Menschliches, Allzumenschliches
Und sie verwechseln in ihren Beschreibungen permanent das Zivilistische mit dem Menschlichen, womit sie mit Schmackes in die, von Dir bloßgestellte, ideologische Falle hineingeraten.
Hallo,
soweit ich den Debitismus verstanden habe, ist jedes Abgabe- und Steuersystem zum Scheitern verurteilt und selbstverständlich wird stets versucht, dies möglichst lange hinaus zu zögern. Dabei sind Regierungsform und Charakter der Akteure nebensächliche Erscheinungen. Ob der König seine Untertanen liebt oder nicht ist für den systemischen Ablauf eines Abgabesystems nicht wirklich von Bedeutung. Auch wenn man das gern hätte. Weshalb dottore ja auch die Stammesgesellschaft (ohne Steuer) als 'finale' Lösung vorgeschlagen hat. Was freilich nur dann von Dauer sein kann, wenn es überall gleichzeitig passiert, da ein Steuersystem einer Stammesgesellschaft kräftetechnisch überlegen sein dürfte.
Um es auf den Punkt zu bringen, ob die Regierungen aus kaltherzigen Diktatoren oder zuckersüßen Gutmenschen besteht, spielt im Grunde keine Rolle. Entweder der Staat kann sich refinanzieren, oder er macht die Hufe hoch. Wobei es mit zunehmender Ausbreitung des Systems (bis hin zum Globalismus, denn der ist eine Folge des Systems) immer widerlicher und verlogener wird.
Entweder der Gaul rennt das rennen mit, oder er wird überrannt und platt gemacht. Und Herrscher, die noch alle Latten am Zaun haben, lassen den Gaul selbstverständlich rennen. Wer will schon wie Gaddafi enden!
Was die individuelle Ausgestaltung anbelangt - offenbar sind die Menschen nicht sonderlich unzufrieden. Ein Leben als Bauer im Königreich Bhutan - auch möglich. Aber das will hier ja niemand, ich kenne kaum jemanden und man kann das auch kaum jemandem schmackhaft machen. Das ist vielleicht das Problem, nicht die BuhmännerInnen 'da oben'. Da kann man hadern, muss man aber nicht. Jedenfalls sollte man es nicht übertreiben, das tut auf Dauer nicht gut.
Den Gaul stehen lassen und über das verlorene Rennen meckern? Haha.
Wenn man daraus eine Rechtfertigung eines bestimmten Regierungs- oder Wirtschaftssystems drehen möchte, dann hat man dottore - meiner beschissenen Meinung nach - nicht ganz kapiert.
Und ich sehe das bei Ashitaka auch nicht, auf den Tempranillo mit einer auf mich etwas geringschätzig wirkenden Wortwahl antwortet, aus der eine große Portion Ablehnung der herrschenden Zustände und den der systemeigenen Logik folgenden Konsequenzen spricht (was sehr verständlich ist).
Aber das Problem hat Ashitaka nicht, weil er sich diesen Ängsten und Todesängsten gestellt hat, denn die Beschäftigung mit dem Debitismus ist immer auch eine Beschäftigung mit den eigenen Urängsten. Wer dottore gelesen und kein Blut geschwitzt hat, der hat dottore gar nicht wirklich gelesen. Darum kann er so 'kalt' das beschreiben, was aus der Sicht der Handelnden notwendig scheint. Nicht, weil das so geil ist, sondern weil es der Logik folgt. Und wenn jemand darüber hinaus froh ist, nicht sehr bald den Kollaps erleben zu müssen, dann verstehe ich das menschlich sehr gut.
Mit Gruß vom
Rybezahl.
PS: Ich sehe gerade, Tempranillo antwortet auf Falkenauge. Dann sage ich besser so: Tempranillo antwortet 'den' Debitisten.