Macht der Teufel Scherze?

Avicenna, Samstag, 14.12.2024, 12:10 (vor 7 Tagen) @ Bergamr1161 Views

Hallo Bergamr,

Du fragst,

"spielt uns da unser europäischer, westlicher, faustischer Blick einen Streich?"

Zur faustischen Grunderkenntnis gehört: Wir sind nicht frei und wir sind nicht gleich. Evolutionär bevorzugte die sich durch glückliche Umstände bildende Kulturoase Weimar zur Zeit der deutschen Klassiker die Entwicklung einer höheren Kultur. Aber diese kleine Kulturoase Weimar überlebte den evolutionären Verdrängungswettbewerb der grossen Dummheit unter dem Motto "Fack ju Göhte" nicht, was Schiller sehr schön in "Die Glocke" poetisch postulierte:

"Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu;
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden,
Und äschert Städt’ und Länder ein.
"

Die "Freiheit und Gleichheit", die "der Mensch in seinem Wahn" derzeit in Deutschland zur woken Hochblüte eines Extinction Events diverser Dummheit führt, brachte Weimar, wie man mir erzählte, inzwischen eine Mehrheit von Kulturfremden diverser Sprachen, für die Goethe und Schiller dem ewigen Vergessen anheimgefallen sind. Insofern ist der Gedanke korrekt, dass die Nichtnutzung der evolutionär einzigartigen Befähigung der Spezies Mensch zu denken, diese Spezies erstmals befähigt, sich - kulturell und/oder physisch - selbst auszulöschen, was die Deutschen allenthalben durch Missbrauch ihres Verstandes zu beweisen sich bemühen. Das reicht von 14-jährigen mit schlechter Erziehung, dem nicht erklärt wurde, "Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken," bis zu "Ewigblinden" Richtern mit schlechter Gesinnung: "Der Gute räumt den Platz dem Bösen, Und alle Laster walten frei."

Quod erat demonstrandum.

Avicenna

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"Niemand ist mehr Sklave als der, der sich für frei hält, ohne es zu sein" (Johann Wolfgang von Goethe, 1809)


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