Dominik Bloh und Jean Baudrillard …
Hallo Schneider
… haben auf
Weil wir unser Denken danach ausrichten, weil wir uns einen Zustand simulieren (heute mehr denn je durch die Konsumgesellschaft, das freie Auswählen [auch Demokratie], welchen es nie in unserem Leben geben kann.
und
Aus Wissen um Zeitlichkeit folgt Rastlosigkeit. Aus Nichtwissen um
Zeitlichkeit folgt
sowas.
jeweils ihre Antworten gegeben.
Dominik Bloh berichtet als ehemaliger jugendlicher Obdachloser von seinem 'Leben in der Tasche', während seiner Zeit auf der Straße, in der er auch zur Schule ging und hat das Abitur abgelegt.
"Ich hab mich echt gefühlt, als wär ich im Dunkeln versunken, es gab nichts, keine Perspektive, es gab keine Freunde, keine Familie … Ich bin da (=auf der Holzbank als Bett im Skaterpark am Hafen) aber irgendwie zur Ruhe gekommen, es ist unfassbar schön auch da aufzuwachen - tatsächlich. Ich habe zum ersten Mal verstanden, dass ich in Hamburg lebe, weil du die Möwen krächzen hörst und die Schiffe hupen und es kann eben auch mal schöne Momente geben. Deswegen ist an dem Ort auch viel Gutes passiert. … Ich habe auch den Gedanken eben, dieses unter dem freien Himmel schlafen hat durchaus auch was Erhabenes, wie du sagst: Man guckt in die Sterne, man sieht den Mond und der eisige Atem steigt auf, man sieht den Mars. Man sieht, wie groß alles ist und wie weit. Das vergisst man manchmal zu Hause in seinen eigenen vier Wänden, wie groß eigentlich alles ist. Deswegen auf der Straße zu leben ist ein Lebenskampf – und Überleben ist kein Leben. Deswegen gibt es eben diese schönen Momente, die ebenso wichtig sind, um das durchzustehen."
Das sind die Gedanken, die Baudrillard schon bald nach der Herausgabe seines Hauptwerkes in vielen umfangmäßig kleineren Schriften entwickelt hat. Für ihn ist die Realität, die als Spiegelung des systembedingten Zwanges zur Aufschuldung ja wuchern muss, schon längst abhandengekommen durch die Werbung, durch die Informationen und durch die Medien. Dieser Realitätsrausch – diese Orgie des Realen – greift den Sinn an und führt zur Rastlosigkeit und Beschleunigung, wie Virilio schreibt. Irgendwo habe ich einmal gelesen: "Es bedarf halt allen Rennens, dessen man fähig ist, um am selben Ort zu bleiben."
Baudrillard resigniert nicht, er will der Obszönität und der Transparenz dieser hyperrealen Welt etwas vermeintlich Stärkeres entgegensetzen. In den Worten von F. Blask (S. 110): "Er [Baudrillard] will nicht zurück zum Realen, sondern darüber hinaus, zur Wiedereinsetzung der großen Spiele der Verführung und der Illusion." Die Verführung ist für ihn ein Spiel: Die Spielregel ersetzt das Gesetz, die Illusion ersetzt die Simulation, die Ironie und der Spott ersetzen die Kommunikation. Sein Widerstand gegen die Kommunikation, gegen die Dialektik, gegen das Subjekt, gegen den Sinn und gegen die Übersignifikationen, die wir gerade auch in diesem Faden mit 230 Beiträgen und nur 2550 Klicks erleben, war in seinen letzten Lebensjahren vorherrschend. Die Hinwendung nach der Simulation galt den Ideen des symbolischen Tausches von Gabe und Gegengabe, der Reversibilität, der Verführung, dem Objekt, dem Bösen, dem Anderen, der Kunst und der Ästhetik.
Ich frage mich, ob es möglich ist, den Weg der 4.Ordnung der Simulakren zu beschreiten.
Gruß â€“ Ostfriese
Mit freundlichen Grüßen
Schneider