Rheingold2: "wer auch immer nun das Privileg erhalten hat, sich leistungslos zum Gläubiger aufzuschwingen"

paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Sonntag, 17.09.2023, 11:58 (vor 393 Tagen) @ Rheingold22271 Views
bearbeitet von paranoia, Sonntag, 17.09.2023, 12:12

Hallo Rheingold2,

Deine Geschichten vom "leistungslosen Gläubiger" sind totaler Unsinn.
Auch wenn ich nicht alle Details der Vorgänge kenne, helfe ich Dir als angehender Rheingold-Zentralbanker gerne auf die Sprünge!
Details meiner folgenden Darstellung können falsch sein, sollten aber am Funktionsprinzip nichts ändern!


Ablauf einer Neuemission des Bundes

Die Bundesrepublik Deutschland hat mindestens ein Konto bei der Bundesbank (ein Geldkonto) und ein Konto bei CBF (Wertpapierkonto).
CBF (Clearstream Banking Frankfurt) ist der Nachfolger des früheren KV (Kassenverein).

Irgendjemand beim Bund trifft die Entscheidung, eine Bundesanleihe aufzulegen.

Die Parameter der Anleihe werden festgelegt, eine Urkunde darüber wird erstellt und per Post an CBF geschickt. CBF packt die Urkunde in einen Tresor und richtet für die Anleihe eine neue Wertpapierkennnummer ein und bucht entsprechend dem Inhalt der Urkunde z.B. bei einer Emission über 10 Mrd. EUR nominal z.B. 100 Millionen Stücke à EUR 100,- auf das Depotkonto des Bunds ein.

Die Bundesrepublik ist durch diesen Vorgang weder reicher noch ärmer geworden. Würde sie bilanzieren, so hätte sie einfach nur ihre Bilanz verlängert.

Der Bund möchte davon gerne im Gegenwert von 8 Mrd. EUR verkaufen, 2 Mrd. bleiben für die Marktpflege übrig (unverkauft).

Das Bundesanleihekonsortium spricht die üblichen Verdächtigen, also Kapitalsammelstellen wie z.B. Versicherer an und verkauft die Stücke.

Die Stücke werden aber nicht verschenkt! Das Bundesanleihekonsortium muss jedes Stück à nominal EUR 100,- mit Zahlung auf das Geldkonto des Bundes bei der Bundesbank bezahlen.

Wenn z.B. die Allianz Lebensversicherung ein Depotkonto bei der Deutschen Bank hat, wandern die Stücke auf das Kundendepot der Deutschen Bank, wo die Deutsche Bank die Stücke für die Allianz drin verwahrt.
Gleichzeitig verliert die Allianz Leben das Geld für die Stücke auf ihrem Girokonto bei der Deutschen Bank.

Der Kauf von Bundesanleihen der Allianz Lebensversicherung stellt also einen Aktivtausch dar.
Die Deutsche Bank, die der Allianz das Girokonto belastet muss ihrerseits den Bund mit Zentralbank bezahlen.
Hier wird kein "Geld geschöpft"!

Unverkaufte Stücke, die nicht durch das Bundesanleihekonsortium plaziert werden konnten, also die Differenz zu den oben genannten ( 8 Mrd.) nehmen die Banken "auf's Buch", dass heißt, sie kaufen diese selber. Auch die Banken aus dem Konsortium - man staune - müssen diese Stücke bezahlen.

Die Banken haben nun ein Kursrisiko auf die Anleihe. Verfügen Sie nicht über das nötige Zentralbankgeld zum Erwerb, müssen Sie die Anleihe zur Marktbedingungen verkaufen.
Der Verkaufspreis kann höher oder niedriger als der Kaufpreis der Anleihe sein.

Die Anleihe bis zur Fälligkeit zu halten, würde die Banken zwingen, sich dafür Geld langfristig Geld zu beschaffen. Das ist allerdings eine verlustträchtige Strategie, denn die Banken, die mit der Zwangsübernahme der Stücke den Bund finanziert haben, können sich alle nur teurer als der Bund refinanzieren.

Es bleibt noch der Gang zur Zentralbank. Die fehlende Liquidität aus dem Bundesanleihenkauf kann sich die Bank auch mittels eines Zentralbankrepos verschaffen. Diese Repos haben allerdings zur Zeit nur eine wöchentliche Laufzeit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptrefinanzierungsinstrument

Wenn Du also als Bank Dir eine Bundesanleihe mit einem Coupon von 2% und einer Laufzeit von 10 Jahren im Niedrigzinsumfeld gekauft hast, die Du nun zu 4,25% refinanzieren musst, dann hast du nun ein Problem.

Fazit

Der Witz dabei ist, wer auch immer diese "Forderung" nun sein "Eigen" nennt, mußte dafür nix leisten, er "hat" sie jetzt. Er verlängert lediglich seine Bilanz.

Der einzige, der seine Bilanz erfolgsneutral verlängert, ist der Bund. Alle Folgegeschäfte, nämlich die Plazierung und der Handel der Bundesanleihen, stellen einen Aktivtausch dar, Zug-um-Zug-Geschäfte in der Form Ware (Bundesanleihe) gegen Geld.

Wenn der Bund bilanzieren würde, sind alle Folgegeschäfte des Bundes erfolgswirksam. Sie sind immer verlustträchtig, z.B. Milliarden für nichtarbeitende Wirtschaftsflüchtlinge, Leopard-1-Panzer, die der Ukraine geschenkt werden und dann plötzlich z.B. in Mexico auftauchen etc.


Beispiel für die Risiken aus Staatsanleihen

Ein konkretes Beispiel für das Scheitern wegen dem Halten von langlaufenden Staatsanleihen in Verbindung mit dem Zahlen attraktiver Einlagesätze ist die die Silicon Valley Bank, deren Pleitegründe in der Presse beschrieben worden sind.


Gruß
paranoia

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


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