"Es wäre interessant, die letzten zweitausend Jahre zu durchleuchten"

Mephistopheles, Freitag, 16.09.2022, 09:48 (vor 606 Tagen) @ Bergamr2559 Views

Es wäre interessant, die letzten zweitausend Jahre zu durchleuchten, ob Menschen z.B. im Jahre 1358 in z.B. Stetten Am Kalten Markt persönlich freier/glücklicher/zufriedener waren als heute oder nicht. Auch wenn uns das damalige Feudalsystem heute als Unrecht verkauft wird. Das würde mich wirklich interessieren. Aber das ist unmöglich.

"Es wäre interessant, die letzten zweitausend Jahre zu durchleuchten".
Kann man machen. Man müsste das Land nur durchwandern. Zu Fuß. Allenfalls mit dem Fahrrad. von den Straßen aus sieht man es nicht.

Was fällt einem auf? Jedenfalls in Süddeutschland, in Nordeutschland war es früher aber nicht anders: Alle paar Kilometer steht eine Kirche. Meistens so, das man von ihr aus den Kirchturm der nächstgelegenen Kirche erblicken kann.

Alles Wegmarkierungen, an denen man sich zu einer Zeit, als es noch keine Land- und Straßenkarten gab orientieren konnte. Zu jeder Kirche gehörte auch ein Pfarrer, den man fragen konnte.
Um diese Kirchen herrum gab es immer eine Siedlung.
Anhand der Kirchen, wenn sie alt sind, konnte man auch die Anzahl der damaligen Einwohner abschätzen. Die hatten nämlich alle in der Kirche Platz.

Noch etwas fällt einem auf. Alle paar Kirchen mit Siedlungen gab es nämlich ein Kloster. Jedes Kloster sieht auch aus wie eine Militäraserne. Bzw., Kasernen, die viel später aufkamen, sehen aus wie Klöster.
Auch Burgen gibt es viele, wenn man das Land zu Fuss durchwandert.

Was hatten die alle für eine Funktion? Ich vermute mal, dass diese Kirchen und Klöster eine eminente soziale Berdeutung hatten. Dass die dieslbe Bedeutung hatten wie heute Fernsehen, Radio, Zeitungen, Internet, Schulen, Universitäten, Behörden, Sozialamt, Verwaltung,usw. Dass die der Kitt waren, der das Land und das gesamte soziale Leben zusammenhielt. Die haten auch alle Verbindungen untereinander, Der Pfarrer kam immer von einer anderen Gemeinde, hatte einen anderen Erfahrungshintergrund als die Mitglieder der Gemeinde, deren Pfarrer er war. Ein Pfarrer konnte auch immer lesen und schreiben, genau so wie die Patres und Nonnen eines Klosters.

Hier stehen die erhaltenen steinern Zeugnisse, dass das Leben hier im Lande ganz anders strukturiert war, als wir es heute kennen. Es wird nur verdrängt. Ohne eine Analyse, wie das Leben hier im Lande länger als tausend Jahre funktionierte und strukturiert war, ist eine Perspektive, wie es sich entwickeln könnte, nicht möglich

Gruß Mephistopheles


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