Da muss ich einfach nochmal antworten.
Hallo Morpheus,
Buchführung und das aufschreiben von Schulden mag ja eine interessante Sache sein, aber das macht man noch nicht sehr lange. Zur Zeit von Kolumbus mussten die Menschen eine Münze mit Loch um den Hals tragen. Wenn es die aus dem laufenden Jahr war, war die Schuld bezahlt, sonst musste die Ware (Gold/Baumwolle) noch abgeliefert werden. Damals hat niemand Schulden gezählt oder dokumentiert.
Irrtum, denn selbst wenn die Geschichte stimmt, so ist doch das Aushändigen der Münze genau die Buchführung, die Du in Abrede stellst.
Geld gibt es eben viel länger und es existierte völlig unabhängig davon ob man Schulden oder Geld als Schuld betrachtete.
Nein, Geld ist nur Geld, wenn es "gilt", also wenn man damit seine Steuerschuld begleichen kann. Ansonsten ist es nur eine Ware wie viele andere und eben gerade kein Geld.
Dottore versuchte alles in die „Schuld“ zu pressen. Er versuchte das natürliche Grundbedürfnis nach Nahrung in eine künstliche Urschuld umzudefinieren. Mein Ansatz ist genau andersherum. Ich sehe Geld als Grundbedürfnis an. Durch den Zwang Geld zu beschaffen, wie Nahrung und Trinkwasser, kann man das Verhalten der Menschen erklären.
Das ist kein neuer Ansatz, sondern ein Taschenspielertrick. Du verwendest einen anderen Begriff, meinst aber genau das gleiche. Ob Du nun "Schuld" sagst oder "Grundbedürfnis", das ist ein rein kosmetischer Unterschied und wirtschaftstheoretisch überhaupt nicht von Belang.
Und aus dem Verhalten der Menschen erklären sich dann die (technischen) Anforderungen an Geld. Weil Getreidekörner Geld waren, entstanden die Tonkrüge, um Geld aufzubewahren. Es gab Jäger und Sammler, die sehr gute Getreidekörnerspeicher unterhielten, weil Getreide als Geld verwendet wurde, obwohl es noch nicht als Saatgut verwendet wurde.
Dafür hätte ich gern Belege. Dass Jäger und Sammler ausgerechnet Gräsersamen (denn echtes Getreide entstand erst durch Zucht in der Jungsteinzeit) als Abgabengut verwendet haben sollen, erscheint mir wenig plausibel, da sie die Samen nicht einmal als Nahrung angesehen haben dürften (viel zu nährstoffarm und zu mühsam zu sammeln).
Wahrscheinlich hat man angefangen Getreide zu säen, um Geld zu gewinnen. Aber weil Getreide, nur weil es Geld, also Abgabegut war, so wertvoll wurde, war es den Menschen ein Bedürfnis es sicher zu lagern. Das kann man ableiten, wenn man den Beschaffungszwang sieht und die Strafe bei Nichtleistung einbezieht. Schuld, die nur auf eine mögliche Pleite durch Zeitablauf guckt, hilft nicht Eigenschaften von Geld oder Anforderungen an Geld abzuleiten.
Das ist eine völlig künstliche Unterscheidung. Bei der Schuld geht es eben genau um "Strafe (oder Konsequenzen) bei Nichtleistung", genau wie bei Deinem "Bedürfnis".
dottores Ansatz mit der Schuld und Urschuld führt mMn deshalb ins Nirvana, während der umgekehrte Ansatz mit Geld als zusätzlichem Grundbedürfnis eine einfache und konsistente Erklärung erlaubt und sich die gesamte Entwicklung menschlicher Gesellschaften daran herleiten lässt. Dottore und ich behandeln dieselbe(n) Sache(n) nur abstrahieren wir jeweils in eine um 180° andere Richtung. Er Nahrung (Grundbedürfnis) in Richtung Urschuld, ich Geld (Schuld) in Richtung Grundbedürfnis.
Der Unterschied, den Du hier postulierst, existiert meiner Ansicht nach nicht. Ein Bedürfnis ist exakt das gleiche wie eine Schuld, nämlich "haben müssen zum Termin". Deine 180° sind eigentlich 360°.
Wenn ich mal richtig viel Zeit habe, schreib ich gern noch mal einen ausführlichen Kommentar auf Deine Geldtheorie, jetzt geht es leider gerade nicht.
Danke, das wäre sehr hilfreich. Dann können wir inhaltlich diskutieren.
Das tun wir doch bereits
Grüße
Morpheus
Grüße,
Naclador
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"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson