Hoffnungsvoll wär mir lieber ...
Hallo Weiner,
dank Dir für Deine Antwort, auch wenn sie mir hoffnungsvoller lieber gewesen wäre ...
So wie es sich darstellt, fällt die 'Messerspitze Hoffnung' wohl aus. Wir erleben im Moment die (Er-)Greifbarkeit des Aufwachens der Herde (Spaziergänger in D, Trucker in CAN, ...); doch ist absehbar, daß dieses Momentum sofort völlig in sich zusammenbricht, sobald auch nur das kleinste Zugeständnis des Regimes zur Beschwichtigung erfolgt. Damit ist die Beerdigung der direkt-demokratischen Möglichkeit schon wieder in Sicht, die Pfaffen feilen an der Trauerrede, die Totengräber schaufeln die Gräber, die Blumengebinde sind schon bezahlt. Es fehlt an der Erkenntnis dessen, was eigentlich erreicht werden müßte: eben jene Machtstruktur zurecht zu stutzen, die mißbräuchlich nach oben, in die Hände dieser sog. Repräsentanten, abgegeben worden ist. Alle laufenden Proteste, Kundgebungen, Demonstrationen speisen sich nur aus dem Unwillen, Beschneidungen seither gewohnter Lebensalltäglichkeiten nicht hinnehmen zu wollen. Der Protest hat aber keinerlei politisches Bewußtsein und ist daher in keinster Weise geeignet, im Kern des Systems verändernd zu wirken.
Deshalb, aufgrund dieser hoffnungslosen Einsicht in den Zustand der 'Masse', habe ich die Frage nach einem gehaltvollen Hintergrund Deiner Überlegungen gestellt. Aber Deine 'Messerspitze Hoffnung' ist ungefähr vom gleichen Gewicht, wie meine Illusionslosigkeit in dieser Richtung.
Was mich nun, nach erfolgter Kapitulation hinsichtlich Option 1 + 3, zu der Frage führt: kannst Du Dir, außer apolitisches und sich ins Private zurückziehendes Leben, irgendeine Form des gestaltenden, freiheitlichen Daseins im Totalitarismus und/oder dem Diktat des Tyrannen vorstellen? Eine Art 'Weitertragen der Fackel', eine Art 'Erziehungskultur der künftigen Generation(en)', eine Art 'Elitenbildung für's Danach'?
Es sollte das Bestreben sein, soviel Wissen wie möglich über diese destruktive Zeit hinaus zu retten. Du hast das Schwert angesprochen, das über Jahrhunderte eine kulturelle Verfeinerung erfahren hat. Du gehst davon aus, daß dieses Wissen erhalten bleibt; ich habe da erhebliche Zweifel. In meiner kurzen Schaffenszeit als Handwerksmeister habe ich bislang 24 Lehrlinge ausgebildet; der Unterschied im Wissensstand der jungen Leute zwischen den Ersten und den Letzten ist niederschmetternd. Und das ist ja nur das kleine Fenster, das ich sehe und erlebe. Wieviel wird uns allen noch verloren gehen, wenn dann auch noch all diese Denkverbote, durch Herrschaftsmoral legitimiert und freies Entfalten, Forschen, Wissen verbietend, durchgängig von der Obrigkeit eingesetzt werden? Nicht bloß, wie bisher, vereinzelt, sondern flächendeckend?
Du siehst, ich bin da vollkommen bei Dir, 'Messerspitze Hoffnung' und vollkommen illusionslos.
Was tun? Schonungslos neutral (mit leichtem Hang zum Bösen @Meph), abgerückt wiedergängerisch (mit leichtem Hang zur Todessehnsucht @NST), mit verbundenen Augen fortschrittlich gegen die Wand (mit leichtem Hang zur Blindheit @DT)? Oder zig andere Alternativen ohne Lösung der zahlreichen anderen Forenschreiber? Ich bin platt ...
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...