Meine Einschätzung: nur falls Russland in der Ukraine erschöpft werden kann

Miesepeter, Samstag, 21.01.2023, 11:22 (vor 432 Tagen) @ Manuel H.6228 Views

Nach meinem Dafürhalten ist der vereinigte Westen dieser vielen hochtechnisierten Länder ökonomisch und waffentechnisch dem einzelnen Land Russland haushoch überlegen.

Ich hege die Vermutung, dass in diesen Kreisen die Bedeutung von Drohnen auf beiden Seiten noch gar nicht begriffen wurde. Wie schlägt sich eigentlich ein millionenteurer hochtechnisierter Panzer gegen einen Schwarm von Billig-Drohnen?

Die Nützlichkeit von Panzern ist in Zeiten der Satelliten- und Drohnenaufklärung und moderner Lenkwaffen jeglichen Kalibers eindeutig gesunken. Den Luftwaffen geht es nicht viel anders, Lufthoheit scheint im Augenblick nicht mehr erreichbar, solange der Gegner ausreichend moderne Abwehrgeschütze hat.

Der 3. Weltkrieg ist vor allem anderen ein Krieg der Aufklärung und der Lenkwaffen. Bei der Aufklärung dürfte der Westen im Vorteil sein, bei den Lenkwaffen vermute ich ausgereiftere Technologie beim Westen, dafür quantitative Vorteile bei Russland.

Der Westen hat theoretisch 10x mehr Manpower und auch 10x höhere wirtschaftliche Kapazitäten, kann seine Resourcen aber nicht in gleichem Ausmaß aktivieren wie Russland. Russland hat den Vorteil der kürzeren und besser integrierten logistischen Wege.

Bleibt das Schlachtfeld auf die Ukraine begrenzt, haben sowohl Russland wie auch NATO nahezu endlose Ressourcen (im Gegensatz zu Wk1/2 Deutschland) und könnten daher ewig weitermachen, solange sie intern die Kosten/Verluste tragen können. Was die Leidensfähigkeit hinsichtlich menschlicher wie wirtschaftlicher Verluste anbelangt, sollte Russland im Vorteil sein.

Die Ukraine ist faktisch bereits besiegt - sie hält sich nur noch aufgrund von Lieferungen aus dem Westen. Russland hat noch viel Resilienz, der Westen aber auch.

Militärisch kann m.E. der Westen in der Ukraine nicht gewinnen. Solange Russland nicht einknickt, sind sie dort im Vorteil, auch bei weiterer Eskalation innerhalb der Ukraine.

Das Blatt wendet sich dann, wenn die NATO nicht nur in der Ukraine, sondern an allen Fronten (Finnland, Baltikum, Polen, Georgien, Türkei) Russland angreift. Das dürfte Russland nicht verteidigen können, für diesen Fall hat Putin jedoch den Nuklearwaffen-Einsatz angekündigt - was diese Variante eigentlich aus dem Spiel nehmen sollte.

Nur: die Ukraine wird natürlich versuchen, den Krieg auszuweiten, weil dies ihre einzige Chance ist. Sie werden hoffen, dass sie mit Angriffen auf die Logistik im russischen Hinterland die Russen zu Vergeltungsschlägen auf die westlichen Versorgungswege in Polen oder Rumänien bewegen können und damit den Bündnisfall auslösen.

Wenn Russland diese Provokationen schluckt, und sich auf das Schlachtfeld in der Ukraine beschränkt, kann es m.E. nicht geschlagen werden, trotz der Überlegenheit des Westen in Punkto Bevölkerung, Wirtschaftkraft und Waffentechnik.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass es sowohl in der Ukraine wie im Westen Kräfte geben wird, welche versuchen werden, die Auseinandersetzung geographisch auszuweiten.

Kurzum, ich sehe 2 Möglichkeiten:

1) Das Schlachtfeld bleibt in der Ukraine, dort wird der Kampf ausgetragen bis eine Seite einknickt.
2) Das Schlachtfeld geht über die Ukraine hinaus, dann ist der Einsatz von Nuklearwaffen wahrscheinlich.

In beiden Szenarien werden alle Kriegsparteien verlieren, aber bei Variante 1 übernimmt der Sieger einen Grossteil des debitistischen Potentials des Verlierers - angesichts der Grössenordnung der gegnerischen Parteien die wohl grösstmögliche Kriegsbeute aller Zeiten.

Gruss,
mp


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