Keine Veränderung durch Luftbilanzierung der EZB

Miesepeter, Donnerstag, 22.10.2020, 20:44 (vor 1275 Tagen) @ BerndBorchert1859 Views

Für die Staatsanleihen bei der ZB existiert ja eine genau so große Summe an ZB-Geld (inkl. Bargeld). Wenn die Staatsanleihen bei der ZB mit der Luft getilgt würden (Dein Vorschlag), würde diese ZB-Geld Summe nicht kleiner und alle ZB-Geld-Halter (inkl. Bargeld-Halter) hätten als Sicherheit für ihr Geld nur noch die Luft, nicht mehr die Verpflichtung der Staaten (mit ihrem Steuer-Zugriff auf die reale Wertschöpfung in Billionen-Höhe), die Anleihe zurückzuzahlen.

ZB-Geld-Halter haben bereits heute keine Sicherheit für ihr Geld, sie können mit dem Geld nicht (gegen den Willen der ZB) in das Vermögen der ZB durchgreifen. Die ZB schuldet den Geldhaltern nichts, auch wenn das ZB-Geld bei ihr passiviert ist.

(Dies gilt zumindest im Falle aller angekauften Vermögensgegenstände, im Falle der Repos schuldet die ZB den Vertragspartnern die Rückgabe der angekauften Anleihe gegen die Rückgabe des ZB-Geldes - kein Problem für die ZB).

Ob die Staaten tilgen oder rückzahlen hat darauf überhaupt keinen Einfluss.

Das ZB-Geld (inkl. Bargeld) wäre mit Luft besichert.

Nicht einmal das. Es ist und wäre weiterhin mit gar nichts besichert.

Auch die heutigen Staatsleihen sind darüber hinaus nicht anders zu bewerten als Luft: es weiss doch inzwischen jeder, dass Staatsschulden nicht zuruückgezahlt, sondern in aller Regel rolliert werden. Wenn die Staaten tatsächlich ihre Schulden bei den Notenbanken begleichen würden, wären sie in kürzester Zeit zahlungsunfähig, die Wirtschaften ihrer Länder würden in einer deflationären Depression implodieren, und Revolutionen wären nur eine Frage der Zeit. Das dürften 3 der Gründe sein, warum man lieber davon absieht [[zwinker]]

Keiner würde es für Zahlungen akzeptieren, d.h. das ZB-Geld wäre wertlos. Und das Banken-Giralgeld würde wohl auch praktisch wertlos, allein weil der Maßstab weg ist.

Das ist eine grosse Fehlannahme, die übrigends Dottore selbst auch gemacht hat. Er sah den Zeitpunkt sogar noch früher, nämlich an dem Tage, an dem eine ZB Staatsanleihen aufkaufen würde (statt sie nur im Repogeschäft zu refinanzieren). Wie wir alle inzwischen wissen, führte dies nicht zu eine Repudiation, einer Ablehnung der Währung durch das Publikum. Das liesst keine Zentralbankbilanzen und interessiert sich auch nicht dafür, was in einer ZB aktiviert ist.

Durch eine Luftbilanzierung würde sich für die EZB und die Geldhalter zunächst einmal gar nichts verändern. Sehr viel verändern würde sich allerdings für den Staat. Der wäre erheblich entschuldet und hätte somit stante pede ein ebenso erhebliches Neuverschuldungspotential.

Gruss,
mp


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