Ergriffenheit – Ausdruck – Anwendung

Ostfriese, Sonntag, 02.04.2017, 16:59 (vor 2791 Tagen) @ Silke12424 Views

Liebe Silke,

ich möchte mich in diesem Zusammenhang und an dieser Stelle bei dir und auch bei anderen Usern für die anerkennenden Worte zu meinen Beiträgen bedanken.

Die Entwicklung des Debitismus im engeren Sinne als Forumsthema sehe ich im Zusammenhang mit den morphologischen Betrachtungen von Leo Frobenius einem Vorläufer von Oswald Spengler und Arnold Toynbee. Er sieht die Phasen der ‚Ergriffenheit (Frühphase)‘, des ‚Ausdruck (Reifephase)‘ und der ‚Anwendung (Endphase)‘ nicht nur im kulturellen Verlauf, sondern in den Worten von Spengler auch als „genaue[s] Seitenstück zur Kleingeschichte des einzelnen Menschen, eines Tieres, eines Baumes oder eine Blume.“ (zitiert nach David Engels S. 43). Die Morphologie war für mich zum ersten Mal vor mehr als einem halben Jahrhundert ausführlich das Thema speziell am Beispiel des Impressionismus im Kunstunterricht, der mich im Sinne der Betrachtungen aus der Metaebene – der Universalgeschichte von Spengler und Toynbee, des ‚Chocs‘ und des ‚punktums’ – tief beeindruckt hat.

By the way – Einschub: Diejenigen, die nicht empfänglich sind für die darstellende Kunst oder die Malerei, können sich bitte das Weiterlesen ersparen!

Damals hörten wir auch erstmals den Satz: „Die Kunst ist tot, es lebe die Antikunst!“ von Marcel Duchamp als Interpretation der Endphase der künstlerisch-malerischen Entwicklung des Abendlandes. Er kaufte einfach ein Fahrrad-Rad („Das Original landete auf dem Müll, so Duchamp, wurde jedoch mehrfach rekonstruiert.“), malte einige farbige Punkte auf die Speichen, signierte es und stellte es in die Ausstellung. Fertig. Im Hinblick auf Franz Radziwill, der in Dangast – einem Nachbarort unserer Schule wohnte – formulierte der Kunstlehrer: „Schlechte Bilder kann jeder malen – Spiegeleier im Himmel – aber gute, das kann nicht jeder.“ – und Radziwill hat auch sehr gute Bilder gemalt, wie wir lernen durften! Edvard Munch war der letzte abendländische Künstler mit einem eigenständigen malerischen Werk. Es kommt nichts Neues mehr – alles schon irgendwie dagewesen!

Die ‚Frühphase‘ des Debitismus verorte ich in den letzten drei Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Hervorgehoben vor allem durch die Werke von Paul C. Martin und Heinsohn/Steiger. Mit einem ‚unbekümmerten‘ und ‚erfrischenden‘ Übermut werden neue Deutungen und Interpretationen ökonomischer Zusammenhänge in den Raum und zur Diskussion gestellt.

Die ‚Reifephase‘ beginnt im neuen Jahrhundert mit der Ausformulierung der Machttheorie und dem Aufbau eines umfassenden Archivs in gemeinsamer Arbeit mit vielen kenntnisreichen Usern im Gelben Forum. Hier dürfen wir eine sehr hohe geistige Kreativität und den bedingungslosen Willen zur Offenlegung und dem Bewusstwerden ökonomischer Kausalitäten erleben. Die Anlage des Archivs erweist sich als sehr wichtig und hilfreich, um die Struktur der Phase zu erkennen und zu erhalten. Die politischen Ereignisse ab 2015 änderten die Wahl der Themen im Forum mit der Folge, dass die Beschäftigung mit dem Debitismus zur Seite gedrängt wurde. Foren sind eben lebende Systeme, die den Zeitgeist widerspiegeln. Die abnehmende Anzahl der Leser von Fäden mit debitistischem Inhalt zeigt es m.E. Die kenntnisreichen User sind ausgelaugt und wollen keine Arbeit, die umfangreiche Zeit erfordert, mehr investieren in die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ – da eben im Rahmen des Forums „alles gesagt ist“. Das wird noch verstärkt durch den auch von dir beklagten abwertenden Gebrauch von Wörtern – hinter den Nicknamen der User stehen immer noch Menschen. Es muss natürlich fest und hart an der Sache mit der nötigen Zurückhaltung argumentiert werden – persönliche Verunglimpfungen sind tunlichst zu vermeiden. Als Späteinsteiger weiß ich, wie schwer es ein Neuzugang ohne ökonomisches Basiswissen hat, sich in die Theorie des Debitismus einzuarbeiten. @Ashitaka hat dazu in dem Beitrag ‚Code’ – eines auf J. Baudrillard zurückgehenden Begriffs – einige Ausführungen gemacht. Um die Sätze: „Die Sicherheit, um einen Kredit zum Zweck des Kaufes von Staatsanleihen aufzunehmen, ist die Staatsanleihe, die erst noch gekauft werden muss. Das ist völlig logisch und schlüssig, wenn man das System von Grund auf immer wieder durchdenkt und vorstellen kann. Die Bilanzausweitung der Notenbanken ist die Zerstörung des Vertrauens in das Abgabensystem (Geldsystem).“ von @Heikin Ashi zu verstehen, braucht es eben viel Zeit und abgespeicherte Kenntnisse im Hinterkopf. Dann erwirbt man vielleicht die Fähigkeit, um „auf einem Fuß zu balancieren“ – etwas Spaß muss sein! Mit der zunehmendem Ausgestaltung der Theorie müssen jetzt auch Querverweise und viele Zitate, die ja nur im Zusammenhang der entnommenen Texte zu verstehen sind, gebracht werden – was auch typisch ist in einem historischen Abschnitt des konservativen Erhaltens. Die genauen Quellenangaben sind jetzt auch für die Neuzugänge zwingend erforderlich, da die Verweise und die Zitate nur im Kontext der sie umgebenden Texte zu verstehen sind. Das Archiv und die anderen interessanten Fäden sind eine unerschöpfliche ‚Erzmine‘, deren Schätze immer wieder neu entdeckt werden müssen – gerade für neue User. An den Texten dürfen keine sprachlichen oder inhaltlichen Veränderungen vorgenommen werden – einem noch lebenden Maler ist auch nicht erlaubt, seine Meisterwerke, die schon im Museum der Öffentlichkeit zugänglich sind, mit zusätzlichen neuen Pinselstrichen ‚nachzubessern‘ und zu ‚verschönern‘! Bis vor einiger Zeit war ich geneigt zu vermuten, dass die ‚Endphase‘ der debitistischen Betrachtungen im Forum eingeläutet sei. Ich vergleiche das mit den Mendelschen Regeln, die in den 1860er Jahren von dem Augustinermönch und Hilfslehrer Gregor Mendel erkannt wurden. Erst 1900 wurde sein Wissen von den Botanikern Hugo de Vries, Carl Correns sowie Erich Tschermak unabhängig voneinander wiederentdeckt und die nötigen Beweise erbracht. Dieser Faden belehrt mich glücklicherweise eines Besseren. Danke dafür!

