"Einfach so" gibt es nichts

Ashitaka, Montag, 04.01.2021, 14:47 (vor 1200 Tagen) @ Morpheus3890 Views

Hallo Morpheus,

aber Machthaber müssten sich nicht verschulden, weil sie das Geld auch einfach so selbst in den Umlauf bringen können oder sogar müssen. Nicht unbegrenzt natürlich.

Nein, der Zwingherr sowie der Staat müssen sich vom ersten Augenblick ihrer angestrebten bzw. auszuweitenden und zu verteidigenden Herrschaft verschulden. Bereits der Ersteinsatz der die Expansion startenden Gewalt musste der Herstellung von Waffen & Subsistenzmitteln (Nahrung, Unterkünfte, Ausstattungen) wegen vom Zwingherrn als Schuldner vorfinanziert werden. So auch alle für die Versorgung weiter wachsenden Einrichtungen des Zwingherrn (Lagerstätten, Befestigungen, Anbauflächen, Bewässerungssysteme und und und...) Dadurch erst konnten die Tributsysteme mit Unterwerfungen der Nachbarstämme/-dörfer starten (siehe Bernbeck). Von den Schulden für den Aufbau von Heeren für die notwendigen Eroberungen weiterer Terretorien ganz zu schweigen. Die Aufschuldungen für die Expansionen waren immens (siehe Alexander, Söldnermärkte) und konnten auch nur solange im Griff gehalten werden, wie der Zwingherr nach teils Jahrzehnten andauernden Eroberungskämpfen der Territorien (und nicht vorher) genug Tribut von extern vereinnahmen konnte. Nichts von Dauer.

Der Wert dieses Geldes entsteht durch die Abgaben-Forderung gegen die Untertanen. Wenn ich dieser Forderung erhebe, und die Abgaben in Münzen geleistet werden müssen, und nur der Machthaber die Münzen prägen darf, dann kann auch nur der Machthaber selbige vorher in Umlauf bringen.

Richtig, durch das "Haben müssen" der kuranten Geldeinheit als ebenso amtlich festgelegter Abgabeneinheit (Der Machtkreislauf nach Paul C. Martin). Aber frag dich mal, was da mit den Geldeinheiten bezahlt wurd, was also vorher da gewesen sein muss? Richtig, die Vorfinanzierungskosten (Verschuldung) des Zwingherrn. Die Münzen entsprangen nicht einfach so einem Springbrunnen und wurden auch nicht "einfach so" verschenkt. Es wurden damit die schon lange zuvor laufend steigenden und erst mit genügend Tributforderungen gg. extern - hinsichtlich ihres Wachstums im Griff haltbaren - Einzelschulden bezahlt. In der Summe wurde sich nie vollständig entschuldet.

Aber jedes exklusives Geld, wie Münzen, konnte initial nur vom Machthaber in den Kreislauf gegeben werden. Das war doch gerade der wesentliche Vorteil der Münzen. Hier lag die Erstnutzung bereits beim Machthaber. Und diese Erstnutzung hilft die Vorfinanzierungskosten krass zu senken.

Natürlich, aber immer weit nachgelagert. Die Kosten und damit Schulden entstehenen laufend vom ersten Zeitpunkt der expandierenden und zu sichernden Herrschaft des Zwingherrn an. Ihr Wachstum wurde, wie heute, nicht bilanziert, wuchsen und wachsen aber aufgrund des Vorfinanzierungsproblems unaufhaltbar weiter. Du musst dir der Zeiträume bewusst werden, über die sich die Machtthalter verschulden mussten und bis es erst zu einer anschließenden Bezahlung der Schulden aus den Tributeinnahmen (daraus Münzgeld) kam (interne Abgabensysteme konnten mangels Machtzessionen an die Untertanen die Kapitaldienstfähigkeit des Zwingherrn nicht ausreichend sichern, deshalb der Expansionsdruck). Die Ausstattungen und Versorgungen der Heere über Jahre hinweg, der Aufbau von Befestigungen / Städten und Infrastrukturen. Die Bezahlung all dieser Vorfinanzierungskosten fand mangels Einnahmen nicht bereits vorher, sondern während des aus der Machtexpansion und -festigung begründeten Schuldenanstiegs immer weit später statt (Vorher-Nacher-Problem)

