Mehrere Fehler in diesem Vergleich

Miesepeter, Freitag, 16.10.2020, 10:42 (vor 1282 Tagen) @ Naclador2568 Views
bearbeitet von Miesepeter, Freitag, 16.10.2020, 11:00

Erstens hat eine Grippe keine Sterblichkeit von 0,27%, sondern eher um 0,1% - 0,15% der sympthomatischen Fälle (siehe hier und hier), auf alle Fälle hochgerechnet, analog mit Covid, ist die Rate höchstens halb so hoch.
Das würde Covid mit einer Sterblichkeitsrate von 0,27% dann ungefähr 4-5 mal gefährlicher als die Grippe machen.

Zweitens gibt es bei Influenza eine Grundimmunität, aufgebaut in vorherigen Influenza-Infektionen. Man geht davon aus, dass sich jährlich 10-20% der Bevölkerung mit Influenza infizieren - ohne weitreichende Kontaktbeschränkungen.
Bei Covid hingegen hingegen muss man davon ausgehen, dass ohne jegliche Einschränkungen sich weit mehr Menschen als 10-20% der Bevölkerung infizieren. In Madrid zb sind im Augenblick 10-20% der Bevölkerung frisch infiziert, vor 3 Monaten waren es noch 0%. Dies fand im Sommer statt, nicht im Winter (ein weiterer Unterschied zur Grippe, die im Sommer harmloser ausfällt)

Es ist also sowohl die Sterblichkeit höher, als auch das anfällige Universum grösser (geschätzt 2-3 mal grösser als Grippe).

Im Endresultat muss man diese beiden Faktoren multiplizieren, um einen korrekten Vergleich der Folgen einer Infektion zu erhalten. Die simplifizierte Betrachtung Covid = Grippe ist genauso falsch und verzerrt wie die offizielle Betrachtung Covid = spanische Grippe.

Es ist inzwischen völlig offensichtlich, dass auf die Gesamtheit aller Infizierten keine Sterblichkeit von 1% oder höher vorliegt, die Schätzung ("Estimate") von Ioannidis ist durchaus im Bereich des Realistischen. Auf Deutschland hochgerechnet, bei einer Infektion von nur 50% der Bevölkerung, ergäben diese 0,27% = 108.000 Tote. Das ist deutlich mehr als bei einer Grippe.

Umgekehrt kann man anhand der bisherigen Todeszahlen von etwa 10% dieser Summe schätzen, dass bislang in Deutschland etwa 5% der Gesamtbevölkerung infiziert gewesen sein müssen. Auch das ist durchaus im Bereich des Realistischen.

Um genauere Zahlen zu errechnen sollte man aber einmal 12 Monate abwarten. Es kann durchaus sein, dass auch Covid wie die Grippe im Sommer dank gestärkter Immunsysteme harmloser ausfällt, und im Winter schwerer. Die relevanten Zahlen für einen Grippevergleich müssen natürlich die Ganzjahreszahlen sein, und nicht Halbjahreszahlen, wie sie im Augenblick vorliegen.

Gruss,
mp


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