Jean Baudrillard: "Wir Modernen glauben nicht mehr an die[se] Illusion der Welt ...

Ostfriese, Dienstag, 17.01.2023, 08:42 (vor 687 Tagen) @ Mephistopheles2989 Views
bearbeitet von Ostfriese, Dienstag, 17.01.2023, 09:04

Hallo Mephistopheles

Baudrillard, der den Debitismus und die Machttheorie nicht kannte, erklärt und beschreibt in seinem Werk die Textwerdung des Menschen und das letztendliche Verschwinden der Menschlichkeit. Der debitistische Zwang zur Erstverschuldung – zur Vorfinanzierung der Macht – wäre dann in seinen Worten 'das perfekte Verbrechen'. Was unternehmen wir Menschen nicht alles, um diese Tatsache zu dissimulieren und nicht bewusstwerden zu lassen.

Infolge des ursprünglichen Lautes des Zwingherrn sind die Sprache und damit das Denken der Menschen gefangen und gefesselt in den (mental)faschistischen Strukturen der Zentralmacht, die als die erste Folge nach der Potenzialverleihung durch die Gefolgschaft zu verstehen ist. Es gibt kein Entrinnen. Zukunft und Vergangenheit sind nur mentale Konstruktionen des Bewusstseins in der Gegenwart: Sie bedingen einander wechselseitig.

Es geht um Illusion und Simulation: 'Illudere' und die Bereitschaft, Bisheriges infrage zu stellen – 'des Ins-Spiel-Bringens' – weg von den Exzessen der Kommunikation und der ewigen Suche nach Sinn. Das Denken und die Suche nach der Wahrheit sind nur der Drang zur Enthüllung in den Wissenschaften, weil sie alles zeigen oder berechnen und keine Geheimnisse zurückhalten.

Baudrillard geht es mit den Konzepten wie Verführung, Illusion und fatale Strategien um die Verteidigung der Geheimnisse gegen die Transparenz. Baudrillard: "Die Vorstellung eines Sinns selbst ist krank." In Falko Blasks Worten: "Einzig die Verführung, die keine Wahrheit erlangt, sondern nur Spiele des Scheins inszenieren will, fungiert als ein wirksames Prinzip gegen die Fallen der Produktion und der Sinngebung." Und ich ergänze - gegen die Fallen des Debitismus.

…, sondern an ihre Realität - was natürlich die schlimmste aller Illusionen ist."

Baudrillard in 'Illusion und Simulation': Illusion, Desillusion, Ästhetik

... Man, die Bevölkerung, will es nicht wahrhaben und lieber in der Simulation verharren, zum ersten Mal seit seiner Erstformulierung erhält dieser Satz aber Sinn. Irgendwann wird der Schleier der Simulation weggerissen...

Ich erlaube mir, @Ashitakas - mehr als 5 Jahre zurückliegenden - Darlegungen zu zitieren:

Ein Forum wie dieses ist nicht dafür geeignet, eine umfassendere Vorstellung von der Tragweite der Simulationen und den darauf basierenden Vorstellungen von sich selbst und der Welt zu entwickeln. Das kann nicht funktionieren, wäre so anders, dass wir uns früher oder später erstechen müssten. Dass der Betrug bereits an uns selbst anfängt, wird den wenigsten Menschen in ihrer kurzen und stark elektrisierenden Lebzeit bewusst. Den Rest erledigt die immer zu beiseite gekehrter Angst, die Angst vor der Zukunft, vor dem Einkommensverlust, vor der Verantwortung, vor der Veränderung, vor dem Ansehen, vor sich selbst, vor unserem nach außen tretendem Spiegelbild.

Der Betrug, ein Leben im Unbewusstsein darüber, was man sein kann, was die Welt werden kann. Der Augenblick, ab dem sich unsere Weltvorstellung und die Vorstellung von uns selbst zwecks Orientierung am zentralen Laut ausrichten, er reduziert unsere mentale Leistungsfähigkeit auf ein Minimum. Wir sind irgendwie doch alle behindert, nicht mehr fähig unseren eigenen Instinkten, unserer Intuition und dem Gefühl zu vertrauen, dass so gar nichts von dem stimmt, was uns täglich über das Wesen unseres Lebensraumes berichtet wird.

Es geht sogar so weit, dass wir uns über unsere mentalen Fähigkeiten lächerlich machen, wir uns selbst damit unbewusst zum Gegner machen.

Wir Menschen entwickeln uns nicht mehr in der Welt fort, sondern die Welt entwickelt sich mit uns (als Simulation). Ein perfektes Verbrechen, aufgrund dessen das System über weitere Zeitspannen funktioniert. Da bin ganz bei Elon Musk, der ein sehr bedeutender Teil des Theaters ist, welches den Raubzug des Potentials aufgrund der noch unvorstellbaren Simulationskraft in eine neue Zeit entführen wird.

https://www.youtube.com/watch?v=2KK_kzrJPS8

Quelle: https://archiv2.dasgelbeforum.net/index.php?id=439611

Ist das Durchschreiten der 'Goldenen Tür' zur Überwindung des Bisherigen durch kreatives Handeln in der Gestaltung von etwas Neuem im Rahmen der System-Gebundenheit überhaupt möglich? Wir müssen uns durch das Handeln immer wieder selbst 'auf’s Spiel setzen'.

Danke für den gemeinsamen Aufenthalt im Phasenraum des Denkens und für die Resonanz der Wellen unseres Bewusstseins.

Gruß - Ostfriese


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