Mussikalische Plauderei

trosinette, Freitag, 02.11.2018, 13:19 (vor 2214 Tagen) @ helmut-16421 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 02.11.2018, 13:43

Guten Tag,

Was heißt, im Nachhinein? Wie soll ich das verstehen? Natürlich im
Nachhinein, nachdem man ein Stück/Lied/Song gehört hat, läßt das noch
nachwirken, hört sich das evtl. nochmals an, wenn man sich da nicht sicher
ist, was man davon halten soll, - und das wars. Dann kommt man zu einer
persönlichen Meinung. Ja, gefällt mir, spricht mich an, oder - schön
gespielt, aber sagt mir nichts, usw., - es sind alle Versionen möglich

Erst kommt das von mir fett hervorgehobene. Diese Entscheidung fälle ich mit dem Bauch und wenn ich die Entscheidung längst getroffen habe, dann könnte es sein, dass mich meine Ratio im Nachhinein auf das musikalische Können und die Brillanz der Oktolen hinweist, die der Schlagzeuger unter die Basslinie legt. Auf dem Umgekehrten Weg findet kein Song seinen Weg in meine Playlisten.

Für mich ist ein Lied/Song oder sonst was dann gelungen, wenn da die Melodie,
die Harmonie und der Text übereinstimmt und in der Gesamtheit was aussagt.

Von Melodie und Harmonie ist mein Bauchgefühl auch abhängig. Ganz wichtig sind noch Beats und Grooves. Texte sind mir vollkommen egal. Für das Libretto in einer Oper interessiert sich auch kaum eine Sau. Es ist für mich auch nicht die primäre Aufgabe von Musik in Texten tiefschürfende Botschaften zu vermitteln. Dafür sind andere Künste zuständig.

Bei Fuzzmann Anarchy finde ich den unsinnigen Text ansprechende.

Schon krass finde ich auch AnnenMayKantereit. Ein totaler Grünschnabel fabriziert einen Text als hätte er schon den dritten Entzug hinter sich. Sowas kann man nicht lernen.

By the way: Die Stimme ist den Königen unter allen Instrumenten. Alle anderen Instrumente sind nur Krücken des Ausdrucks.

Mit Mitte 20 habe ich eine Zeitlang eigene Songs fabriziert ...

Finde ich gut. Habs auch probiert, aber niemals ist was Gescheites dabei rausgekommen.

Hängt vielleicht damit zusammen, dass das wichtigste, also das, was in dem Song aus Deinem innersten nach außen drängt, von Deinem musikalischen Können überschattet und abgewürgt wurde.

In diesem Zusammenhang noch eine Textzeile von Koksnase Konstantin Wecker "Ich singe, weil ich ein Lied hab, nicht weil es euch gefällt". Ich habe mit Konstantin Wecker aber nichts am Hut, der ist mir zur virtuos und labert zu viel.

Ich will das zum besseren Verständnis mit Beispielen untermauern. Was ist
für mich Krach und keine Musik? Das zum Beispiel:

Kommt bei mir drauf an. Musik kann unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen und Funktionen erfüllen.

Bei Marathonläufen habe ich immer meine Playlist dabei. Die Playlist ist genau 3:20 lang und der Grundbeat aller ausgesuchten Songs entspricht ziemlich genau meiner Schrittfrequenz. Ich brauche also keine Uhr. Wenn das letzte Lied im Zielbereich ausklingt und alles glatt gegangen ist, bin ich bei 3:20.

Auf der Playlist ist auch dieser Song. Bewegung, Leistungsabgabe, die eigenen Körperlichkeit und die Musik (oder Krach) verschmelzen zum totalen Lusterlebnis und Nena wird mit 99 Luftballons bei km 38 plötzlich zum totalen Knaller überhaupt.

Ich möchte dazu sagen, dass ich kurz vor dem Überschreiten der Ziellinie immer eine Minute in stiller Demut herschenke, anstatt mich selbst zu feiern. Vieles ist mir ungewiss, nur in einem bin ich mir vollkommen sicher „Ich erringe mir nichts, alles ist Gnade“.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider


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