Antwort
Hallo Zarathustra,
wir sind da gar nicht mehr soweit auseinander. Vielleicht wird es noch was
vor dem Jahreswechsel.
Ich zweifle ...
Was ich trotz all der Dispute gut finde. Verzweiflung würde mir und Dir weniger schmecken.
Du bevorzugst meiner Ansicht nach sein sehr starkes, aktivisches
(gegenwartsbezogenes) Denken. Konkret:Natürlich werden Zellen ständig von außen und innen aktiv beeinflusst.
Das bestreitet niemand. So wie Unfälle auf den Straßen passieren und
damit das Leben der verunfallten Menschen beeinflusst wird. Dies jedoch
nur insoweit, wie ihnen überhaupt das Potential für diese aktiven
Potenzen und daraus resultierenden Wechselwirkungen eingeräumt wurde.
Das ist mit allem so. Und deswegen willst Du alles Geschehen ZMS nennen?
Der Begriff Zentralmacht ist meiner Ansicht nach der einzige Begriff, der bewusst macht, dass die Handlungen der Funktionseinheiten eines Systems immer auf einer aus der Vergangenheit in die Gegenwart sich zentralistisch ausdehnenden Potentialstruktur basieren, durch die die Potentiale aller Funktionseinheiten beschränkt bzw. und im Sinne der Funktionszuordnung eingeräumt werden.
Und
dieses Potential wird nicht dezentral von allen Funktionseinheiten in der
Gegenwart begründet, sondern es wird durch die zentrale Potentialstruktur
aus der Vergangenheit gereicht (dadurch das Zeit vergeht) und damit
gleichzeitig begrenzt.
Ganz normaler Determinismus.
Das sehe ich entschieden anders. Lass mich es erklären:
Der Determinismus fußt auf einer rein aktivischen Ursache-/Wirkungsanalyse (PING/PONG). Erst das Zentralmachtsystem (die Potentialanalyse über die Zeit) macht bewusst, dass die aktiven Potenzen (Handlungen) der Gegenwart nicht allein auf aktiven Potenzen (Handlungen) der Vergangenheit beruhen, sondern von einer aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichenden Potentialstruktur begründet werden.
Denn auch die fehlende aktive Potenz (PING) kann eine aktive Potenz (PONG) begründen, derjenige mit ausreichend Potential von einer Realisation des Potentials eben absehen und dadurch eine Folge (PONG) bewirken.
Betrifft Ameisen genauso wie Staatsbürger.
Ich kann also sagen, das Zentrale am ganzen Geschehen ist die
deterministische Ursache-Wirkungskette, die unendlich weit zurückreicht.
Aber warum sollte ich sowas ZMS nennen?
Aus den darlegeten Gründen. Weil das "ganze Geschehen" nicht von aktiven Potenzen (Handlungen der Vergangenheit) abhängig ist, sondern durch eine aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichende Potentialstruktur begründet wird.
An dieser Struktur (Machteinräumung/-Begrenzung) richten sich die Funktionseinheiten aus.
Eine Zelle im Fuß kann nicht die Funktion einer
Zelle im Haar übernehmen, ein Unfall zwischen zwei PKW's nicht abseits der
Straße passieren, auf der sie zusammengeführt wurden. Das lässt sich
nicht umkehren. Das wissen wir.
Ja, aber was hat das mit ZMS zu tun?
Wie gesagt, es geht mir darum deutlich zu machen, dass die Möglichkeiten (Potentiale) der Funktionseinheiten durch das Zentralmachtsystem als eine aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichende Potentialstruktur eingeräumt wurden. Wir können uns meiner Erkenntnis nach nicht selbst an anderen ausrichten, sondern sind trotz aktivistischer Machtsimulationen immer bereits ausgerichtet, egal in welche Richtung wir uns auch bewegen. Das hat ganz ursächlich etwas mit dem Laut zu tun, der in den Funktionseinheiten eine gemeinsame Vorstellung der eigenen Position erweckt. Und so richten wir uns nicht von selbst an anderen Einheiten unter Einhaltung der Regeln für ein Schwarmverhalten aus, sondern werden kognitiv von Kindesbeinen an durch die aus der Vergangenheit in die Gegenwart wirkende Potentialstruktur (das Zentralmachtsystem) ausgerichtet.
