"ad hominem"

Taurec ⌂, München, Dienstag, 07.07.2020, 20:54 (vor 1382 Tagen) @ Tempranillo4477 Views
bearbeitet von Taurec, Dienstag, 07.07.2020, 21:21

Hallo!

Zu späte Antwort wegen zu späten Lesens. Allerdings erlaube ich mir als mehrmaliger Erwähnter noch eine Entgegnung.

Unter einem Angriff ad Hominem verseht man normalerweise Attacken auf einen Diskussionsteilnehmer, wovon gerade bei mir so wenig die Rede sein kann wie bei kaum einem anderen Fori. Ich lasse mir vieles bieten, ohne im gleichen Ton zu antworten. Diesen eristischen Dreh, Kritik an Dritten als ad Hominems zu bewerten, hat neulich schon Taurec gebracht.

"Ad hominem" wird zwar allgemein als polemischer Angriff auf die Person des Gegners aufgefaßt, wenn einem auf sachlicher Ebene die Argumente ausgehen. Genaugenommen ist dies aber das schopenhauer'sche "argumentum ad personam", das jeglichen sachlichen Bezuges entbehrt. Das trifft auf unseren Disput freilich nicht zu, weil ich insbesondere auf Deine Denk- und Argumentationsweise zielte. Weil diese die Deine ist, ist unabweisbar und unvermeidbar auch ein Personenbezug vorhanden. Deine Denkweise ist in sich geschlossen, sachlichen Argumenten nicht zugänglich (erkenntlich an dem Fehlen sachlicher, argumentsbezogener Entgegnungen) und kann daher nur angegriffen werden, indem man sozusagen Rumpelstilzchen beim Namen nennt.

Ein "argumentum ad personam" ist irrig, wenn es sich um einen sogenannten "genetischen Fehlschluß" handelt, also wenn ohne Bezug zur Aussage dieselbe allein aufgrund ihrer Herkunft und des Hintergrunds abgelehnt wird. Tatsächlich handelt es sich bei Deinem Angehen gegen Spengler (zunehmend) um klassische genetische Fehlschlüsse, weil Du ohne Bezug zu seiner von Dir unverstandenen und daher von Dir auch nicht widerlegbaren Philosophie, dieselbe hier (soweit ich es überblicke) häufig aufgrund Spenglers vermeintlichen Wirkens im Sinne der angloamerikanisch-zionistischen Finanzoligarchie (was schreiender Unsinn ist) ablehnst.
Genetische Fehlschlüsse liegen in meinen Entgegnungen an Dich nicht vor, da ich Deine Aussagen (insbesondere die Angriffe auf Spengler) nicht ohne Sachbezug allein aufgrund des Ursprungs bei Dir ablehne, sondern wegen des grundsätzlichen Aufbaus und der offensichtlichen Zielsetzung Deiner Argumentationsweise.

Ein "argumentum ad hominem", das keinen genetischen Fehlschluß darstellt, ist nicht per se unstatthaft. Es gibt Situationen (hier im Gelben mit Dir hatten wir so eine), in der ein Hinweis auf die Irrigkeit einer Argumentationsweise aufgrund persönlicher Eigenschaften oder Umstände des Argumentierenden, die dessen Denkweise stören, die einzige Möglichkeit ist, den Komplex aufzulösen.
Der verschiedenen Subtypen eines "argumentum ad hominem", die im Wikipediaartikel behandelt werden, am treffendsten ist in diesem Falle wohl der Vorwurf der Befangenheit (hier auf Englisch).
Ich unterstelle, daß Du befangen bist, weil Du...

  • ...allzusehr auf Deinen persönlichen Feldzug gegen das angloamerikanische Lügenimperium fokussiert keine Gelegenheit ausläßt, gegen dieses zu propagandieren, wobei Du Dinge als potentiell feindlich wertest, wenn Du sie z. B. intellektuell nicht durchdrungen hast und sie Dir daher nicht auf Deiner Denklinie zu liegen scheinen.
  • ...als bekennender Atheist (siehe hier) logischerweise eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber metaphysischen Denkansätzen hast, wie Spenglers einen darstellt. Deine Denkweise ist (unter Ablehnung eines in der Natur wirkenden höheren Geistes) allzu diesseitsbezogen, kausalistisch und mechanistisch. Spenglers Denkweise dagegen ist analogisch, gezielt akausal und erklärtermaßen der Entwicklung einer Metaphysik der Geschichte gewidmet. Von Deinem Hintergrund her kannst Du ihn gar nicht verstehen und mußt ihn ablehnen.
    Wie Du als "bombenfester Atheist" überhaupt etwas für europäische Kultur übrig haben kannst, ist mir allerdings ein Rätsel, weil Dir Deinerseits die stets religiös-spirituellen Grundlagen der Kultur ein Rätsel sein müssen – eines, dessen Existenz Dir vielleicht gar nicht bewußt ist, weil Du Deinen eigenen blinden Fleck nicht wahrnimmst. Wie Spengler es in seiner Beschreibung der Zivilisation darstellt, ähnelst Du jenen letzten Menschen der Großstadt, die sich Kultur, ohne sie zu haben, lediglich noch vormachen und daraus einen eher eitlen Genuß ziehen, sei es rein hedonistisch oder um sich künstlich von der Masse abzuheben. Kultur ist allerdings nichts, für das man sich entscheidet, um sich damit aufzuwerten, sondern etwas, das man hat, und zwar mit allen positiven und negativen Auswirkungen dieses "So-Seins".

Dergestaltige Vorwürfe sind statthaft, weil sie Wesensmerkmale benennen, die in gerader Linie die Irrigkeit einer Argumentation zur Folge haben. Desgleichen zu verbieten, würde bedeuten, den Ausgang aus davon betroffenen Diskussionen zu vermauern.

Gruß
Taurec
(Mit leicht schlechtem Gewissen, weil Du nichts mehr entgegnen kannst, dafür so sachlich wie nur irgend möglich.)

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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh’ zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Weltenwende


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