Jein (mit ausführlicher Begründung und Alternativen)

Echo, Sonntag, 13.04.2025, 13:00 (vor 6 Tagen) @ paranoia1368 Views
bearbeitet von Echo, Sonntag, 13.04.2025, 13:09

Der gemietete Digitalzähler (der gerne auch falsch misst) stellt kein Problem für die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit dar!

Kernargument waren die unnötigen Kosten. Mit unendlich Geld kann ich auch Netzstabilität und Versorgungssicherheit auf 100% hochfahren, falls das wichtig wäre.

wenn die Hausbesitzer die PV-Anlagen mit Südausrichtig bauen, dann ist diese Ausrichtung offensichtlich rentabler als die "hochgradig effektive" Ost-West-Ausrichtung, oder?

Die Südausrichtung ohne Speicher war nur deswegen so lukrativ, weil der Staat sie bisher blind mit Subventionen zugeschissen hat. Da wurde kürzlich politisch etwas zurückgerudert und die PV Besitzer müssen jetzt um Mittagsabschaltung ihrer Anlage bangen. Damit werden die von mir beschriebenen Ost-West-Anlagen wieder mehr in den Fokus gerückt. Bei Großanlagen ist das überhaupt erst vor kurzem in Mode gekommen, weil die doppelseitigen Module vor anderthalb Jahren so richtig billig geworden sind (ich habe im Herbst 2023 davon selber 10 Paletten beschafft als diese richtig wirtschaftlich wurden, seitdem hat sich der Preis nochmal mehr als halbiert)

Dunkelflaute bedeutet das Fehlen von Sonne UND Wind.

Die Dunkelflaute ist ein nur sehr gelegentliches Phänomen, während die Sonnenflaute und Kälte im Winter regelmäßig eintritt, darum ist für den typischen Eigenheim-Besitzer der Sonnenmangel der viel größere Pain Point als eine Windflaute.

Im zukünftigen grünen Netz der Zufallsstromerzeuger lassen dann 40 Millionen deutsche Haushalt ihr Notstromaggregat laufen, weil ein Stromausfall doch als lästig wahrgenommen wird.
Damit kriegen wir eine Luftqualität wie in Polen in den 1980er Jahren. Bei der Rückkehr aus Polen war der ganze Wagen mit einer klebrigen Schicht bedeckt - so wie in der Küche daheim auf dem Schrank, wenn man länger nicht putzt. Da freut sich die Lunge. "Ich geh' mal an die frische Luft" gibt es dann nicht mehr.

Dass man Dunkelflauten mit BHKW recht easy überbrücken kann, schließt die Verwendung von Abgasnachbehandlung nicht aus, das ist für das Einfamilienhaus aber verhältnismäßig aufwändig, deswegen ergibt das eher bei größeren Anlagen Sinn, und muss auch nicht mit dem schmutzigsten Sprit passieren sondern kann z.B. mit Gas geschehen. Die meisten Notstromaggregate sind halt eher auf Diesel oder Benzin ausgelegt, aber deren Betrieb aufgrund von Stromausfall das soll ja nicht zur Norm werden.

Die Industrie macht dann zwei Wochen Pause - alle Räder stehen still, weil der Habeck das so will.

Die Industrie wandert einfach ab wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr passen. Das bringt Vor- und Nachteile. Ich wohne in direkter Nachbarschaft zu einem weltweiten Chemiekonzern, der ist eine Immissionsschleuder, sorgt aber für gut Gewerbesteuer und Arbeitsplätze.

So schnell wie der Zorro (hier stellvertretend für die Gesamtheit anreizkompatibel handelnder Bundesbürger) ein Gelände mit PV-Modulen fliest, wird kein Regelleistungserzeuger gebaut.

Dann soll es so sein. Das hat sich die Politik selber eingebrockt mit den unnötig hohen Strompreisen. Vorher gab es gar keine Notwendigkeit für diesen ungeregelten Ausbau.

Nochmal: Die Inanspruchnahme von "gratis Sonnenstrom" zerstört das übliche Lastprofil privater Haushalte. Die Stromwirtschaft hat Absatzeinbußen, muss aber ihre Kraftwerke ganzjährig erzeugungsbereit vorhalten.

Stromspeicher sind kein Hexenwerk. Ich habe sowas für unter 2000€ für unseren 5 Personen Haushalt angeschafft und gleiche damit mein Lastprofil mehr als aus. Flexible Kraftwerke können den Rest erledigen.

Defakto bezahlen wir eine Doppelversorgung durch ganzjährig funktionierende herkömmliche Kraftwerke und das grüne bzw. schwarze Deckmäntelchen auf dem Dach.

Ganz so schlimm stelle ich mir das nicht vor, da gewisse Skaleneffekte eintreten. Gewisse Redundanz wird innerhalb des europäischen Netzverbunds aber schon nötig sein, ja. Da kommt aber auch zum Tragen dass herkömmliche Kraftwerke unnötig teuer im Unterhalt sind weil sich da auch die Taschen voll gemacht wird, außerdem einige Kraftwerkstypen gar nicht so flexibel wie man sie gerne hätte. Abhilfe könnte auch über einen Verbund mit Südafrika geschaffen werden, die haben gegenläufige Sonnenzyklen. Ist aktuell noch unrealistisch, doch ich erinnere gerne auch daran dass die Technologie nicht stehen bleibt - bis vor wenigen Jahren gab es überhaupt keine hocheffizienten DC-Trassen. Und dann gibts da noch die Möglichkeit, Strom in Schwachlastzeiten auch über bislang eher schwache Netze in weit entfernte Speicher zu verschieben, wo diese in Hochzeiten gezielt unterstützen können. Nachts ist das der Fall.

erzeugen aber Wärme und keinen Strom. Wie sie nun Strom erzeugen sollen, ist mir ein Rätsel.

Wärme ist ein essenzieller Baustein der Energieversorgung im Winter. Ein Holzofen entlastet eine elektrische Wärmepumpe um X tausend Watt. Es gibt auch Holzvergaser falls du aus Holz Strom erzeugen willst, diese Anlagen sind aber technisch deutlich komplexer.

Die Heizperiode dauert länger als 360-330= 30 Tage im Jahr.

Mein Argument war, dass wir nicht an 365 Tagen Dunkelflaute haben. Wenn Sonne oder Wind da ist, ist Heizenergie aus Strom kein nennenswertes Problem.

Dann hast Du eine Undichtigkeit im System. Weder im Heizungskeller noch im Öltankraum richt es nach Diesel.

Ja, meine Ölpumpe hat tatsächlich ein Leck. Aber auch das was aus dem Kamin rauskommt stinkt (beim Montieren meiner Solaranlage festgestellt), und der Brenner bekommt bei den meisten Anlagen vermutlich keine Externe Zuluft sondern von innerhalb des Raumes, das riecht bei Kaltstart im Heizraum echt übel. Anlage ist ein Blaubrenner, Kessel wurde mal getauscht wegen Rost und verbrennt rußarm sodass ich selten den Brennraum kehren muss. Trotzdem ist Heizöl voller stinkendem Schwefel.

Abnabeln - so wie Pellworm? Die haben es seit 45 Jahren nicht geschafft.

Ganz Energieautark ist schwer. Ohne Fossile geht's in unseren Breitengraden aktuell einfach nicht ohne großen Komfortverlust. Alternativen wie Kompost-Biomeiler brauchen ja auch viel Material und Platz und Pflege. Oder Wärmepumpen funktionieren auch nicht allerorts.

Ja, das ist auch unnötig, denn die typischen zwei Wochen Dunkelflaute zu überbrücken, kostet sehr viel Geld. Stromschmarotzen bei den Stadtwerken ist billiger - noch!

Die Rechnung bezahlt aktuell die Bevölkerung, nicht das Stadtwerk

Wenn Die Ausschläge der Netzfrequenz zunehmen steigt das Risiko. Die erneuerbaren Einspeiser wirken so wie eine zweite grüne Null im Roulettekessel. Irgendwann kommt grün.

Wir hatten auch schon Stromausfälle die nicht auf Enerneuerbare zurückzuführen waren. Umgeknickte Strommasten, explodierte Trafos, durchgerosteter Abzweiger in der Straße. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung erfordert viel Aufand und Pflege. Mit Erneuerbaren ist die Komplexität des Systems nochmal deutlich höher geworden. Bislang hat man es im Griff - hierbei ist auch zu unterscheiden zwischen Netznot und Preisnot. Ein negativer Strompreis sorgt hauptsächlich dafür dass die Subvention extrem hoch ist, der überschüssige Strom lässt sich aber technisch recht einfach verfeuern damit die Spannung nicht zu sehr ansteigt. Bei Strommangel hat man bisher halt teuer zugekauft aus dem Ausland, war aber kein kritisches Problem im eigentlichen Sinne.

Ich bin dafür, dass die Einspeiser der erneuerbaren Energien ihren kommunalen Versorgern die Stelltrafos bezahlen. Diese sind erforderlich, weil die Einspeiser physikbedingt die Netzspannung am Ende des Netzes, also beim privaten Endverbraucher anheben. Die zulässige maximiale Spannung im Niederspannungsnetz beträgt 230 Volt + 10%.

Dass die Einspeisersituation aktuel asozial ist, da sind wir uns einig. Es gäbe aber auch andere Lösungen, etwa mehr Speicher statt Trafos. Oder strengere Genehmigungsverfahren für PV Anlagen.

Und wer Strom dort erzeugt, wo ihn keiner braucht, der sollte auch für den Umbau des Übertragungsnetz auf Hochtemperaturseile bezahlen. Alle anderen Möglichkeiten [...] sind vermutlich ausgereizt.

Das sehe ich etwas anders. Einige der Nöte sind überhaupt erst entstanden durch die übereilte Abschaltung von voll funktionsfähigen Kraftwerken. Dadurch wird Strom nun eben anderswo erzeugt als bisher und muss übertragen werden. Diese Übertragung kann wie weiter oben geschrieben auch nachts vorgenommen werden und zwischengespeichert werden, anstatt die Tagsübertragungskapazität zu steigern.


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