Vor dem Hintergrund einer funktionalen Klassifikationen ist nicht alles in
allerlei gebunden, sondern von einer auf alle gegenwärtigen Einheiten
ausrichtenden, zentralen Funktionszuschreibung der Vergangenheit abhängig
(dem Zentralmachtsystem als Potentialstruktur).
Warum nennst Du dies immer Zentralmacht? Also sind Ameisen auch ZMS?
Wie oben erklärt. Die Zentralmacht wartet nicht als eine aktivisch herrschende Zentrale in unserer Gegenwart auf, sondern reicht als sich ständig ausdehnende Potentialstruktur aus der Vergangenheit in die Gegenwart (siehe Fibonacci-Folgen).
Wir dürfen nicht den Zeitablauf ausklammern, uns nicht nur auf ein
aktivisch wechselwirkendes System der Funktionseinheiten als Ganzes
konzentrieren, in dem sich jede Einheit "gefühlt" (bzgw. simuliert) selbst
eine Funktion zuschreibt, sondern müssen uns darüber bewusst werden, dass
die Funktionszuschreibungen allesamt von einer zentralen Potentialstruktur
abhängig sind, die im Fall deines Organismus von der Befruchtung der
Eizelle bis zum gegenwärtig ausgewachsenen Zarathustra reicht.
Das ist das Funktionsprinzip jeglichen Lebens. Ursache-Wirkungskette als
Zentralmacht?
Eine Ursache-Wirkungskette spiegelt nur die aktive Seite des Lebens wieder. Wir wissen aber doch, dass diese aktiven Potenzen von passiven, aus der Vergangenheit in die Gegenwart ihrer Realisation reichenden Potentialen abhängig sind, dass Potentiale nicht zwingend realisiert werden müssen, dass Machtsysteme nicht bereits dadurch ergründet werden können, dass wir uns nur die Handlungen der Funktionseinheiten ansehen.
Ich kann sie aber auch Dezentralmacht nennen, weil die Welt fraktal und
nicht zentralistisch ist.
Fraktal nur mit der Zeit in Bezug auf die im Gesamtsystem enthaltenen Teilsysteme, nicht in Bezug auf das die Zeitspanne des Zerbrechens fortbestehende Gesamtsystem. Ein Zerbrechen von Teilsystemen in ein Gesamtsystem (Dezentralmacht) ist aufgrund des Zeitablaufes ausgeschlossen.
Das Teilsystem entspringt immer dem Ganzen, wodurch das Ganze unweigerlich zur systematischen Ausdehnung gezwungen wird (Fibonacci-Folge).
Das Potential wird nicht erst durch die Richungen der Gegenwart, dem aktiven
hin & her der Einheiten (ihren handlungen) begründet, sondern es wird
zentralistisch aus der Vergangenheit in die Gegenwart gereicht (deshalb
auch die Fibonacci-Folge). Egal für welches System.Weil Zeit vergeht, weil kein System / Organismus dieser Welt aus der
Gegenwart begründet wird, sondern in der Vergangenheit begründet wurde.
Da haben wir's also. Das sind ja ganz neue Töne. Alles ist Zentralmacht.
Das sind aber keine neuen Töne. Vielleicht liegt es daran, dass wir einander gar nicht mehr richtig zuhören. Ich erkläre das so schon seit langer Zeit. Alles ist davon abhängig, ob dem Akteur das Potential (die Möglichkeit) verliehen wird. Ich denke du hast die ganze Zeit über ein Problem mit der Vorstellung, dass ashitaka eine Zentrale der Gegenwart meinen könnte, die den Akteuren das Potential verleiht. Das ist aber nicht der Fall.
Zentralmacht bedeutet, dass alle Systemakteure der Gegenwart durch eine aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichende Potentialstruktur (dem Zentralmachtsystem) ausgerichtet werden, sich deshalb niemals selbst ausrichten. Das hatte ich bereits in dieser hitzigen Diskussion versucht deutlich zu machen: http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=446660
Bin gespannt, wie es weiter geht.
Herzlichst,
Ashitaka
--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.