Die Kreditgeldschöpfung und auch die Besicherung von Zentralbanknoten ist mir völlig klar. Es geht ausschließlich um das Recht der staatlichen Geldschöpfung. Dort wo die Bank ihren Kreditbrief als Sicherheit hinterlegt, könnte der Staat eine "Steuerbrief" hinterlegen und das Geld kann dann genauso im Zentralbankgebiet kreisen, wie das Geld der Banken.

Wo wir wieder beim Thema "Haben müssen" und der Werthaltigkeit des Geldsystems sind. Du weisst, wo das wertentwicklungstechnisch hinführt. Es kann nur solange wertstabil funktionieren, wie es sich um besicherte Schuldtitel handelt. Steuerbriefe stellen nur insoweit eine Besicherung dar, wie die Steuern auch vorausschauend festgesetzt werden können.

Der Machthaber hat das Monopol der Geldschöpfung. Er überträgt es auf die Banken, weil diese so für eine gleichmäßige Versorgung mit Geld in seinem Sinne tätig sind. Und weil für Kreditgeld genau wie für Steuergeld gearbeitet werden muss. Denn es muss unter Strafandrohung zum Termin beschafft werden. Aber nur weil die Banken einen Teil der Geldschöpfung übernehmen, muss der Staat doch nicht auf sein Recht der direkten Geldschöpfung verzichten.

Es gibt kein direktes Geld. Es ist Falschgeld, sobald die Verschuldung des Staates nicht mehr ausreichend besichert werden kann. Geld kann nicht "einfach so" gegen Steuerbrief entstehen. Was nicht heisst, dass wir z.B. über den direkten Ankauf von Anleihen (also nicht mehr über Sekundärmarkt) nicht genau diese zerstörerische Phase mit anschließender Hyperinflation bald vor uns haben.

Geld und Macht sind natürlich eng miteinander verwoben und die meisten Machthaber sind an ihrer Finanzierung gescheitert, da bin ich mir auch recht sicher. Aber aus den Fehlern, die Machthaber bei der Machtausübung gemacht haben, auf die Eigenschaften von Geld zu schließen, halte ich für unzulässig. Man kann Geld nicht anhand historischer Ereignisse erklären. Weil die Einflüsse auf den Machterhalt so vielfältig sein können, so dass man von diesen eben keinesfalls zuverlässig auf Geld zurück schließen kann. Der Ansatz ist völlig unsinnig. Man kann den Einsatz von Geld beobachten, aber das ist auch schon alles.

Geld und Macht sind ein und dasselbe. Geld ist Macht, Machtzession (Martin's Machtkreislauf)! Über Geld zu fantasieren hilft niemandem, man muss anhand der uns zugänglichen Daten nachvollziehen was wirklich passiert ist. Nur ein solcher Ansatz ist sinnig.

Geld richtig zu managen ist sehr schwierig und es wird viel schwieriger je größer dass Machtgebiet ist. Macht zu sichern ist unabhängig davon auch sehr schwierig. Geld liefert gewisse Möglichkeiten, aber Geld muss erwirtschaftet werden, und die Untertanen können es nicht herbei hexen. Eine schlechte Ernte, wegen Dürre und die Bauern können z.B. ihre Abgaben nicht zahlen. Das Geld fehlt dann natürlich am Ende dem Machthaber, dafür kann letztlich niemand (nur das Wetter) und in der Folge kann der Machthaber seinen Posten verlieren. Das war Pech. Hat zwar mit Finanzierung und Geld zu tun, aber davon lässt sich nichts ableiten. Auch nicht, wenn der Machthaber sich zwischendurch noch mal zusätzlich verschuldet hat und ausländische Söldner bezahlt hat. Da ist dottores Ansatz nicht richtig. Zwar vielleicht richtig beobachtet, aber die Rückschlüsse auf Geld sind so nicht möglich.

