Darf ich noch etwas anhängen - Geschichte als verstehbarer und vor allem prognostizierbarer Prozess

Oblomow, Dienstag, 02.06.2020, 10:28 (vor 1396 Tagen) @ Tempranillo2674 Views
bearbeitet von Oblomow, Dienstag, 02.06.2020, 10:35

„Weder haben wir dich himmlisch hoch, noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt ausformen kannst, die du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigen, zum Tierischen herabsinken; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.“
Pico della Mirandola

Der Kern der Spenglerschen Philosophie ist die Analogie, alles wird analog zum Anderen. Darauf wies schon Robert Musil ironisch hin: "Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt zitronengelbe Chinesen. In gewisser Weise kann man also sagen, der Falter ist der geflügelte mitteleuropäische Zwergchinese. Falter und Chinese sind bekannt als Sinnbilder der Wollust. Zum ersten Mal wird hier der Gedanke an die noch nie beachtete Übereinstimmung des großen Alters der lepidopteren Fauna und der chinesischen Kultur gefaßt. Dass der Falter Flügel hat und der Chinese keine ist nur ein Oberflächenphänomen!"

Heraus kommt ein biologisches Geschichtsmodell, weil die Geschichte wie ein Fichte ist, sie wächst, wird groß, fellachisiert und stirbt oder so ähnlich. Nur ist Geschichte kein Fichte. Er vertritt insofern ein primitives Geschichtsverständnis. Geschichte (die eigene wie auch die gesamte) ist offen (das heißt, alles ist möglich) und wird von Menschen geschaffen und nur die Ideologen bauen Prokrustesbetten aus Zwecken, etwa Hegel, Marx, die Christen oder die Transhumanisten oder Spengler. Geschichte hat keinen Sinn, wir erst legen einen bei.

Herzlich
Oblomow


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