....denn die Instrumente mag es geben, aber nur wenige, welche sie auch zu bedienen verstehen

Miesepeter, Samstag, 15.01.2022, 10:34 (vor 833 Tagen) @ NST1989 Views
bearbeitet von Miesepeter, Samstag, 15.01.2022, 11:12

Inzwischen bin ich überzeugt, dass mit den aktuellen Generation die derzeit dort leben, das gar nicht mehr gehen kann. Die sind schon ab dem frühen Kindergarten entsprechend konditioniert worden, solche Ansätze zu unterlassen.

Warum ist das so? Ganz einfach, weil wir als Säugetiere sehr einfach über unsere Vorlieben zu steuern sind. Wir streben immer gute Gefühlslagen an ....

....und auch das wird von Geburt an konditioniert.

Die ganzen Konzepte zu mehr Demokratie scheitern daran, dass es kaum Demokraten gibt. Das, was wir als Demokratie verstehen, ist praktizierte Herdenführung, wo mittels Marketing die Herden über Vorlieben, Nudging und falsche Versprechungen gesteuert werden, und die Demokratieübung dient dann dazu, mittels eines feierlichen Rituals, in welchem sie aktiv persönlich dem vorgegebenen Gang zustimmt, die Loyalität und Kohärenz der Masse zu verfestigen. Von den Dingen, über die angeblich abgestimmt wird, hat der Wähler dabei schlechtestenfalls keine, bestenfalls nur sehr bruchstückhafte Ahnung.

Ob dieses Abstimmungsritual nun öfter oder seltener vollzogen wird, macht in der Sache keinen grossen Unterschied.

Die Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie auf Sachfragenebene wäre, dass im Mittel die Wähler, die über etwas abstimmen, im Vorhinein auch Informationen und Verständnis hinsichtlich der Sachfrage erworben haben. Diese Grundkompetenz wird man aber nicht über die heutigen Massenmedien erhalten: sie muss ebenfalls persönlich aktiv erworben werden. Einer Souveränität im Gestalten geht also eine Souveränität im Lernen/Verstehen voraus.

Freiheit - ist Ungewissheit in Reinstform - es gibt dazu keine Versicherungspolicen irgend einer Art. Jetzt mal ganz ehrlich - wer von euch will so leben?

Auch Freiheit geht diese Souveränität im Lernen/Verstehen voraus, denn ohne sie endet jede Freiheit zeitnah mit der Nase im Dreck.(*)

Solange die Menschen von frühesten Kindesbeinen auf den schnellen Dopamin-Kick konditioniert werden, und spätestens ab der Schulzeit das eigenständige Denken und Lernen entmutigt wird, solange wird das eigenständige Denken und Lernen auch das Privileg einer Minderheit bleiben. Um daran etwas zu ändern, muss man auch hier mindestens eine Generation im Vorhinein ansetzen und das Ziel der persönlichen Bildung wieder popularisieren, es für eine neue Generation positiv besetzen. Entprechende Initiativen und Instrumente sind zahlreich, aber gegen die instant-gratification-Welt der Medien und Computerwelten kommen sie nicht an.

So formen sich stattdessen Masse und Aussenseiter, und die Aussenseiter haben sicher wenig zu gewinnen, wenn die Masse öfter abstimmen dürfte. Der Weg für diejenigen unter den Aussenseitern, die politisch mitgestalten wollen, ist einfach: wechsel auf die dunkle Seite der Macht.

Gruss,
mp

(*) Wobei es sich hier ebenso verhält wie beim Laufenlernen oder Wirtschaften: Wer oft genug auf der Nase landet, erwirbt mit der Zeit mehr Kompetenz - auch wenn dies nur eine zwar sehr effektive, aber keinesfalls effiziente Art des Lernens ist. Insofern ist natürlich Souveränität im Lernen/Verstehen keine unbedingte Voraussetzung für Freiheit oder Gestalten.


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