Lebensunterhalts auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen ist, benötigt ein Recht. Das Recht wird durch staatliche Macht gewährleistet, gleichzeitig zerstört der Staat mit seinem Rechtssystem die natürlichen Reviere. Staat kann also nur entstehen wider die Natur.

Nein, Staat ist die Folge von Geld und Geld wird mit der Einigung zwischen den starken Beschützern und schwachen Friedliebenden zum Teil der Natur. Die Abgabe muss geleistet werden, wie Nahrung zum Essen und Wasser zum Trinken benötigt wird. Gibt es keine Abgabe, gibt es keine Gesellschaft und keinen Schutz und es folgt der Untergang. Geld/Abgabe führte die Menschen in eine höhere Ordnung.

Auffällig ist, dass es bis in die Neuzeit noch Gegenden gab, v.a. in Afrika, Nordamerika, Australien und weite Gebiete Asiens uns sogar Nordeuropa, in denen es keine staatlichen Strukturen gab.

Ja, wenn es dünn genug besiedelt ist.

Der Mensch unterwirft sich einem Staat also nur aus dem Grund, wenn er ein Rechtssystem benötigt, um wirtschaften zu können. Wirtschaften muss er, um überleben zu können. Der Staat wird über Steuern finanziert. Steuern bezahlt nur der , der auch wirtschaftet und über Eigentum verfügt. Eigentum gibt es nur in einem Rechtsstaat. Zu seiner Finanzierung erhebt der Staat Steuern.

Die Leute wirtschaften, weil sie Abgaben leisten müssen, um Schutz zu bekommen. Eigentum gibt es erst lange nach den ersten Abgaben. Man braucht kein Eigentum, um wirtschaften zu können. Dafür reichte der Besitz an Land über tausende von Jahren völlig aus.

Wer über keinerlei Eigentum verfügt und nicht wirtschaftet, und auch nicht Mitglied eines Beutegreiferrudels ist, kann also nur überleben als Sklave. Das ist der Grund, warum die Sklaverei niemals von Natur aus verschwindet und nur temporär von einem Rechtsstaat für die Dauer seiner Existenz, zurückgedrängt werden kann.

Die Sklaverei ist eine extrem ineffiziente Form der Menschen Bewirtschaftung. Mit Abgaben/Geld werden Menschen viel viel effizienter bewirtschaftet, weil sie eben frei sein dürfen. Für einen Sklaven muss der Halter sorgen und er wird allenfalls widerwillig arbeiten. Unproduktivere Arbeiter kann man sich nicht vorstellen. Gesellschaften, die Menschen mit Geld bewirtschaften konnten die Skavenhalter-Gesellschaften immer überflügeln.

Dabei ist zu beachten, dass die Kosten pre ante anfallen und die Steuern nur post ante erhoben werden. Der Staat ist also für seine Ausgaben auf eine Vorfinanzierung angewiesen, die er bedienen muss.

Die Vorfinanzierung erfolgte früher über die Natur. Die Sonne liefert die Energie. Die Pflanzen und Tiere wachsen. Samen und Muttertiere gab es in der Natur. Erst als es künstliche Produktionsmittel außerhalb der Natur gab, musste es Kredite geben. Vorher gab es die auch, wenn Menschen ihr Saatgut verloren hatten oder ihre Abgaben nicht zahlen konnten. Die Vorfinanzierung wird deshalb völlig überbewertet, denn der primäre Sektor kann eben weitgehend ohne Kredit auskommen.

Das ist das Dilemma: Damit gewirtschaftet werden kann, muss vor-finanziert werden, die Steuern können aber erst im Nachhinein erhoben werden. Damit hat der Staat eine systemische Finanzierungslücke, die sich immer mehr ausweitet. Wie viele zig-Billionen beträgt eigentlich aktuell das Defizit der USA?

Ja, die haben ein globales Geldsystem, was nicht funktionieren kann. Aber man darf eben nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Man muss die Ursache finden. Geld, was nur der Herrscher in Verkehr bringt, oder heute die von ihm beauftragten Banken, muss im Gebiet gerecht und dauerhaft gleichmäßig verteilt werden. Das ist sehr schwierig, wenn es keine Grenzen gibt, die Geld aufhalten. Wenn Dein Körper keine Zellwände hätte, würde sich das ganze Wasser deines Körpers in den Füßen sammeln. So sammelt sich das US-Geld derzeit in China, an der Wallstreet und im Silikon-Valley. Der Mittlere Westen hat seit Jahrzehnten zu wenig Geld. Es gibt genug Dollar, sie sind nur extrem schlecht verteilt!!!

Irgendwann in einem unabsehbaren Zeitraum, aber absehbar, kann der Staat diese Finanzierungslücke nicht mehr schließen. Dann zerfällt er. Damit zerfällt auch der Rechtsstaat. Damit verschwindet die Möglichkeit zu wirtschaften. Damit kann der Mensch seinen Lebensunterhalt nicht mehr durch wirtschaften bestreiten. Er muss also wieder zum Beutegreifer werden und sich in Rudeln organisieren.

Die Menschen haben gelebt ohne zu wirtschaften. Die Menschen mussten Wirtschaften, weil es die raubenden Herrscher gab. Die Menschen brauchen keinen Rechtsstaat. Den brauchten die Herrscher, um ihre Abgaben einzutreiben. Was heute sogar schlimmer ist. Demokraten meinen sie haben das Recht Menschen ihren Willen aufzudrücken. Was definitiv nicht der Fall ist und in dem Untergang münden muss.

So, das war kurz zusammengefasst die Theorie des Debitismus.

Versuche die von mir dargelegten Theorie-Teile genauer anzusehen und wenn du in den dort vorgetragenen Argumente und Denkweisen Fehler oder Lücken feststellst, wäre ich dir für Hinweise sehr dankbar. Aber diese Theorie geht über den Debitismus enorm hinaus.


Grüße
Morpheus

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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