Interessant ist die logistische Lage. Die Ukraine ist mit Material nicht überreichlich gesegnet und hat daher sehr viele ihrer Reserven für die Offensive in Kharkov zusammengezogen und eingesetzt. Wirklichen Widerstand haben die Russen nicht geleistet und die jetzt bekannt gewordenen Evakuierungen im Vorfeld legen nahe, daß die Gebietsaufgabe nicht ungeplant war. Allerdings war das eine weitere Gelegenheit, Truppen und Material in offenem Gelände mit Luftwaffe und Artillerie zu bearbeiten. Gehen wir mal von einer vorbereiteten Kampflinie am Ozkol aus.

Will die Ukraine ihre mechanisierten Verbände an anderen Fronten einsetzen, geht das zeitnah nur per Bahn. Auf der Straße braucht man Diesel, der kommt auch per Bahn. Damit ist der russische Angriff auf die Stromversorgung erklärt - die elektrifizierte Bahn. Ein weiteres Hindernis ist der Dnjepr und die Brücken. Werden diese beschädigt, ist ein Ost-West-Transfer nur schwer möglich (siehe auch Probleme der Russen bei der Versorgung Khersons).

Jeder kann sich jetzt darüber Gedanken darüber machen, wo und wie die Ukraine weiter offensiv tätig werden kann, Kharkov, Donezk, Ugledar->Mariupol, Saporischia oder Kherson. Wenn es den Russen gelingt, die Transporte hinreichend einzubremsen, wird das ein dauerndes Hase- und Igelspiel, mit permanenten Verlusten in der Etappe - der Stromausfall wurde reichlich für Raketen- und Marschflugkörperangriffe genutzt.

Für mich ist das ein Szenario, welches die Aktionen mit Absichten und nicht Unfähigkeiten auf russischer Seite erklären könnte. Ich denke, daß auch die Ukraine (gelenkt von den Amis) das Beste aus ihrer Situation herausholt. Ich hätte allerdings den russischen Brückenkopf Kherson versucht zu eliminieren. Wenn von dort ein Vorstoß nach Transnistrien gelingt, ist der Ofen aus. Ausser viel Gelände im Norden hat man strategisch fast nichts erreicht - ausser einer verkürzten Front für die Russen.

Grüße

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Läuft in Deutschland ...