Hochmut kommt vor dem Fall – das Ende einer Ära

nereus, Dienstag, 21.06.2022, 11:55 (vor 872 Tagen)9141 Views

Um wessen Ära es wirklich geht, werde ich nicht näher beschreiben, denn es erschließt sich aus dem Text und den Protagonisten.
Es lief offenbar in den letzten Jahrzehnten zu glatt für sie und das macht leichtsinnig,

Als Beleg dafür nehme ich einen Artikel aus der New York Times, der den Plan skizzierte, nun aber offenbar gründlich in die Hose zu gehen scheint.

Thomas L. Friedman, ein Frontmann der Dinge, die da so angedacht wurden, teilt uns dazu Folgendes mit:

Mit jedem Tag, der vergeht, wird der Krieg in der Ukraine zu einer größeren Tragödie für das ukrainische Volk, aber auch zu einer größeren Bedrohung für die Zukunft Europas und der Welt im Allgemeinen.
Es gibt nur ein Land, das die Macht haben könnte, ihn jetzt zu beenden, und das sind nicht die Vereinigten Staaten. Es ist China.
Wenn China ankündigen würde, dass es sich nicht neutral verhält, sondern sich dem Wirtschaftsboykott gegen Russland anschließt - oder auch nur den unprovozierten Einmarsch in die Ukraine scharf verurteilt und den Rückzug des Landes fordert -, könnte das Wladimir Putin genug erschüttern, um diesen bösartigen Krieg zu beenden. Zumindest würde es ihn innehalten lassen, denn außer Indien hat er derzeit keinen anderen wichtigen Verbündeten in der Welt.

Quelle: https://www.nytimes.com/2022/03/06/opinion/putin-ukraine-china.html

Ich trage jetzt keine Eulen nach Athen zum Kriegshintergrund, aber die Schulmeisterei der Ostküste ist erstaunlich.
China muß nur gehorchen.
Und warum soll es das tun?

Die kurze Antwort lautet, dass die vergangenen acht Jahrzehnte relativen Friedens zwischen den Großmächten zu einer sich rasch globalisierenden Welt geführt haben, die der Schlüssel zu Chinas raschem wirtschaftlichen Aufstieg und dem Ausstieg von rund 800 Millionen Chinesen aus der Armut seit 1980 war.
Der Frieden war sehr gut für China.
Sein weiteres Wachstum hängt von Chinas Fähigkeit ab, in diese Welt der sich ständig integrierenden und modernisierenden freien Märkte zu exportieren und von ihnen zu lernen.
Die ganze faustische Abmachung zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesischen Bevölkerung - die KPCh darf regieren, während es dem Volk wirtschaftlich immer besser geht - hängt zu einem erheblichen Teil von der Stabilität der Weltwirtschaft und des Handelssystems ab.

Wie großzügig!
Der Westen hat China Frieden gewährt, um sich entwickeln zu dürfen.
Und weil das so war, durfte sogar die KP im Amt bleiben.
Lesen wir weiter, wie die Weltenlenker noch so drauf sind.

Chinesischen Strategen, die in der alten Denkweise verhaftet sind, dass jeder Krieg, der die beiden Hauptrivalen des modernen Chinas, Amerika und Russland, schwächt, eine gute Sache sein muss, möchte ich Folgendes sagen:
Jeder Krieg bringt Innovationen mit sich (neue Wege zu kämpfen, zu gewinnen und zu überleben), und der Krieg in der Ukraine ist da keine Ausnahme.

Wir haben bereits drei "Waffen" gesehen, die auf eine Art und Weise eingesetzt wurden, wie wir sie noch nie oder seit langem nicht mehr gesehen haben, und China wäre gut beraten, sie alle zu studieren.

Denn wenn China jetzt nicht hilft, Russland zu stoppen, werden diese Waffen entweder Putin in die Knie zwingen - was bedeutet, dass sie eines Tages gegen China eingesetzt werden könnten, sollte es Taiwan erobern - oder Russland so stark schädigen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen überallhin ausstrahlen.
Diese Waffen könnten Putin sogar dazu veranlassen, das Undenkbare mit seinen Atomwaffen zu tun, was die globalen Grundlagen, auf denen Chinas Zukunft ruht, destabilisieren und sogar zerstören könnte.

Man hat sogar die atomare Variante im Blick und provozierte dennoch bis ins Unerträgliche. Hier scheint der satanische Geist durch, der diese Leute schon etwas länger umtreibt.

