Gewaltfreies Abdanken durch Rücktritt wegen Selbsterkenntnis der eigenen Unfähigkeit

Morpheus ⌂, Dienstag, 27.09.2022, 14:54 (vor 570 Tagen) @ Weiner3018 Views

Hallo Morpheus und Beo2 -

ich danke für Eure Beiträge und beantworte sie in einem neuen Beitrag, zuerst die Liste von @Morpheus aufgreifend:

Den Dank gebe ich gerne zurück.


1) Wir brauchen die Erkenntnis, dass Herrschaft schadet.

Diese Erkenntnis ist m.E. überall vorhanden (man kann Ausnahmesituationen finden, in denen Herrschaft positiv wirkt, Modellbeispiel wäre etwa die Diktatur in der frühen Römischen Republik). Es gibt allerdings kaum Kenntnis und Erfahrung davon, wie ein herrschaftsfreies Gemeinwesen KONKRET organisiert werden kann. Dazu muss erst jemand ein Regelwerk vorschlagen, angefangen von der Abhaltung einer Versammlung mit mehr als 100 Leuten, bei der am Ende eine Entscheidung und ein Konsens - oder was immer - gefunden werden soll. Mutt' Du nur mal die nächste Sitzung des Obst- und Gartenbauvereins besuchen ...

Die Baháí sind inzwischen bekannt für ihre Beratungskultur. Es ist eine Religion, die in diesem Bereich mit genauen Vorgaben ausgestattet wurde, um genau dieses Problem zu adressieren. Dort haben sich Gemeinschaften entwickelt, die das bereits erfolgreich praktizieren. Kleine Keimzellen sozusagen, die als positive Beispiele zählen können.
Ein Dokument, was die Vorgehensweise sehr gut beschreibt findest Du hier im Webarchiv.


2) Wir brauchen die Entfernung der bisher Herrschenden von den Schalthebeln.

Wie um Himmels Willen soll das geschehen? Durch Verhaftungen und Liquidationen? Wer führt die durch? Die "bisher Herrschenden" - das ist eine riesige Armada. Das sind, bezogen auf Deutschland, zahlenmäßig weit mehr als all die Reservisten, die Putin jetzt mobilisieren will. Und genauso gibt es 100.000 Schalthebel, an denen die "bisher Herrschenden" werkeln. Und wenn Du einen Schalthebel blockierst, dann rennen zehn neue "herrschen Wollende" in vorauseilendem Gehorsam herbei, um die 'Entfernten' zu ersetzen und die Hebel wieder zu bewegen: denn Macht haben und herrschen, das ist soooo geil ...

Nein, das hatte ich doch klar gesagt. Durch Rücktritt, weil sie nicht mehr weiter wissen und alleine dastehen. Keiner von den Witzfiguren ist ein wirklich brutaler Gewalt-Herrscher und ihre eigene Dummheit fällt natürlich irgendwann auch auf sie selbst zurück.


3) Wir brauchen die Einigung mit Russland, um ausreichend Energie zu bekommen und die Preise wieder zu senken.

WER bitte sollte sich mit Russland einigen? Wo ist irgendeine Gruppierung in Deutschland, die real die Autorität hätte, mit Diplomaten der Russischen Föderation oder mit russischen Energiemanagern zu verhandeln? Wer hätte dafür ein Mandat? Wer kann die dafür nötige finanzielle Sicherheitsleistung aufbringen? [siehe hierzu aber meine Idee ganz unten, am Ende dieses langen Textes ...].

Dazu später mehr.


4) Damit gewinnen wir die Zeit, die wir für einen Umbau der Gesellschaft benötigen.
5) Der Umbau kann/muss dann zügig mit einer möglichst parallelisierten Bestandsaufnahme beginnen.

