Kann ich so gut wie alles abnicken, - ein paar Dinge will ich noch unterstreichen
Nicht alle, die theoretisch das Rüstzeug hätten, haben auch die Neigung, die Zeit oder das Interesse.
Leute wie ich, die über 70 sind, und früher in hoher beruflicher Verantwortung gestanden haben, an denen stelle ich zunehmend folgendes fest:
Sie wären sehr wohl in der Lage, sich mit diesem oder jenem auseinanderzusetzen, das zu hinterfragen, und sich dazu eine Meinung zu bilden. Der Haken: Sie wollen nicht. Sie wollen in Ruhe ihre Rente genießen und sich nicht mehr in irgendwelche geistigen Konfrontationen begeben. Es kann ja sein, vielleicht leben sie damit besser. Vielleicht sind sie zufriedener.
Aber es ist nicht mein Stil, nach dem Lehrsatz von Pippi Langstrumpf zu leben: "Widewidewitt, ich mach mir meine Welt, so wie sie mir gefällt".
Genau das, was Du zum Abschluss gesagt hast, gleicht meinen persönlichen Erlebnissen: Man bricht das Thema einfach ab, oder wechselt es zu Unverfänglichem, um nicht eine Konfrontation mit demjenigen zu riskieren, mit dem man seit der Jugendzeit die beste Verbindung hat, mit dem man in der Sturm- und Drangzeit die schönsten Jugenderinnerungen in Skandinavien und mit der holden Weiblichkeit teilt, etc.
Das Fatale dabei: Diese Leute hätten das Hirn dazu, die Dinge zu verifizieren und richtig zu bewerten, - aber sie wollen einfach nicht.
Dein Satz bringt es:
Solche Dinge jedoch sinnvoll zu debattieren, setzt Sachkenntnis und Verständnisfähigkeit voraus.
Aber hinsichtlich der Sachkenntnis muss man sich oftmals einige Stunden einlesen. Diese Zeit will man nicht aufbringen, die verbringt man besser mit den Enkeln.
Verständnisfähigkeit?
Will man sich nicht einlesen, dann fehlts an der Sachkenntnis, die für das Verständnis notwendig ist. Was passiert dann: dann kommt der Verlust an geistiger Flexibilität dazu, manche bezeichnen das auch als Altersstarrsinn, und die Möglichkeit, dass der andere vielleicht recht haben könnte, negiert man mit Sturheit.
Dadurch stellt sich für mich die philosophische Frage:
Wann ist ein Mensch alt geworden?
Liegt die Antwort darin?:
Wenn er nicht mehr bereit ist, dazuzulernen, sich weiter zu bilden und zu informieren und auch seine eigenen Standpunkte in Frage zu stellen und zu überprüfen.