Sich atomar wehren - um nicht unterzugehen

Gernot ⌂, Mittwoch, 14.09.2022, 00:04 (vor 584 Tagen) @ ebbes5562 Views
bearbeitet von Gernot, Mittwoch, 14.09.2022, 00:12

Sich atomar wehren - um nicht unterzugehen

Noch kurz vor dem Ukrainekrieg herrscht weitgehender Konsens bezüglich des Einsatzes von Atomwaffen. Dann fingen Politiker, wohl auch deutsche, wohl auch grüne, an, davon zu faseln, ein begrenzter Atomkrieg wäre führ- und gewinnbar.
Diese Politiker halten es heute für ein Kriegsverbrechen, den Feind nicht mit Strom zu beliefern.
Jetzt, während des Konflikts, mehren sich die Atomdrohungen.
Atomwaffeneinsatz ist so überflüssig wie ein Kropf und so erfolgversprechend wie das palästinensische Selbstmordkommando.

Einerseits dürfte die Ukraine keine Chance haben, entschlössen sich die Russen zu einem Enthauptungsschlag, der konventionell oder durch Gefangennahme der ukrainischen Führung durch Luftlandetruppen erfolgen kann, so man ihren Aufenthaltsort kennt.
Ebenso hätten sie auf dem Gefechtsfeld keine Chance, setzten die Russen moderne Waffen ein.
Ein Gepard z. B. könnte nicht länger als ein paar Minuten kämpfen, wären da Kurzstreckenraketen, die auf seinem Radarstrahl ins Ziel "reiten", wobei der kurzfristige Einsatz des Gepardsystems auch durch zu opfernde Scheinziele (Drohnen?) provoziert werden könnte.
Sollten die Russen wirklich nicht über solche Technik verfügen?

Während der Offensive der Ukrainer las ich vom "Warten auf den Tag", um sie wieder bekämpfen zu können.
Bitte? Nachtsichtsysteme hatten wir schon 1944.
Haben die Russen keine Ortungssysteme auf Infrarot-/Wärmebasis, CO2-Basis, Geräuschbasis? Heutzutage kann sich kein Soldat mehr unerkennbar im Gefechtsfeld tarnen, ob tags oder nachts. Ich weiß vom Leopard 2, dass er alle versteckten Panzerfaustschützen ortet und selbstgesteuert "ausschaltet", bevor sie zum Schuss kommen können.

Taktisch bot der ukrainische Vorstoß die klassische Büffelhorn-Operation Mansteins an - aber einen Manstein haben die Russen wohl nicht? Das kann ich mir nicht vorstellen!
Der wenig flankengedeckte weite Vorstoß der Ukrainer hätte leicht abgeschnitten werden können, so wie der deutsche Angriff bei Avranches im August 44, oder eben die sowjetische Offensive im Frühling 43 im Süden der Ostfront.

Russische Kessel wurden geräumt, um die eingeschlossenen Kräfte zu retten - das macht man nur bei Unterlegenheit. Die überlegene Macht braucht Kessel nicht zu räumen; sie versorgt sie aus der Luft, die eingekesselten Kräfte binden starke feindlicher Kräfte und bleiben eine Bedrohung für den Rücken des feindlichen Vorstoßes (Bastogne und sogar auch Stalingrad).

Also, es bedarf überlegenem Kräfteeinsatzes oder überlegener Waffentechnik statt dieser Wk 2-Technik, die eingesetzt wird, um die russischen Ziele in der Ukraine zu erreichen - oder einer intelligenten Taktik, deren Erkennbarkeit sich bisher nicht aufdrängt. Das ist eine Frage des verantwortlichen Führungspersonals.

Ein Atomwaffeneinsatz - gegen was eigentlich, gegen einzelne ukrainische Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge auf der Pläne? - brächte überhaupt nichts außer einer wahrscheinlich eskalierenden Reaktion des Westens. So funktioniert ja deren Verstand: vergelten und als "Abschreckung" eins drauflegen. Das Hochschaukeln beginnt, und all die Gutmenschen, die von Kriegsverbrechen faseln, wenn ein feindliches Schiff als Prise genommen wird oder Beutematerial ("Raub, jammer") eingesetzt wird, finden es auf einmal in Ordnung, Städte zu verdampfen.

Ich kann mir diesen verbreiteten Gesinnungswandel nicht erklären. Wenn Irre ihm unterliegen, müssen wir ihm nicht folgen und ihn als normal und selbstverständlich darstellen.


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