Dottores Ansatz ist der einzige, der die Tatsachen berücksichtigt: Geld muss für dessen Eigenschaft (Macht) nicht zwingend erwirtschaftet werden. Dafür gab es anfänglich (mangels Märkten etc.) gar keine Möglichkeit, wie im EWF einwandfrei historisch belegt wurde. Die Entstehung des Geldes aus Heinsohn's "innerer Wirtschaft" heraus ist, das weiss jeder Debitist, ist nichts weiter als Fantasie. Heinsohn hat all seine unverzichtbaren Arbeiten schlussendlich mit einer Simulation der Geschichte umhüllt, aus Angst davor, sich mit der Machttheorie auseinanderzusetzen und seine "innere Wirtschaft" als unzureichend zu erkennen.

Geld bekommt seinen Wert durch die sich wiederholenden Abgabeforderungen zum Termin mit Strafandrohung.

Richtig, durch das "haben müssen" zum Termin.

Also ganz konkret gefragt:
Warum kann der Staat nicht zur Zentralbank gehen, und hinterlegt "Steuerbriefe" analog zu den Kreditbriefen der Banken, und lässt sich dafür Zentralbankguthaben gutschreiben, das er dann ganz normal im Interbanken-Verkehr verwenden kann. Darüber kann er dann ausgehend von seinem Zentralbankkonto Geld auf andere Banken zwecks Zahlung übertragen. Um so seine Vorfinanzierung zu decken.

Nein, weil die Geldeinheit, mangels Sicherheit, ihren Wert verlieren würde. Auf was willst du mit den Steuerbriefen ziehen? Richtig, auf keine zukünftige Leistbarkeit (d.h. keine bewertbare Sicherheit) sondern auf eine vom Gläubiger nicht bewertbare, zukünftig gewiss fehlende Steuereinnahme. Der Staat ist kein Springbrunnen, hat keine Allmacht!

Die Besteuerungsquote müsste mit jedem Steuerbrief erhöht werden, was schlussendlich dazu führt, dass der Staat seine Wirtschaftsleistung senkt und - da wirfst du mit der Wurst nach dem Schinken - sich damit seine Besteuerungsgrundlagen selbst entzieht.

Machthaber geben immer gerne zu viel Geld aus, weil sie so ihre Macht leichter erhalten können. Wir müssen endlich von dem "Machterhaltungszwang" wegkommen. Wir brauchen keinen Machthaber mehr. Der schadet nur noch. Alle Aufgaben des Machthabers lassen sich heute auch kollektiv ausüben. Da werden auch Fehler gemacht werden. Die müssen die regional Betroffenen dann gemeinsam ausbaden. Heute müssen sie die Fehler vom Machthaber auch ausbaden. Hatten aber keine Mitsprache.

"Vielleicht wäre es doch klüger, schnell noch in die PDS einzutreten? Oder gibt's schon links davon was Interessanteres? Mit nichts lassen sich Massen leichter bewegen als mit anklagenden Hinweisen auf "Reichtum", der obendrein auch noch mit Hilfe fieser Tricks (Arbeiter ausbeuten und so) zusammen gerafft wurde." (Paul C. Martin)

Läuft es darauf hinaus, Morpheus? Wenn ja, dann geselle dich doch zu so albernen Kinderideologiepodcasts wie "Wohlstand für Alle".

Das Vorfinanzierungsproblem und der dadurch notwendige Wachstumszwang, sowie die Tatsache, dass Rechtsinstitute (Eigentum etc.) nicht kollektiv, sondern nur zentralinstanziell gesetzt und garantiert werden können (siehe dazu Uwe Wesel) machen es unmöglich. Siehe dazu auch z.B. Dottores Abhandlungen sozialistsicher / kommunistischer / marxistischer Ideologien bzgl. der im EWF. Z.B. hier zu all den kommunistsichen Lösungsideen:

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=184552

Herzlichst,

Ashitaka

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Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
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die Welt im Innersten funktioniert.


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