Was ist Zentralmacht?
Hallo ihr beiden,
Ich denke, wer sich wirklich tief in die Argumentationsketten von
@Ashitaka zum Zentralmachtsystem und die entsprechenden Posting‘s der
anderen Foristen einliest, erahnt auch die Richtigkeit und Wichtigkeit
dieses Modells.
Kein Modell, kein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit, sondern
Wirklichkeit. Die Trennung zwischen der aktiven Potenz (Handlung) und der
Potenz (Macht, Passiva) führt uns geradeaus dahin. Wenn einem bewusst
wird, dass die Macht als eine Struktur von Verhältnissen der Individuen
(der Elemente) in Wirklichkeit nicht mit den Handlungsketten der Individuen
(der Elemente) gleichgesetzt werden kann, dann ist der erste Schritt hin zu
einer wirklichen Perspektive auf das System gelungen, einer Perspektive,
aus der auch das Wesen des Geldes bewusst werden wird, getan.
Ist das nicht mit einem gesellschaftlich überspannenden, strukturellen Erhaltungswillen gleichzusetzen, der von außen als zentrale Machtordnung wahrgenommen wird, was meiner Meinung nach auch Zaras "Schwarmorganismus" entspricht? Beim Begriff "Zentralmacht" stellt man sich aber doch eher etwas in der Art feudalistischer Absolutisten vor, die alles nach ihrem Gutdünken regeln und steuern, was an einem selbsterhaltenden Organismus ja komplett vorbei geht.
Ich unternehme den Versuch das Geld als das zu erklären was es immer war
und sein wird:Machtderivat!
Natürlich, da es sich auf gesetztes Recht zurückführen lässt - aber die Definition als "Machtderivat" allein ist keine ausreichende Erklärung zu einem umfassenden Verständnis für "Geld". Lediglich Tauschphantasien und das Regressionstheorem sind damit vom Tisch.
Kein Geld der Welt entsteht im Gegensatz zu einem das Geld beurkundenden /
beziffernden Träger durch Produktion (nix Aktiva). Alles beurkundete /
bezifferte Geld der Welt entsteht einzig und allein durch einen Machtakt
der Zentralmacht, durch Abtretung der Zentralmacht (Geld = Passivum).
Hier steckst du inmitten einer eigenen Definition von "Geld", wobei unterschiedlichste Perspektiven durcheinandergeworfen werden, was ja BillHicks schon ausreichend herausgestellt hat. Die Verbindlichkeit von A (Passivum) ist eben die Forderung von B (Aktivum) und die sog. "Abtretung der Zentralmacht" würde ich etwas wissenschaftlicher als die Dialektik privaten und öffentlichen Rechts auffassen.
Die Behauptungen, dass der Zentralmacht ihr Potential überlassen wurde,
sie täuscht über die Tatsache hinweg, dass es in Wirklichkeit durch
gewaltsame Expansion, Einverleibung und Abgabepflicht (Intern Abgabe /
Extern Tribut) geraubt wurde. Rechtsräume, in denen das Wirtschaften durch
formelle Macht erst möglich wurde, sie basieren wie Uwe Wesel fein
säuberlich erklärt hat auf Zentralmacht, nicht auf den Handlungen der
dann in diese Rechtsräume gesperrten Individuen (der bekannte
Zirkelschluss).
Könnte man eventuell dennoch ein paar gewisse unorganisierte Umbrüche berücksichtigen? Rein evolutionäre Annahmen, wie sie auch Zara dank Bott zu treffen meint, erscheinen mir unzureichend in der Betrachtung einer differenzierten Ausgestaltung absolutistischer oder selbstorganisierter Machtausübung. Kommen bei euch dabei nicht einfach nur realitätsfremde universalistische Ansätze durch?!
die Ursprünge von Unterwerfung, Patriarchisierung, Staat,
Eigentumsentstehung, Rechtsetzung, liegen meinem Irrtumsstand (©
BillHicks) nach in schieren Existenznöten.
Das sehe ich auch so.
Not = Ohnmacht.
?
Gerade in Notzeiten kommt es zu verschärften Organisationshandlungen - mit dem Ziel, die Not abzuwenden. Deswegen mussten sich ja jene Männer, die aus den vorhandenen selbsterhaltenden Organisationsstrukturen hinausgeworfen wurden, plötzlich reorganisieren: eine neue Organisationsstruktur entstand, aus der Eigentum hervorging.
„Bzgl. Heinsohns Katastrophentheorie trifft genau das ja zu: die
Existenzsicherung durch Überwindung existenzgefährdender Strukturen
menschlicher Reproduktion führte schließlich zu Eigentum und damit zu
Wirtschaft. Da stand kein kühner Plan dahinter.“
@tar
Not (Ohnmacht) führt nicht zu Eigentum. Es ist die Zentralmacht, durch
die das Rechtsinstitut erst gesetzt werden kann.
Siehe vorigen Absatz.
Heinsohn wandert ganz
tapfer um die wirkliche Ursächlichkeit des Eigentums umher und verweigert
damit den "grundlegenden" Blick in die Wirklichkeit. Auch wenn er die
Simulation des Geldes als ein Produkt zerstörte und damit vielen Denkern
eine Tür zur Erkenntnis bat, er schwebt immer noch in einer vor der
wirklichen Machtstruktur den Hut ziehenden Simulation und springt bei
Hinweisen natürlich auch darauf an (Siehe seine Reaktion im Malik-Blog):
Mir leuchtet die Umwälzung der bestehenden, feudalistischen Organisationsstruktur schon ein. Wozu sollten Feudalherren freiwillig Eigentum begründen - inkl. aller damit verbundenen bürgerlichen Rechten? Wie sollten sie überhaupt auf diese Idee kommen? Heinsohn weist doch zurecht auf die ganzen historischen Beispiele hin.
@tar:
Reminder
Ich denke, der Dissenz besteht darin, was du konkret als Zentralmacht definierst, die bei dir auch dann, wenn hinweggefegt, weiterbesteht, sich aber gleichzeitig neu organisiert. Ja, was nun?
Gruß!â„¢
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Gruß!™
Time is the school in which we learn,
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