Des Toten Tatenruhm
Hallo NST,
danke für den buddhistischen Kurzlehrgang.
Ich finde Deinen Gedankengang, mit sich selbst im Reinen zu sein, bevor man den Löffel abgibt, vollkommen richtig. Und man sollte mit dem Ins-Reine-Kommen nicht warten, bis das Herz langsamer schlägt und der Atem kurz wird. Ich hab schon einige Schulkameraden ans Grab begleitet, die darauf überhaupt nicht vorbereitet waren, sie wurden aus dem Leben gerissen, wie man so schön sagt. Und etliche (wahrscheinlich sogar die meisten) alte Menschen haben in ihrer letzten Minute noch keinen Schimmer, was und warum sie gelebt haben.
Aber sich ausschließlich damit zu beschäftigen und alles Lebendig-Weltliche auszublenden, und das auch noch in der Angst vorm Fegefeuer oder einer schlechten Wiedergeburt (je nach religiösem Gusto), da muß ich passen. Da bleib ich lieber bei meinen Asen und wünsch mir gute Kameraden in Walhalla.
Im Ernst, ich wollte Dich nicht angreifen mit meiner läppischen Bemerkung 'Hang zur Todessehnsucht'. Wir alle (unterstell ich jetzt mal) kämpfen ja mit Resignation aus welchen Gründen auch immer. Und ziehen daraus die unterschiedlichsten Schlüsse. Letztlich weiß keiner, woher wir kommen und wohin wir gehen. Das Rad der Wiedergeburt ist ein durchaus schöner Erklärungsversuch, er gibt dem Dasein einen Sinn über den eigenen Tod hinaus und ist vor allem moral- und wertbefreit. Ein großes Plus zu den meisten anderen Vorstellungen religiöser und/oder philosophischer Art.
Ich bleib aber trotzdem bei meiner selbstzusammengenagelten Agnostik.
Schau mer mal.
Dennoch danke für die Erinnerung, daß meine Plattheit durchaus mit der abnehmenden Kraft zu tun hat.
Es gibt einen schönen alten Skaldenvers (Havamal, Die Reden des Hohen: Des Toten Tatenruhm):
Besitz stirbt, Verwandte sterben,
man selbst stirbt ebenso.
Ich weiß eins, das niemals stirbt:
das Urteil über einen jeden Toten.
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...