By the way – Einschub: Das Denken von @Ashitaka und Jim Simons

Das obige Zitat und auch die weit zurückliegenden Diskussionen über Preise und Werte zeigen ein Denken in relationalen und funktionalen Beziehungen und Abhängigkeiten von der Zeit in gleichzeitig unterschiedlichen Ebenen. Die Sätze führen zentrale debitistische Inhalte in einer kurzen Zeichenfolge zusammen. Das erkennen wir auch bei James Simons, wenn wir einen Blick werfen in die Unterlinks – besonders in die für seine Finanzmathematik wichtige Fähigkeit zum ‚diagram chasing‘ – er hat ja auch auf dem Gebiet der Theorie der Homologie und der Cohomologie und ‚Minimal varieties in Riemannian Manifolds‘ geforscht – einfach genial. Jetzt können wir den Beitrag auf https://www.youtube.com/watch?v=Ro3Atb2uNc0 sehen. Viele Leser verstehen deshalb weder den Einen noch den Anderen.

Um ‚Das perfekte Verbrechen‘ zu erkennen, ist eben die Änderung der Blickrichtung notwendig.

Das momentan vorherrschende und gegenwärtige Gefühl kommt leider leider in dem Kommentar: „Natürlich geht das Westler System zugrunde – wie Rom, an Umverteilung von unten nach oben, Geburtenstreik der Unterklassen (völlig gerechtfertigt), militärischer Zahnlosigkeit, und grassierender Dummheit. Leute wie Sie und ich sind Symptome dieses Prozesses, ebenso wie soffis Verwirrung. Was Ihre Beiträge sollen, außer daß sie es genießen, sich auszukotzen und mit Hohn auf andere herabzuschauen, keine Ahnung. Ich habe dafür jedenfalls nur Verachtung übrig – da dürften wir uns einig sein. Ich hoffe, dabei können wir es belassen. Ich habe besseres zu tun.“ von @moneymind zum Ausdruck.

Für Paul C. Martin und seine Mitstreiter gilt der Satz: „Meine Zeit wird schon kommen!“, der von Gregor Mendel überliefert ist. Oder in der Umformulierung meines ehemaligen Kunstlehrers: „Schlechte ökonomische Theorien kann jeder verfassen, aber eine gute – den Debitismus –, das kann nur Paul C. Martin.“

An den Universitäten und Lehranstalten ist in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten keine umfassende Deutung der Zeichenfolge G E L D entstanden, die Allgemeingültigkeit erlangen konnte. Es gibt sie auch nicht, weil sich jeder die Wirklichkeit zu seiner eigenen Realität, die nur im Gehirn stattfindet, simuliert. Was wird da eigentlich gemacht? „Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen des Studium im Alter an der WWU Münster Vorlesungen über Geldtheorie gehört, u.a. mit einer pseudomathematischen Herleitung der Quantitätsgleichung und ihren Folgerungen. Vergiss es! Die armen Studenten müssen es ja lernen – sie wollen schließlich ihr Examen machen. Soviel zum Thema Macht und Machtkreislauf – es ist die Logik eines auf Betrug beruhenden Systems.“

Vielleicht werden @Ashitaka, @BillHicks und andere kompetente User, die eine Generation jünger sind als ich, angesichts des grassierenden debitistischen Desinteresses im Forum ihre Diskussionen nur noch per PN fortsetzen – du hast deine PN ja noch nicht aktiviert.

Liebe Grüße von einem Laien mit geringem ökonomischem Hintergrundwissen und ein carpe diem – Ostfriese


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