Wie funktioniert die Erstausstattung mit Rheingold?

Rheingold, Freitag, 15.04.2022, 12:06 (vor 1008 Tagen) @ Rheingold4781 Views

Eigentlich ganz einfach. Ein Leistender (Gewerbetreibender, Freiberufler) stattet sich mit seinen eigenen Rheingold aus, so steht das auch auf den Scheinen.

Groß das Logo der Marke "Rheingold" und im Emittentenfeld der individuelle Herausgeber.

Mit der Erstausstattung seiner eigenen Rheingold macht er dann auch direkt seinen ersten Einkauf (die Bezahlung des Drucks), er bezahlt also den Druck. So gewinnt er automatisch den ihm vielleicht noch unbekannten Drucker als neuen Kunden für seine eigene Firma.

Mit dem Rest des Geldes geht er weiter einkaufen, solange, bis das Geld endlich alle ist und er seine Bedürfnisse befriedigt hat. Dann muß er nur warten, bis seine eigenen Scheine als Nachfrage wieder zu ihm zurückkommen und bei ihm das teure Lager räumen und für Einkommen sorgen. Dann hat auch sein Gegenüber seine Bedürfnisse befriedigt.

Dann geht es in die nächste Runde. Der Rheingold-Emittent geht erneut einkaufen. Wir hören erst auf, wenn wir vor lauter Auslastung und Wohlstand nicht mehr quieken können und uns zur Ruhe setzen.

Beim Rheingold handelt es sich also um eigentlich ganz simple Gutscheine, die schon bislang von allerlei Gewerbetreibenden aus verschiedenen Gründen herausgegeben werden. Dadurch, dass sie wechselseitig unter den Gutschein-Emittenten als Zahlungsmittel anerkannt werden, werden sie "kurant" und so kaufkräftig. Sie sind kein Tauschmittel, denn es wird gezahlt. Klassischerweise handelt es sich beim kaufen immer um Tauschen über Zeit.

Nur der Entstehungsprozess des Rheingolds unterscheidet sich fundamental von der Entstehung des alten Geldes (Euro). Während altes Geld immer nur durch einen Verschuldungsprozeß das Licht der Welt erblickt und durch Tilgung vergeht, fehlt dieser Prozeß beim Rheingold.

Beim alten Geld ist immer eine Geschäfts- oder Notenbank beteiligt. Sie ist diejeinge, die das Geld entstehen läßt, es also emittiert, sie braucht dabei üblicherweise den sich ihr gegenüber verschuldenden Marktteilnehmer. Für diese "Leistung" erhält sie üblicherweise einen Zins, dessen Rechtfertigung hergeleitet werden kann oder eben auch nicht. Zu der Berechtigung der Abschöpfung der Wirtschaftskraft der Leistenden gleich zu Beginn des Wirtschaftens würde ich gerne einen eigenen Thread machen, zu der bilanziellen Darstellung der beiden wesentlich unterschiedlichen (!) Geldschöpfungsprozesse auch.

Eine Hoffnung habe oder hatte ich: Dass bei der Verwendung des Rheingolds dem Nutzer durch empirische Erfahrung einsichtig wird, wie der Geldschöpfungsprozess beim alten Geld funktioniert und wie der Geldschöpfungsprozess beim Rheingold funktioniert.

Üblicherweise ist selbst bei profunden Kritikern nicht einmal ansatzweise bekannt, wie (altes) Geld entsteht. Wahlweise wird geglaubt, es wären Gelddinger, die durch Gold "gedeckt" seien oder gedeckt sein müßten, dann wird geglaubt, bei Geld handele es sich um Dinger, die auf irgendeine mirakulöse Weise es alchimistisch vernögen Arbeit zu speichern, die wirtschaftswissenschaftlichen Fachjournalisten mit akademischer Volkswirtschafts-Ausbildung des Spiegel erklären folglich "Geld sei geronnene Arbeit", Diese gaga-Vorstellung legt fatalerweise nahe, dass, wenn eine Gesellschaft besonders viel arbeite und die Einkommen immer spare, dann werde sie immer reicher, weil sich ja die geleistete Arbeit automatisch in Gelddingern speichere, die man jederzeit, wenn durch Sparen das Wirtschaften erfolgreich an die Wand gefahren wurde, wieder in frisch gelegte Eier abrufen könne. Das Gegenteil wird dann natürlich der Fall sein. 

