Paul C. Martin: Der Krieg ist zwar der 'Vater aller Dinge', …

Ostfriese, Mittwoch, 01.01.2025, 10:05 (vor 3 Tagen) @ Ostfriese628 Views

Hallo neptun

In Ergänzung zu dottores Erkenntnissen

→ ..., dass Demokratie (als deren Vater Kleisthenes bekanntlich gilt) nicht funktionieren kann. Das hatte selbst ein so hartgesottener Bursche wie Dareios sofort gerochen, als er die Frage prüfte, ob Demokratie nicht die bessere Staatsform sei und dies verwarf. (Andererseits muss man freilich sehen, dass Demokratien sich im Kriegswesen letztlich als überlegen erweisen, was Dareios bei Marathon erfahren musste).

und Niall Ferguson Ausführungen in

https://www.amazon.de/Aufstieg-Geldes-Die-W%C3%A4hrung-Geschichte/dp/3430200741 Der Aufstieg des Geldes: Die harte Währung der Geschichte

Die Schlacht bei Waterloo bildete den Höhepunkt eines seit über zwei Jahrhunderten andauernden Konflikts zwischen Großbritannien und Frankreich. Aber sie war nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei Heeren, sondern auch ein Wettstreit zwischen konkurrierenden Finanzsystemen: Dem französischen, zu dessen Grundlage unter Napoleon die Plünderung (der eroberten Länder) geworden war, und dem englischen, das auf Schulden beruhte. (Seite 73)

Kurz und knapp: "Die romanische Ökonomie beruhte auf Raub, die anglo-amerikanische Ökonomie auf Verschuldung."

schreibt dottore vor mehr als 24 Jahren in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=90297 Re: Danke für Hinweis, die Basis der Macht Englands (mit O-TEXT) ... verfasst von dottore, 07.11.2001, 17:27

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

... hat Ferguson, dessen neues Buch ich leider noch nicht gelesen habe, offenbar perfekt erwischt: Es kommt auf die besseren Finanzierungstricks an und der beste Trickser gewinnt.

Für den Aufbau der britischen Weltmacht, der erste große Test war der Sieg über das ressourcenmäßig erheblich stärkere Frankreich im 18. Jh. und dann über Napoleon, der das englische Finanzsystem offenbar nicht kapiert hatte, war wirklich der Cash Nexus entscheidend.

So konnte England nicht nur Subsidiengelder ohne Ende auf den Kontinent schicken, sondern u.a. auch ganz schlank eine Imperial Loan (Kaiser war Franz von Österreich) zu - ich glaube - 3,5 % (müsste den Titel raussuchen) platzieren, während die Franzosen nur immer Kriegs-Direkt-Inkasso der alten Art betreiben konnten und unweigerlich ins finanzielle Hintertreffen gerieten.

Ich habe zum britischen System ein Schmankerl gefunden, nämlich hier:

Es stammt aus einem Pro-BoE-Pamphlet, das 1695 in London erschien, also in der Gründungsphase der BoE (1694) und den Titel trägt:

Some Observations Upon the Bank of England

Es ist sozusagen eine programmatische Schrift mit enormer Weitsicht. Denn der (leider anonyme) Autor nennt nicht nur die Vorteile der BoE (ihrer Constitution) für Handel und Wandel, sondern auch die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe auch in Kriegszeiten Armeen, Flotten und Feldzüge zu einem günstigen Zinssatz durchzufinanzieren, was - im Gegensatz zu den früheren Kriegserfahrungen, in denen die Zinssätze für fresh money für die Kriegsparteien ruckartig in die Höhe schnellten - auch prompt eingetreten ist (die Kurse der Juros Philipps II. von Spanien waren z.B. im 16. Jh. im freien Fall, Anleihen der Krone wurden zu 25 bis 27 % kontrahiert!).

Die BoE konnte den Zinssatz für gigantische Anleihen (damals ca. 14 Mio. Pfund) für die Kriege in Irland, mit den Niederlanden und Frankreich zunächst auf 8 % halten, im 18. Jh. ging der Zins immer weiter zurück und der Standardsatz lag schließlich bei 3 %.

Zu solchen Herschenk-Konditionen (to lower Interest of Money in such a time of War ...) lassen sich natürlich gewaltige Expansionen betreiben, was dann auch eintrat, wie wir alle wissen.

Die Kriegs- und Gewaltgeschichtsschreibung hat durch die Arbeit von Ferguson offenbar eine neue Qualität bekommen, was nur zu begrüßen ist.

Daher herzlichen Dank für diesen Hinweis

und besten Gruß

d.

(der sich bescheiden erlauben darf, auch auf seinen Beitrag zur antiken Kriegsgeschichte im Vortrag Gewaltmetall Gold, Friedrichroda - kann gedownloadet werden, was leider dauert, sorry - hinzuweisen; … aber der Vater aller Kriege ist das Geld).

Niall Ferguson: The Cash Nexus. Money and Power in the Modern World, 1700-2000. Allen Lane, London 2001. 553 S., £ 20.-.
Hat das schon jemand gelesen, hört sich interessant an. Die NZZ hat eine Rezension veröffentlicht (hier).

Gruss

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Ein schönes Neues Jahr wünscht der Ostfriese


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung