Wo Zensur anfängt, hört sie nicht mehr auf.

Gernot ⌂, Dienstag, 26.11.2024, 18:16 (vor 15 Tagen) @ neptun3435 Views

Die Einschätzung, was der Prämisse
"Keine Freiheit für Schriften und Kunstwerke, welche den Krieg verherrlichen oder als unvermeidbar hinstellen, oder für solche, welche den Völkerhass fördern."
entspricht und was nicht, unterliegt gesellschaftlichen Strömungen und der subjektiven Einschätzung der Zensoren. Sie kann nicht objektiv sein, sondern unterstellt dem Kunstschaffenden eine Intention, die zutreffen kann oder unzutreffend ist.

Da wurde Dario Argentos Kunstwerk "Suspiria" wegen "Verherrlichung von Gewalt" indiziert. Wer findet denn die im Spielfilm gezeigte Gewalt herrlich? Die moralisch überlegenen Angehörigen der Bundesprüfstelle?

Da wird als "dem Gedanken der Völkerverständigung widersprechend" eingestuft, darauf hinzuweisen, die
(tw. grotesken, Eupen-Malmedy)
Gebietsabtretungen des Reichs nach dem 1. und dem 2. Weltkrieg wären im Prinzip völkerrechtswidrig.

Da sitzen die "Landser"-Redakteure fassungslos vor den Vorwürfen, ihre Romane und Doku-Bände wären "kriegsverherrlichend", wo sie doch in jedem Heft die Grausamkeit des Krieges aufzeigen.

Da streitet man, ob ein Spielfilm ein Kriegsfilm oder ein Antikriegsfilm ist.
Wer die Wirkung von "Die Brücke" oder "Die Abenteuer des Werner Holt" auf junge deutsche Menschen kennt, kann diese Werke auch gleich verbieten lassen (in der Schule wurde ich am Morgen nach dem Fernsehabend mit "gib ihnen den Kindergarten!" begrüßt).

Selbst die Erinnerung an Vertreibungsverbrechen, die Morde in der Tschechei und an die Rheinwiesenlager kann als "den Völkerhass fördernd" diffamiert werden.

Zensur ist stets und immer dumm, überflüssig, subjektiv, willkürlich, oftmals gesellschaftlich schädlich und schlichtweg falsch.
Man kann nämlich widersprechen oder kommentieren, statt blöd zu zensieren, und das gilt, meiner rein persönlichen Meinung nach, ausnahmslos und sogar für Pornografie jeder Art, Zigaretten-, und, das Neueste, Süßigkeitenwerbung.

Auch die von Konservativen bejubelten neuen Zensurgesetze Russlands, das Verbot von "Werbung"
(was ist Werbung, was Information oder Meinung?)
für Homosexualität oder Kinderlosigkeit sind ein auf mangelnde Argumentationsfähigkeit deutendes Armutszeugnis.

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Ab jetzt wird durchregiert. Wir kennen keine rote Linie mehr. Verbote bedeuten auch mehr Freiheit. Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke. Hass bedeutet Liebe. Gebt ihnen keinen Millimeter preis.


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