Ich wollte auch nie schreiben, dass ich die bessere Entscheidung getroffen habe
Lieber NST,
dann bist du Risikokapitalgeber und Familienvater.
Das ist ja schon mehr Belastung, als sich andere Menschen freiwillig aufbürden in unserer Welt der Individualisten, der Verantwortungsaversion und des Transgenderwahn's und anderer Verwirrungen.
Wer den Sozialstaat meidet, der kümmert sich eher um die richtig wichtigen Sachen im Leben.
Der richtige Platz für ein einigermassen erträgliches Leben kann an sehr verschiedenen Stellen der Welt für sehr verschiedene Menschen ein sehr unterschiedlicher sein und es kann i.O. sein, ohne dass wir zanken müssen, wer die bisher bessere Entscheidung getroffen hat und noch treffen wird.
Menschen, die machen, machen hauptsächlich Fehler.
Was mich nicht zerbricht macht mich härter und kompetenter.
Wer beweglich bleibt wird überall durch kommen.
Wer Anhang hat, hat ein Problem mit der Erpressbarkeit.
Wer keinen Anhang hat hat ein Problem mit der Sinnhaftigkeit seines Lebens.
Noch einmal zum Thema Urschuld:
Darunter fällt bei mir alles, was ich als Lebewesen bringen muss, damit ich mich (und die meinen, die es noch nicht können, aber müssen) ununterbrochen von dem Zustand fern halten kann, den Wissenschaftler mit "tot" bezeichnen.
Das heisst, auch du, lieber NST bleibst Urschuldner bis deine Existenz (samt der deiner Kinder und Kindeskinder) endet.
Du kannst deine Urschuld auf das nötigste Essen, Trinken, Wärme, Schutz, Sozialkontakte reduzieren, musst aber diesen Zustand unbedingt im Zeitablauf betrachten und nicht als Momentaufnahme (sogenannte implizite Verschuldung).
Du musst auch morgen essen und übermorgen und überübermorgen usw. ...und in 10 Jahren auch, wenn du da noch leben willst.
Diese Schuld baut sich mit Zeitablauf bei jedem Lebewesen immer mehr auf und du musst sie gleichzeitig immer weiter abtragen, so dass du in keinem kritischen Parameter unter ein entsprechendes Soll kommen darfst (Sauerstoff, Kalorien, H2O, Sozialkontakte als Gemeinschaftswesen usw.).
Sobald ich Schutzbefohlene habe, die das nicht alles selbst für sich 100 % zuverlässig und ohne Patzer sicher stellen können bin ich in der Verantwortung, die kritischen Phasen bei ihnen mit meinen Ressourcen zu sichern.
Wenn ich dabei etwas verpasse (oder einfach nur Pech habe?) ist mein Kind im ungünstigsten Fall tot.
Deshalb muss ich ununterbrochen gedanklich in die Zukunft und in den Raum hinaus gehen (was passiert jetzt, morgen, in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr hier und dort und da - wird das Kind alle dann erforderlichen Anforderungen schaffen oder habe ich nur eine einzige Gefahr übersehen, für die ich das Kind nicht ausreichend stark gemacht habe - dann droht meinem System die Überschuldung und das Fallieren von Systemelementen, wie bei @Ashitaka geschehen - alles war umsonst.
Wer da hofft, seine Urschulden zu irgendeinem Zeitpunkt für immer getilgt zu haben, der hat noch viel vor sich.
Ich muss weit in die Zukunft und in den Raum denken, sonst wird nach Murphy "schief gehen, was schief gehen kann".
Unwissenheit schafft da keine Entlastung sondern nur Risiken.
Liebe Grüße
Silke