Spenglers vermeintliche Verschleierung der Verantwortlichen

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 08.07.2020, 14:11 (vor 1359 Tagen) @ Oblomow4235 Views
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 08.07.2020, 14:26

Hallo!

Und das Spenglerbashing war eben die Provokation versus andere Schreiber. Ich fand es aber in der Binnenlogik absolut plausibel, den Untergangswissenschaftler anzugreifen, weil er erstes den Untergang als unausweichlich beschrieb und damit zweitens die Verantwortlichen (seiner Meinung nach) verschleierte.

Damit bist Du leider Tempranillos Ahnungslosigkeit und Irrtümern auf den Leim gegangen, die er in einer Penetranz wiederholt hat, daß es einer Gehirnwäsche gleicht.

Spengler hat mitnichten die Verantwortlichen verschleiert, sondern sie klar benannt. Zwar nannte er keine Namen, weil er anwendbare Erklärungen liefert und keine Beschuldigungen, doch geht aus seiner Arbeit für denjenigen, der nicht völlig verblendet ist, deutlich hervor, wo er die Verantwortlichen in seiner jeweiligen Zeit suchen muß.

In seinem letzten Buche "Jahre der Entscheidung" schrieb Spengler:
"Es macht keinen Unterschied, ob diese Fronten des Klassenkampfes die Gestalt bürokratischer Parteien oder Gewerkschaften erhalten haben wie die marxistischen, katholischen und nationalen in Deutschland, ähnlich in England, ob sie die romanische Form von Anarchisten- und Sozialistenklubs besitzen wie in Barcelona und Chikago, oder ob sie wie einst in Rußland und heute in Amerika als unterirdische Bewegungen vorhanden sind, um sich erst im Augenblick der Tat sichtbar zusammenzuballen: Sie bestehen alle aus herrschenden Gruppen von Berufsdemagogen und einer willenlos geleiteten Gefolgschaft, die dem kaum begriffenen Endziel zu dienen und sich ihm zu opfern hat. Die Regierungen sind längst ihre ausführenden Organe geworden, entweder weil die Massenführer selbst die parlamentarische Macht besitzen oder weil es den Gegnern, die sich in der Hypnose der Arbeiterideologie befinden, an Mut zu eigenem Denken und Handeln fehlt.
Sie regieren auch die Wirtschaft, und zwar mit politischen Mitteln zu politischem Zweck. Und dieser Zweck ist nie aus den Augen verloren worden: es war der Klassenkampf gegen die organischen Mächte und Formen des Wirtschaftslebens, die man "Kapitalismus" nannte. Das letzte Ziel war deren Vernichtung, seit 1848, und es ist endlich erreicht worden. Die seit fast einem Jahrhundert ekstatisch vorausgesagte Katastrophe der Wirtschaft ist da. Die Weltwirtschaftskrise dieser und noch sehr vieler kommenden Jahre ist nicht, wie die ganze Welt meint, die vorübergehende Folge von Krieg, Revolution, Inflation und Schuldenzahlung. Sie ist gewollt worden. Sie ist in allen wesentlichen Zügen das Ergebnis einer zielbewußten Arbeit der Führer des Proletariats.
[...]
Ich weiß es wohl: die meisten werden es mit Entsetzen ablehnen, diesen nie wieder gut zu machenden Zusammenbruch von allem, was Jahrhunderte aufgebaut haben, als gewollt, als das Ergebnis einer zielbewußten Arbeit zu erkennen. Aber es ist so und es läßt sich beweisen."

("Jahre der Entscheidung", Ausgabe 1933, 105ff.)

In dem selben Werke legt Spengler kundig dar, welche Mächte von welchen Seiten die abendländische Kultur zu Fall bringen wollen. Es sind die selben Akteure, die damals den "Arbeiter" als ihr Mittel zum Sturze der traditionellen Sozial- und Wirtschaftsordnung nutzten und heute mit den selben Zielen den "Migranten" zu ihrem revolutionäres Subjekt erkoren haben. Sie sitzen nicht nur an den Spitzen linker Organisationen (damals Arbeiterbewegungen), sondern auch der Wirtschaft und der Regierungen, die sie vollständig durchdrungen und zu ihren Vehikeln gemacht haben. Von dort aus nehmen sie die europäische Zivilisation und die in ihr noch fortwirkenden Reste alter Traditionen von "unten" (vermeintliche Selbstbefreiung einer revolutionären Masse oder Klasse) und von "oben" (die globalen, an keine Nation gebundenen, grenzenlosen Menschen-, Güter- und Finanzverkehr anstrebenden Herrscher der Wirtschaftswelt) sowie von "außen" (Vertreter nichteuropäischer Völker, die sich von westlicher Dominanz emanzipieren wollen) in die Klammer.
Wie aus der obigen Passage hervorgeht, betrachtete Spengler diese Vorgänge mitnichten (allein) als Folge historischer Gesetzmäßigkeiten, sondern auch als ein Produkt zielgerichteter Arbeit bestimmter und bestimmbarer Kreise. Diese können aber nur deswegen erfolgreich wirken, weil die Phase innerhalb des Zyklus anbendländischer Geschichte eine Schwäche unserer Kultur bedeutet, die allein es ermöglicht, daß niedere und materialistische Kräfte den Lauf der Dinge diktieren können.
Spengler trägt mit seiner Philosophie wichtige Elemente bei, die nicht nur die Verantwortlichen zu identifizieren helfen, sondern auch den Blick auf jene metaphysischen Wirkzusammenhänge zu richten, von denen aus (wenn man die geistigen Grundlagen schaffen oder wiederherstellen könnte) zumindest hypothetisch eine Gesundung erfolgen könnte.

Wer sich diesen Weg aus reiner Plattheit und Dummheit verbaut, wird ewig klügelnd mit wehenden Fahnen den Untergang vollziehen. Die dann nicht vorhandenen Nachfahren werden freilich nicht mehr die Gelegenheit haben, den Irrtum zu bemerken, dem die bis zu letzt den Ton angebenden und für eine Umkehr der Entwicklung völlig falsche Erklärungen und Ansätze bemühenden Idioten unterlegen sind.

Gruß
Taurec

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh’ zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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