Kurz zusammengefasst
Hallo Silke,
ich merke schon, dass wir in einem Punkt nicht zusammenkommen, nämlich der Bewertung des Potentials. Du bist der Meinung, dass es von Dritten verliehen wird, ich bin der Meinung, dass es nur in einem selbst vorhanden ist oder eben nicht. Es wird nicht möglich sein, dass in der Forumskorrespondenz final zu diskutieren, es würde den Rahmen sprengen.
Um hier Beispiele zu geben, die meine These untermauern, tue ich mich natürlich schon deshalb schwer, weil ich kaum in jemanden aus meinem Umfeld so tief "hineinsehen" kann, um ans Eingemachte zu kommen. Deshalb muss ich mich auf das beschränken, was mich und meine Familie betrifft.
Als ich aufgrund der zerrütteten Familienverhältnisse an meinem 16. Geburtstag von zuhause ausgezogen bin (meine Großmuter hatte mir in Wien eine Wohnung vererbt) hätte es mein Stolz niemals vertragen, wenn ich irgendjemanden um Hilfe oder Unterstützung (Kochen, waschen, etc.) gebeten hätte.
Ich hatte als Lehrling schon mehr Geld als so mancher andere, kam damit zurecht, und schlug mich durch. Klar war mal das eine oder das andere nicht genießbar, was ich vom Herd genommen habe, - aber ich hab eben dazugelernt. Genauso, wie man eben Wäsche trennen muss, um sie nicht zu verfärben.
Wer sollte mir damals Potential verleihen? Ich hatte nichts als meine Arbeit, in die ich mich reingefressen habe. Dasselbe mit dem Rauchen. Bis kurz vor dem Militärdienst habe ich knapp 50 am Tag geraucht. Aber ich wusste, dass ich damit Raubbau an meiner Gesundheit betreibe. Also habe ich mir zum Ziel gesetzt, in diese Eliteeinheit einzutreten, - und das in Verbindung mit der Zigarette war aufgrund der sportlichen Anforderungen relativ aussichtslos.
Um die Aufnahmeprüfung zu bestehen, mussten enorme körperliche Anforderungen erfüllt werden. In der Nacht, bevor ich eingezogen wurde, habe ich die letzte Zigarette geraucht. Ab dem nächsten Tag, in der Kaserne, keine einzige mehr. Im weiteren Verlauf bereitete ich mich auf die Aufnahmeprüfung vor. Dafür hatte ich 10 Wochen Zeit. Jeden Abend um den Kasernenblock herumgelaufen, um mir Kondition aufzubauen, - während die Stubenkameraden in die Eckkneipe zum Bier sind.
Wer hat mir da irgendwas verliehen? Es war ja gar niemand da. Das Potential stammt ganz alleine von mir.
Zum Thema Drogen:
Woher kennst du die Potentialität anderer Menschen ...
Bei meiner Tochter kannte ich das Potential. In sie sehe ich hinein wie in einen Spiegel.
> Keinen Handstreich habe ich unternommen, um ihr zu
[quote]helfen. [/quote]
Du hattes Gründe dafür, dass du es nicht konntest.
Nicht "konntest", - ich wollte nicht.
Allein? Aus einer Abhängigkeit herauskommen?
Sie hat es mir später bestätigt. Solange ein Drogenabhängiger irgendwelche Hilfen bekommt (z.B., um ihn von den Drogen wegzubringen) wird er diese Hilfen immer wieder missbrauchen, um weiter an den Drogen bleiben zu können. Erst dann, wenn ein Abhängiger völlig am Boden ist, bildlich gesagt, und merkt, dass er alleine auf sich selbst gestellt ist, hat er die Chance (nicht die Gewißheit), davon loszukommen. Der feste Wille kann nur von ihm alleine kommen. Alles andere ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sein Wille alleine ist es, der ihn dann dazu bringt, begleitend medizinische Hilfe zu suchen.
Betreff "Hinuntersehen" auf Abhängige:
Wer hat dir das erlaubt?
Ich behaupte nicht, dass meine Ansicht die Richtige ist, - aber ich verachte jeden, der nicht in der Lage ist, Herr über sich selbst, sowohl Körper als auch Geist, zu sein. Meine Tochter sieht das völlig anders, - natürlich auch berufsbedingt.
Der siebenbürgische Bauer, der bei mir gearbeitet hat, der konnte sich nicht einmal eine Wurst heiß machen. Ohne Frau würde der verhungern. Alleine die Vorstellung, von einer Frau abhängig zu sein, würde mich umbringen. Es gibt auch im Haushalt nichts, was ich nicht selbst machen könnte. Das hat nichts mit Aufgabenteilung zu tun. Aber wenn ich merke, dass meine Frau ihre Migräne hat und am Sonntag morgen deshalb noch im Bett liegt, dann findet sie das Geschirr gewaschen und die Küche aufgeräumt vor.