Zum Verständnis: Dein selbstgedruckter Rheingold-Schein, mit dem du einkaufen gehst, der bedeutet, dass der Verkäufer eine Forderung an Dich hat. Also quasi eine Art Schuldschein.

Olivia, Freitag, 15.04.2022, 14:01 (vor 1008 Tagen) @ Rheingold4343 Views
bearbeitet von Olivia, Freitag, 15.04.2022, 14:28

Falls der Verkäufer dann mit dem von dir erhaltenen Rheingold/Schuldschein bei einem Dritten einkaufen geht, dann erhält dieser den Schuldschein mit einer Forderung an Dich? Ist das so richtig verstanden? Verbrieft ist die Forderung durch Deine Signatur/Unterschrift.

Tauschringe gehen nach einem ähnlichen Konzept vor. Leistung gegen Leistung - im Punkteverfahren. In einer überschaubaren, kleinen Gruppe könnte so etwas funktionieren. Voraussetzung für ein solches System ist ABSOLUTES Vertrauen! So etwas könnte man ggf. noch in einer Gruppe der Amish machen, die durch ihre Religion zusammengehalten und sanktioniert werden.

Was wären die Sanktionen in unserer Gesellschaft? Der Ausschluß aus dem System? Ist das ausreichend?

"Währungen" funktionieren nur dann, wenn ihr Mißbrauch durch die Nutzer Konsequenzen nach sich ziehen würden, die diese "fürchten". Sorry! Was also wären die Konsequenzen bei Mißbrauch? Mißbrauch kann durch Vorsatz geschehen, aber auch durch Not oder Verzweiflung. Oder einfach dadurch, dass sich "Gelegenheiten" ergeben - der größte Teil der Menschheit dürfte gegen "Gelegenheiten" nicht gefeit sein.

Sollte der Rheingold wie eine Art Schuldschein gesetzliche Gültigkeit haben, dann müßte man sich die vertragliche Seite für so etwas anschauen. Machbar ist alles Mögliche. Es kommt darauf an, wer Vertrauen in ein solches System hat und welche Sanktionen bei Mißbrauch erfolgen können/dürfen/müssen. Ein Hybrid-System würde bestimmte rechtliche, staatliche Strukturen einbinden in das System.

Die Tauschringe funktionieren, weil sie überschaubar sind und weil offenbar Bewertungen stattfinden. Natürlich läuft das alles nur im Mini-Mini-Bereich. Beispiel: 1 Stunde Mathe-Nachhilfe gegen 1 Stunde putzen....
Und da fängt es bereits an! Du mußt nämlich eine gewisse QUALITÄTSKONTROLLE einführen. Liegt keine Qualitätskontrolle vor, dann geht jeder gegen Rheingold Verkaufende ein nicht unerhebliches Risiko ein.
"Schuldscheinsysteme" können gut funktionieren. Der Begriff der Kaufmannsehre kommt ja auch nicht von ungefähr. Leider sind solche Begriffe/Eigenschaften nur noch in gut organisierten Subgruppieungen der Gesellschaf vorhanden. Beispiel: Du setzt Dein System bei den Rotariern ein. Diese Gruppierung hätte z.B. Möglichkeiten, Personen bei Mißbauch zu sanktionieren.

Rheingold funktioniert nur gegen Dienstleistungsarbeiten. Material wird weiterhin in staatlichen Währungen gekauft. Es unterliegt daher den Schwankungen dieser Währungen. Wenn das Rheingold nicht an eine solche Währung gekoppelt wäre, dann hätte der Verkäufer einer Ware ausgesprochenes Pech...z.B. bei Inflation.... und Glück bei Deflation..... oder du musst Absicherungssysteme in diese Konstruktion einbinden. Wie geht das? Über die normale Staatswährung? Was ist dann der Sinn dieses Rheingold-Geldes?

Das sind nur ein paar ad hoc Überlegungen. Solange die Rheingolds mit den jeweiligen Unterschriften ihrer Aussteller gültig sind, handelt es sich um eine Art "Schuldscheine". Sollten sie übergreifend gültig sein, so wäre SEHR viel Arbeit und rechtliche Absicherung erforderlich. Eine "Währung" stampft man nicht einfach so aus dem Nichts heraus. Schuldscheine, Tauschringe etc. sind eine andere Sache. Wer sich daran beteiligt, sollte seine Geschäftspartner SEHR GUT kennen. Auch das könnte zeitaufwendig werden.

Ich sehe das Konzept sehr kritisch. Die Rahmenbedingungen müßten sehr genau ausgearbeitet werden. Beginnen würde ich mit einem Brainstorming, einer Auflistung der Probleme, die eine solche "Währung" mit sich bringt. Anschließend könnte man schauen, ob und wenn ja welche Probleme sich eliminieren lassen.... und wenn ja, dann durch WAS.

Im kleinen Kreis (Freunde, Gruppierung, Organisation) könnte so etwas funktionieren. Voraussetzung: Gleiches Wertesystem und klare Sanktionsmöglichkeiten bei Mißbrauch. Die im vorhergehenden Absatz aufgelisteten Probleme müßten natürlich vorher ausgeräumt werden. Zentraler Punkt: Vertrauen.
Wenn Vertrauen vorhanden ist, dann kann man auch einen "Schuldschein" auf ein Stück Küchenpapier schreiben oder das Ganze mit Handschlag besiegeln......

Übrigens - kleine Notiz am Rande: 2008/9 hatte der Bundesstaat Californien keine Barmittel mehr. Man half sich, indem man IOY's ausstellte (I owe you). Die Menschen bekamen das anstelle von Geld und konnten das später "eintauschen". Wie weit die Zahlungen mit diesen IOY's gingen, habe ich nicht im Einzelnen verfolgt. Eine Reihe anderer Bundesstaaten der USA legte fest, dass u.a. Steuern mit US-Silbermünzen gezahlt werden konnten. Auch das habe ich leider nicht weiter verfolgt...

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