Die Tücke steckt bei der Vermittlung des Rheingold Projekts natürlich im praktischen Detail.
Vielleicht mal eine Anekdote aus praktischer Erfahrung an der Front.

Anfangs war ich als Kurator der Akquisiteur neuer Rheingolder. Da hat man es dann meist mit aufgebufften Vollkaufleuten zu tun. Die kennen und hassen die Kalt-Akquisiteure, die so einfach im Laden erscheinen und was verkaufen wollen. Als solcher wurde ich natürlich sofort verwechselt.

Die erste Frage war dann "Was kostet es?"

Die Erstausstattung betrug 100 Rheingold, sie bestanden aus 1 x 50, 1 x 20, 1 x 10, 3 x 5, 2 x 2, 1 x 1 Rheingold, weil das genau einen Bogen ergab.
Die tatsächlichen Druckkosten eines Bogens waren natürlich nicht nennenswert, selbst bei dem hochwertigen 4-Farb-Offset-Druck auf teurem Tyvek-Papier, also hatte ich anfangs geringeDruckkosten je Bogen. Mit der Info "Kostet nichts", war ich allerdings schneller vor der Tür als ich schauen konnte.

Also hab ich mir Druckkosten ausgedacht und hab dann 25 Rheingold Druckkosten erhoben, richtig mit Quittung und ausgeworfener MwSt.

Das ging leider auch schief: Was "Du kassierst ein Viertel allen Geldes?" :-)

Ich hab dann auf 27 Rheingold erhöht, das kam dann "kalkuliert" rüber und auf irgendeinen Prozent-Vorwurf kam dann keiner mehr.

Und dann passierte etwas interessantes: Die, die sich zur Teilnahme bereiterklärten, sahen den kleinen Haufen Geld vor sich und hörten: Das kostet jetzt 27 Rheingold. Sie kramten also in der Tasche, um entweder 27 Euro hervorzukramen oder 52, wenn sie den behelfsmäßigen Referenzkurs 2 Rheingold entspricht 1 Euro falsch ausrechneten oder 13,50 Euro.

Ich wollte aber keine Euro, sondern Rheingold. Ich bestand auf der Bezahlung der Druckkosten in Rheingold, weil nur dann der erste Rheingold-Einkauf zustande kommt und weil nur dann der Drucker über Rheingold verfügt, um wiederum beim Kunden einzukaufen.

Meist saßen die Vollkaufleute dann ratlos vor mir. Auf die Idee, einfach aus den 100 Rheingold die 27 Rheingold abzuzählen und mir gegen steuerliche Quittung auszuhändigen, kam so gut wie niemand.

Nach der Transaktion hab ich dann erneut vorgerechnet.

Schauen Sie her. Bevor Sie Rheingolder wurden, hatten Sie ein Vermögen von wieviel Rheingold?
Null, war die Antwort.

Und jetzt?
Es wurde sorgfältig nachgezählt: 73 Rheingold

Richtig, also haben Sie jetzt 73 Rheingold mehr also vorher, richtig?
(Schweigen)

Und übrigens, der Drucker hat jetzt 27 Rheingold mehr als vorher, weil er von Ihnen den Druck bezahlt bekommen hat. Er hat geleistet, Sie haben alles bezahlt, der Drucker hat dringend notwendige Einnahmen realisiert und kann jetzt Essen kaufen und trotzdem haben Sie 73 Rheingold mehr in der Tasche. So schön kann Geld sein. :-)


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