Vielleicht isst er auch Kartoffeln?

Gernot ⌂, Mittwoch, 17.03.2021, 18:11 (vor 1137 Tagen) @ Zürichsee2486 Views
bearbeitet von Gernot, Mittwoch, 17.03.2021, 18:48

... oder gar Tomaten und manchmal Reis statt Gerstengrütze?

Man muss in keiner Sache 110-prozentig sein oder Fanatiker. Ein natürliches Gefühl für die Dinge reicht. Letzteres könnte einem vermitteln,
dass Engleutsch
(englisches Deutsch, nicht "Denglisch", deutsches Englisch, ein Begriff, der zur Bespaßung und Verniedlichung geschaffen wurde und freundlich lächelnde Akzeptanz erzielt)
eine Überfremdung statt einer Bereicherung darstellt und obendrein eine Mode, der sich ein selbständig denkender Geist verweigern kann.
Wer heute Anglizismen ablehnt, ähnelt darin vielleicht demjenigen, der Anfang des 19. Jahrhunderts die Mode französischer Worte abgelehnte.

Warum sollte man auf Fremd- und Lehnwörter verzichten, die z.B. lateinischen, griechischen oder französischen Ursprungs sind, wenn man die deutsche Sprache und Identität (und vermutlich alle fremden auch) und somit die Vielfalt der Kulturen erhalten möchte? Sie bedrohen die eigene Sprache nicht. Im Gegensatz dazu können sich gerade weniger Gebildete gar nicht mehr in Deutsch ausdrücken und wissen Anglizismen nicht durch deutsche Wörter oder, häufiger, andere Formulierungen, zu vermeiden.
Gut, wenn Fremdwörter überhandnehmen, sodass ein Text schwerverständlich wird, oder wenn sie benutzt werden, um seine vermeintlich überlegene Bildung zu dokumentieren oder andere vom Verstehen auszuschließen, lehne ich sie auch ab.

Unter einem Kauderwelsch von "highlights", "covern", "label(n)" usw. werden etliche eindeutige deutsche Begriffe begraben, und niemand weiß mehr, was das eigentlich genau bedeuten soll. Hierdurch wird erleichtert, sich im Nachhinein mit "so war es nicht gemeint" herauszureden.
Von der Verstofflichung und teilweisen Patriarchalisierung des Deutschen durch Anglizismen will ich gar nicht erst anfangen, und "downloaden" u.a. empfehle ich mal versuchsweise zu konjugieren.
Die Duden-Reaktion macht sich das einfach. Sie "integriert" einfach hunderte oder gar tausende englische Worte und erklärt sie zu Deutsch. Dafür steht sie m.E. zu Recht in der Kritik, denn im Endeffekt müsste sie einfach ein englisches Wörterbuch herausgeben und "Deutsch" darauf schreiben.

Der Unterschied zwischen "keltischen" und "germanischen" (und slawischen) Sprachen vor 2000 Jahren dürfte übrigens dem zwischen Dialekten entsprochen haben. Es ist jedenfalls nicht überliefert, dass bei Stammesverhandlungen Dolmetscher benötigt wurden, nicht einmal zwischen Sachsen und Anglokelten. Vergessen wir nicht, dass die Römer Kelten von Germanen trennten - mittels des Rheins.

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Ab jetzt wird durchregiert. Wir kennen keine rote Linie mehr. Verbote bedeuten auch mehr Freiheit. Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke. Hass bedeutet Liebe. Gebt ihnen keinen Millimeter preis.


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