Die wichtigste Neuerung in diesem Krieg ist der Einsatz des wirtschaftlichen Äquivalents einer Atombombe, die gleichzeitig von einer Supermacht und von übermächtigen Menschen eingesetzt wird.
Die Vereinigten Staaten haben zusammen mit der Europäischen Union und Großbritannien Sanktionen gegen Russland verhängt, die die Wirtschaft des Landes lähmen, Unternehmen ernsthaft bedrohen und die Ersparnisse von Millionen Russen in einer Geschwindigkeit und einem Ausmaß vernichten, die an eine Atomexplosion erinnern.
Putin hat das jetzt begriffen - und es am Samstag ausdrücklich gesagt:
Die von den USA und der EU verhängten Sanktionen kommen einer Kriegserklärung gleich". (Wladimir, du hast noch nicht einmal die Hälfte davon zu spüren bekommen.)

„Das muß man sich mal vorstellen“, würde Alice Weidel dazu sagen.
Russland wird in die Ecke gedrängt, bis es zurückschlagen muß, wenn es sich nicht selbst umbringen will, dann wird die sogar nukleare Karte gezogen und wenn dann Moskau genau dort landet, wo man es haben wollte, dann beginnt der Akt der Zerstörung.

Schon diese Unverschämtheit würde eine Ch-47M2 Kinschal in Richtung .. rechtfertigen.

Weil die Welt heute so vernetzt ist, können übermächtige Einzelpersonen, Unternehmen und soziale Aktivistengruppen ihre eigenen Sanktionen und Boykotte verhängen, ohne dass die Regierung dies anordnen muss, und so die Isolierung und wirtschaftliche Strangulierung Russlands über das hinaus verstärken, was Nationalstaaten wahrscheinlich tun würden. Diese neuen Akteure - eine Art globale Ad-hoc-Bewegung für den Widerstand und die Solidarität mit der Ukraine - setzen Putin und Russland kollektiv außer Kraft.
Selten, wenn überhaupt, ist ein so großes und mächtiges Land so schnell politisch ausgeschaltet und wirtschaftlich verkrüppelt worden.

Die dritte Waffe ist sowohl neu als auch alt, und sie ist eine geistige und emotionale Waffe: Der Westen hat seine Stimme wiederentdeckt.
Angesichts des rohen, primitiven Angriffs Russlands auf eine unvollkommene, aber aufstrebende Demokratie wie die Ukraine ist die freie Welt aufgewacht.
Amerika und liberale Gesellschaften im Allgemeinen können oft dumm und gespalten aussehen und sich so verhalten - bis sie es nicht mehr sind.
Fragen Sie Adolf Hitler.

Diese drei Waffen sollten ausreichen, um Chinas Aufmerksamkeit zu erregen.

Mal abgesehen von der unvollkommenen, aber aufstrebenden Demokratie ist das Hybris in Reinform.
Und so stellte sich dann Anfang März für Herrn Friedman dar:

Der auf dem Rubel basierende russische Aktienmarkt ist geschlossen, seit die wichtigsten russischen Finanzinstitute entweder mit Sanktionen belegt oder aus dem System der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT) ausgeschlossen wurden, berichtet Barron's, aber "die auf Dollar lautenden Zweitnotierungen russischer Unternehmen in London werden noch gehandelt.
Die Zerstörung des Marktwerts ist erstaunlich".
Der Bericht fügte hinzu, dass die Aktien der Sberbank, Russlands größter Bank, "seit Mitte Februar, als die Aktie bei etwa 14 Dollar gehandelt wurde, um mehr als 99 Prozent eingebrochen sind".
Letzten Mittwoch im Londoner Handel, so Barron's, "erreichten die Aktien ihren Tiefpunkt bei 1 Cent".
Am Donnerstag stuften die Rating-Agenturen Fitch und Moody's "Russland um sechs Stufen auf 'Ramsch'-Status herab und erklärten, dass die westlichen Sanktionen die Fähigkeit des Landes, seine Schulden zu bedienen, in Frage stellen und die Wirtschaft schwächen würden", berichtete Reuters.

Ja, so war es tatsächlich.
Aber es war nicht das Ende, es war der Anfang einer Krise, die plötzlich ganz andere Potentiale freisetzte.

Es wird wirklich allerhöchste Zeit das diesen miesen Typen vor die Haustür geschissen wird.
Und es beginnt bereits streng zu riechen.

mfG
nereus


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