Darf man das glauben: "Ampel-Koalitionäre lehnen Impfpflicht ab"

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Samstag, 20.11.2021, 11:32 (vor 888 Tagen) @ uluwatu2719 Views

Eigentlich darf man ja in diesen Zeiten von Seiten der Politik prinzipiell nichts mehr glauben. Zu viele Aussagen waren keinen Pfifferling wert, zu viele Versprechen gebrochen. Und obwohl es für jeden, der es wirklich wissen will, klar ist, das es nicht so ist, werden gerade die wenigen noch Ungeimpften in Deutschland und Österreich zum Sündenbock für das vollständige Scheitern der Impfkampagne gemacht.

Denn trotz der Tatsache, dass mittlerweile wohl deutlich mehr als 70% der deutschen Bevölkerung doppelt geimpft sind (eventuell sogar 80%, das RKI weiß es nicht so genau), gibt es immer noch Infektionen und Patienten auf den Intensivstationen (SARI-Fälle gibt es übrigens jedes Jahr, nur der PCR-Test ist neu). Das die "Inzidenzen" mittels massenhafter Tests (vor allem an Schulen) einfach "herbeigetestet" werden, sollte eigentlich auch jeder kapiert haben, aber vielen ist der Zusammenhang zwischen Testanzahl und Inzidenzwerten offenbar immer noch nicht klar.

Wenn man davon ausgeht, dass vermutlich etwa 75% der deutschen Bevölkerung doppelt geimpft sind und etwa 10% Kinder abzieht, bleiben vielleicht noch 15% erwachsene Ungeimpfte, von denen wiederum ein kleiner Teil aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, ein anderer Teil aufgrund einer überstandenen Infektion als immun angesehen werden kann. Wir reden daher von weniger als 10% der Bevölkerung, die jetzt schuld daran sein soll, dass die Intensivkapazitäten an ihre Grenzen kommen (nur nebenbei: COVID-19-Patienten machen weniger als ein Fünftel der Intensivpatienten aus).

Das im vergangenen Jahr ein großer Teil der Intensivkapazitäten von den Klinikbetreibern in Deutschland abgebaut wurde, und dass genau dieser Teil jetzt fehlt, kommt überhaupt nicht zur Sprache. Es wird von allen Seiten so getan, als würden die Intensivstationen vor COVID-19-Patienten überquellen (wie gesagt, sie machen nur ein Fünftel aus) und die Engpässe würden aus der großen Zunahme dieser Fälle entstehen (stimmt nicht, es sind genau so viele Fälle, wie vergangenes Jahr).

Deshalb fordern Kommentatoren jetzt die allgemeine Impfpflicht, Österreich würde es ja sozusagen "mustergültig" vormachen. Klar, wenn man jetzt noch die letzten 10% mit einem Impfstoff impft, der bislang absolut keine Auswirkung auf die Zahlen hatte, wird es sicher besser werden.

Und wieder kommt von der deutschen Politik die Aussage, dass es eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland nicht geben werde.

https://www.n-tv.de/politik/Ampel-Politiker-lehnen-Impfpflicht-fuer-alle-ab-article2294...

Ich bin gespannt, wie lange die Halbwertszeit dieser Aussagen sein wird. Spätestens, wenn man die Inzidenzen in Deutschland in den nächsten Wochen auf über 1.000 hochgetestet hat, wird die Politik unter dem medialen Druck wieder einknicken.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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