Der Mensch kann sich doch mit seiner Willenskraft durchaus gegen solche Automatismen stellen…
Doch warum tut er es nicht?

Wie soll er das denn anstellen?

Ich habe schon öfter darüber nachgedacht und komme zu dem Schluß, dass das nicht oder zumindest nicht einfach möglich ist.

Der Grund sind simple psychologische Mechanismen. Der Mensch achtet einfach nicht, was er in den Schoß gelegt bekommt. Das ist für ihn die Ausgangsbasis, eine Selbstverständlichkeit! Wieviel andere dafür schuften mussten, kann er nicht erkennen, er hat auch keine Vorstellung davon, wie es ohne diese Annehmlichkeiten aussähe, er kennt es ja nicht anders und der Gedanke, dass diese Selbstverständlichkeit verschwinden könnte, kommt ihm erst gar nicht...

Da geht es nichtmal nur um materielle Güter (deren Verschwinden man sich noch am ehesten ausmalen kann), da geht es auch z.B. um die Vorteile ethnischer Homogenität, Sicherheit, funktionierender staatlicher Strukturen, Frieden, soziale Absicherung, Meinungsfreiheit usw.

Wenn man also will, dass die jungen Generationen emotional begreifen, was sie haben, müsste man sie den Verlust spüren lassen. Und da wird es schwierig, besonders wenn man allen einer Generation diese Erfahrung nahebringen will. Man kann die ja nicht alle in einen failed state schicken, in ein Kriegsgebiet oder in eine Diktatur.

Bleibt nur die intelektuelle Vermittlung, die aber auch nicht alle erreicht und oberflächlich bleibt, weil die konkrete Erfahrung halt nicht gut ersetzt werden kann. Immerhin wäre dieser Bereich sicher ausbaubar und sollte bewusster und rationaler angegangen werden, als derzeit.

Und auch da ist höchste Vorsicht geboten, mit dem aktuellen gesellschaftlichen Ruck ins Linksextreme ernten wir im Prinzip die Früchte der Reeducation, deren Fehler es war, oberflächliche Symbolik (Hakenkreuze usw.) als feindlich zu markieren, die aber niemals die zugrundelegende Psychologie vermittelt hat. In die selbe Falle wie damals die Nazis, rennen heute diejenigen, die sich selbst antifaschistisch nennen. Es gibt halt keine Lehre, die nicht bei irgendeinem Dummkopf auf fruchtbaren Boden fällt...