Die Räuber des heiligen Augustinus

Avicenna, Freitag, 13.12.2024, 01:08 (vor 18 Tagen) @ Reffke2421 Views

Welch törichter Jammer über die irdischen Beschwerlichkeiten, den teuflischen Versuchungen zu widerstehen, sich die Hölle auf Erden zu schaffen. Antonio Gramsci meinte einmal:

"Jeder Staat ist eine Diktatur,
Nur Anarchie bietet Freiheit pur."

Natürlich muss vor dieser Option gewarnt werden, denn diese Freiheit wäre nicht das Paradies, sondern würde heute mindestens 90 Prozent aller Leute umbringen. Ich habe mal in einem Seminar über Freiheit gefragt, wer für seine Freiheit vom Korsett des Staates bereit wäre, die volle Eigenverantwortung und Eigenständigkeit für sein tägliches Überleben zu wahrzunehmen. Da hat sich niemand gemeldet.

Nur einer hat mit Hinweis auf die diskutierten Lebensumstände und Fähigkeiten unserer ferneren Vorfahren im Seminar gesagt: "Das können wir doch gar nicht mehr."

Die individuelle Lebenstüchtigkeit der Spezies Mensch wird also durch das Korsett Staat und dessen Regeln immer weiter vermindert. Bis zu dem Punkt, an den Papst Benedict XVI. im Deutschen Bundestag am 22. September 2011 erinnerte: "'Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande', hat der heilige Augustinus einmal gesagt" (www.bundestag.de/parlament/geschichte/gastredner/benedict/rede-250244).

@Weiner fragt:

"Müsste sich vielleicht der Mensch selbst ändern, damit es einen andern Staat gäbe?"

Dazu müsste nicht nur der Mensch Weiner, sondern die Mehrheit der Menschen ihren Verstand benutzen, aber das ist nach der empirischen Datenlage extrem unwahrscheinlich. Selbst die hier schon zitierte Aussage von Prof. Ernst Pöppel (psychotherapie.de), dass nur zehn Prozent der Menschen selber denken und ihr Leben in die eigene Hand nehmen, ist sehr optimistisch übertrieben.

Friedrich Schiller schrieb in dem Drama Demetrius, das ein halbes Jahrhundert nach Schillers Tod am 15. Februar 1857 am Hoftheater in Weimar uraufgeführt wurde: "Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn! Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen."

Zur Erkenntnis der Zukunft führt deshalb besser die Frage:

Welche Perspektive erwartet die Spezies Mensch, wenn deren immer lebensuntüchtiger gewordene Individuen zum Zwecke des eigenen Überlebens nur noch danach streben, sich der grössten Räuberbande anzuschliessen?

Fröhlich grüsst
Avicenna

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"Niemand ist mehr Sklave als der, der sich für frei hält, ohne es zu sein" (Johann Wolfgang von Goethe, 1809)


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