Vorfinanzierung geht anders als im Wolkenkuckucksheim
Auch da bin ich dem Forum hier sehr dankbar, weil Vorfinanzierung ein Thema ist, dass so gut wie nirgends zu finden ist. Auch bei Karl Marx ist das Geld einfach da (der Unternehmer-Ausbeuter hat immer einen Sack voll Geld unterm Schreibtisch), bei anderen Geldkritikern ein blinder Fleck.
Ist es nicht. Der Unternehmer muss es erst "vorschießen". Woher er das Geld hat, lässt Marx offen, das übersteigt seinen Horizont. Auch der Unternehmer Friedrich Engels konnte ihm offenbar kein Lichtlein aufzünden.
Dieses Geld G, dass der Unternehmer vorschießt, verwandelt er dann in Waren W. Diese Waren verkauft er wieder mit dem Ziel, mehr Geld zu erzielen, als er vorgeschossen hat, nämlich G`. Wo dieser " ` " herkommen soll, lässt Marx in den 3.000 Seiten seiner 3 Bände "Das Kapital" offen und seinen Epigonen ist das auch nicht aufgefallen. Sie hatten damals in der Schule eben noch keine Mengenlehre und wussten nicht, dass sich Geld nicht von alleine vermehrt.*)
Hier im Forum aber ein zentrales Thema.
Autobiographisch muß ich gestehen, bei mir anfangs war Vorfinanzierung ein blinder Fleck.
Großbürgerlich aufgewachsen, waren Kredite und Vorfinanzierung nicht so das Thema.
Meine altsprachliche Schule verstand sich traditionell als Kaderschmiede für den Nachwuchs der Verwaltung des preußischen Königs und späteren deutschen Kaiser (deswegen war das Görres zu meiner Zeit noch staatlich, nicht städtisch), die bekommen ihre Apanagen bereits am 1. des Monats. Selbst Konsumentenkredite vertrugen sich nicht mit dem Selbstbild eines aufrechten, unbestechlichen preussischen Beamten.
Nö, sondern der Kirche. Das humanistische Gymnasium mit Latein und Griechisch (und, in neuerer Zeit, Wunschfach hebräisch) entstand nur deswegen, damit der Kirche die Theologen nicht ausgingen.
Meine Klassenkameraden kamen auch aus den ersten Familien der Stadt, alles altes Geld, über Generationen vererbt. Die mußten dann aus Standesdünkel erst Görres, dann Jura-Studium, dann Doktor jur machen, danach bekam man sowieso die Aufsichtsratsposten von Papi zugeteilt, dort warten zugekaufte Fachkräfte mit wirtschaftlichem Sachverstand, die alles unterschriftsreif vorlegen, das Jura-Studium ist allerdings nötig, um das zu Unterschreibende zu verstehen.
(...)
Ich habe allerdings schon viele Freunde und Bekannte gehabt, die als Unternehmer mit tollen Ideen, sogar gutlaufenden Betrieben über fehlende oder falsch eingeschätzte Vorfinanzierungen "gestolpert" sind und alles oder fast alles verloren.
"Stolpern" gehört dazu und ersetzt beim Unternehmer die Lehre. Erst danach ist er "gelernter" Unterneehmer, vorher bloß Hobbyunternehmer.
Zum Thema der Vorfinanzierung hatte ich mir das so gedacht:
Rheingold verstehe ich als ein empirisches Projekt, also learning by doing. Fertige Lösungen sind nur gedanklich vorhanden und müßten praktisch erprobt und dann verbessert werden.Durch die Erst-Emission ergibt sich bereits eine Vorfinanzierung, wenngleich in einem äußerst geringen Umfang. Der Bäcker-Emittent kann damit den Druck der Emission "vor"finanzieren plus vielleicht ein Sack Mehl, dann war es das. Aber es zeigt doch auf, dass Vorfinanzierung mit Rheingold praktisch geht.
Ich möchte dabei bemerken, dass Vorfinanzierung einen Kredit voraussetzt,
Katze-in-den-Schwanz-sich beißt. Merkst du was? Dein Ausdruck "Kredit" setzt voraus, dass die Vorfinanzierung bereits lange vorher stattgefunden hat. Sonst gäbe es keine Kredite.
die Erst-Emission ist allerdings kein Kredit, insofern ist das Bild "Vorfinanzierung" sachlich falsch, eine Erst-Emission hat aber den Effekt, den eine klassische Vorfinanzierung erreicht.
Das können sich die USA leisten, aber nicht Krethi und Plethi. Die haben aber auch im Hinterhof ein paar Raketen stehen.
Aber man kann ja mal denken, wie Vorfinanzierung bei einer ausreichend großen Anzahl von Teilnehmern günstig und vorteilhaft realisiert werden könnte.
Nehmen wir einfach mal das Beispiel einer privat finanzierten Waldorfschule, dessen Heizung erneuert werden muß.
Lösung beim alten Geld:
Die Waldorfschule geht zu ihrer Hausbank, verpfändet das Grundstück, die neue Ölheizung und die Einnahmen aus Schulgeldern für die nächsten Jahre, daraufhin schöpft die Geschäftsbank neues Geld durch Bilanzverlängerung und berechnet Zins und Tilgung.
Nö. Damit die Waldorfschule einen Kredit bekommt, muss sie erst im Grundbuch als Eigentümer eingetragen sein. Das Grundbuch ist aber nicht vom Himmel gefallen.
Dann muss das Drundstück einene Wert haben. Wie kann man den Wert feststellen?
Da hapert es aber noch arg mit deiner Vorfinanzierung.
Wenn nicht bereits vorhersehend eingepreist, wird die Schule die Schulgelder um Zins und Tilgung erhöhen müssen, um die zusätzliche Belastung zu stemmen.
Lösung beim Rheingold
Die Eltern der Schüler und die Schule selbst emittieren zusätzlich und projektbezogen die entsprechende Summe, die die Schule braucht, um die Ölheizung zu bezahlen und garantieren diese Emission durch ihre Leistungskraft.
Wo haben die Eltern der Schüler und die Schule eigentlich die Ölquellen her? Und haben sie darauf Zugriff?
Die Gesamtsumme des neu geschöpften Geldes wird in einem klassischen Darlehensvertrag der Schule geliehen.
Die Emission wird ähnlich getilgt wie bei der Bank (Bilanzverkürzung)
Mit jeder Tilgung werden die entsprechenden Rheingold-Scheine wie bei der Geschäftsbank vernichtet, so dass am Ende der Laufzeit wieder mögliche Emissionen zur Verfügung stehen, um weiter Projekte der Rheingold-Gemeinschaft zum gemeinsamen Wohl vorzufinanzieren.
Allerdings verbilligt sich die Vorfinanzierung um den Zins. Je nach Laufzeit und Zinshöhe sprechen wir über recht hohe Beträge, die der Rheingold-Gemeinschaft, die ja auch den klassischen Weg der Euro-Finanzierung durch Geschäftsbanken hätte wählen können, als zusätzliche Kaufkraft erhalten bleiben.
Natürlich verbilligt sich die Vorfinanzierung, weil ohne die Ölquellen und die Exploratoren und die Tankschiffe und die Pipelines und die Hüttenwerke, die das Metall herstellen und die Stahlunternehmen, welche Schiffe und Pipelines herstellen, wird da nichts draus mit dieeser Vorfinanziereung. Dabei ist das nur ein geringer Bruchteil der ganzen erforderlichen Vorfinanzierung.
Du musst das unbedingt überarbeiten.
*) Das ist genau der Punkt, um den es nach Martin Armstrong gerade geht.
Woran du aber auch erkennen kannst, dass der Debitismus sehr viel umfassender ist, als sich selbst hier im Forum die meisten träumen lassen.
Gruß Mephistopheles