Das sind zentrale und wichtige Punkte. Aber es hilft nicht zu sagen: wir brauchen das; wir müssen dies und das tun. Es beginnt damit, dass ein Einzelner oder eine Gruppe die Bestandsaufnahme und den Umbauplan tatsächlich vorlegt. Das kann ein unfertiger Entwurf sein, aber er hat so attraktiv zu sein, dass er Andere zum Mitmachen und zur Weiterentwicklung einlädt, quasi magisch anzieht, weil man erkennt: ja, so könnte es funktionieren. Also: wo ist der Entwurf? Wenn er vorgelegt wird, entsteht neue Zeit und entstehen neue Spielräume - und Andere, im Hintergrund, zücken sofort ihre bereits bestens geschliffenen Messer. Denn diese Anderen sind Dir immer fünf Schachzüge denkend voraus und wissen was Du tun willst, bevor Du selbst angefangen hast zu denken.

Nein, das ist erst einmal überhaupt nicht nötig und nicht machbar. Kein Mensch hat die Daten und kann die Fragen stellen, die notwendig sind und die Ressourcen erhalten, die notwendig sind, nur um die Fragen zu beantworten.
Belgien hatte ein Jahr keine Regierung und es ist nicht untergegangen. Wir brauchen keine Zentralregierung, um überleben zu können.

6) Es müssen zentrale Strukturen abgebaut werden.
7) Es müssen dezentrale Strukturen auf der untersten Ebene gefördert werden.
8) Wo große Institution/Unternehmen sterben, sind sie in kleine Einheiten zu zerlegen
9) Kleine Strukturen werden gefördert, übergroße Institutionen werden unter Anpassungsdruck gesetzt sich zu verkleinern bzw. zu zerlegen.
10) Öffentliche Strukturen müssen intelligent, also im Sinne der Bevölkerung privatisiert werden.

Bin ich nicht dagegen. Bitte anfangen, ein 'Privatisierungsgesetz' zu schreiben. Wurden aber schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die die Gesetze über betriebliche Mitbestimmung den deutschen Arbeitnehmern bieten? Werden von den Gewerkschaften alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die die Gesetze zu Tarifverträgen und zu legalen Streiks bieten? So vieles wäre möglich unter bereits bestehendem Recht. Aber man macht nichts ...

@Morpheus: "Man kann das z.B. durch Genossenschaften machen, aber ich bin davon kein Freund, weil die Bevölkerung ihr Geld investieren muss, und ich besser finde, es wird an einen Unternehmer delegiert, der persönlich investiert ist."

Echte Unternehmer sind freie Menschen, keine Delegierte!!! Und wenn sie investieren (Kapital, Ideen, Arbeit), dann wollen sie einen Profit haben. Es gibt durchaus Unternehmer, die fair gegenüber ihren Mitarbeitern sind, manche sogar mehr als fair - aber sie nehmen auf keinen Fall Delegierungen entgegen! Genossenschaften wären etwas Wunderbares, aber sie erfordern freie und ganze Menschen - wach, intelligent, mitdenkend, auf die gemeinsame Sache bezogen, bereit zu geben (und nicht nur zu nehmen), die Mitgenossen wertschätzend. In Genossenschaften steckt ein komplexer Kodex an Verhaltensweisen, der heute nur noch sehr selten zu finden ist. In den Batallionen in der Ukraine, egal auf welcher Seite, wird er eben wieder neu entdeckt.

Also ich will nichts vorgeben. Aber nach meinen Überlegungen, geht es nicht um Privatisierung. Das sollte über Neugründungen erfolgen, die dann Personal anstellen, dass beim Staat keine Aufgabe mehr hat. Das Inventar sollte sicher verkauft werden. Aber das muss wie gesagt regional von Fall zu Fall entschieden werden. Es gibt ausdrücklich auch hier keine globalen Regelungen.
Gewinne sind gut und richtig. Das ist sinnvoll. Besser als Verluste. In meinem Buch stehen da eine Reihe praktischer Anreize für Gewinne, die die Sicherheit nachhaltig verbessern können.

Ich höre hier erst einmal auf und komme später auf den Teil ganz unten zurück.

Grüße
Morpheus

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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